Steuerfahndung - Fluch oder Segen?

5 Antworten

Die " Steuerfahndung" ist mit ihren Aufgaben und Mitteln klar definiert. Nach §208 Abs. 1 AO: "Aufgabe der Steuerfahndung (Zollfahndung) ist 1. die Erforschung von Steuerstraftaten und Steuerordnungswidrigkeiten, 2. die Ermittlung der Besteuerungsgrundlagen in den in Nummer 1 bezeichneten Fällen, 3. die Aufdeckung und Ermittlung unbekannter Steuerfälle."

Es handelt sich also um eine Organisation von Ermittlern in Steuerangelegenheiten mit klaren Befugnissen.

Die Steuerfahndung arbeitet in zwei Richtungen:

  • Bei Vorliegen eines begründeten Anfangsverdachts werden Ermittlungen zu einer spezifischen Steuersache und involvierten Steuerschuldnern eingeleitet. Dies kann auch die Sicherstellung von Unterlagen vor Ort einschließen.
  • Die anlassunabhängige Fahndung soll solche Verdachtsmomente anhand verfügbarer Informationen liefern. Dazu gehören beispielsweise auch die automatischen Erhebungen auf elektronischen Marktplätzen, um nicht gemeldete, gewerbliche Verkäufer zu identifizieren. Weiterhin gibt es Abgleiche mit anderen, insbesondere auch europäischen Behörden, um für bestimmte Steuerpflichten Hinweise auf Straftaten oder signifikante Ordnungswidrigkeiten zu finden.

Die Steuerfahndung verwendet für ihre Ermittlungen (insbesondere im anlassunabhängigen Bereich) zunächst primär elektronische Verfahren der Auswertung und Korrelation von Daten.

Wesentliche Probleme hierbei sind die recht dünne Personaldecke der Steuerfahnder und die dürftige Ausstattung mit Budgets, um beispielsweise in entsprechende Ermittlungssoftware zu investieren.


Privatier59  01.12.2023, 06:10

Der Fragesteller ist Steuerfahnder. Die graue Theorie ist ihm bekannt. Es geht daher um persönliche Erfahrungen.

gandalf94305  01.12.2023, 11:01
@Privatier59

Ich als Steuersubjekt habe keine Erfahrungen mit der Steuerfahndung.

Ich als Dienstleister für insbes. Lösungen zur anlassunabhängigen Fahndung habe durchaus Erfahrungen, wie man Use Cases unterstützen kann.

Mit ist unklar, welche Art von "Erfahrungen" hier angefragt werden.

Meandor 
Beitragsersteller
 04.12.2023, 00:07
@gandalf94305

Mir ging es um jede Art von Erfahrung mit der Steuerfahndung; seien es persönlich oder seien es die Erzählungen, dass der Freund eines Freundes was gehört hat. Mir geht es um die öffentliche Wahrnehmung, bzw. die Frage ob es so etwas überhaupt gibt.

gandalf94305  04.12.2023, 00:12
@Meandor

Da weniger Menschen mit Steuerfahndern zu tun haben, ist die öffentliche Wahrnehmung sicher schwammiger und weniger von konkreten Erfahrungen geprägt, als das bei den üblichen polizeilichen Ermittlungsbehörden der Fall ist.

Die Gründung des LFK in NRW dürfte an den meisten Bürgern ungesehen vorbeigegangen sein.

Meandor 
Beitragsersteller
 04.12.2023, 07:42
@gandalf94305

Das ging auch an vielen Fahndern aus anderen Bundesländern vorbei. Ist die Gründung jetzt durch; ich dachte das kommt erst frühestens zum 1.1.24.

Ich hatte mal einen Steuerfahnder in der Familie, meinen Vater. Liegt natürlich lange zurück. Das war in den 50er-Jahren. Da hat er dann aber auch beschlossen, außerhalb des öffentlichen Dienstes sein Glück zu versuchen und ist Steuerberater geworden.

Lustig fand ich, dass nicht wenige seiner ersten Mandanten Steuerpflichtige waren die ihn in seiner Funktion als Steuerfahnder kennengelernt hatten.

Zu den Fahnderkollegen hat er dann ein Leben lang Kontakt behalten durch einen Kegelklub. Ich habe so einige der Kegelbrüder persönlich kenngelernt. Das war weder die Finanzgestapo noch waren es die Trottel der Nation, sondern ganz normale Menschen.

Drollig im übrigen, dass die genau dieselbe Aversion gegen Zahlung von Steuern auf Kapitalerträge hatten wie der Rest der Bevölkerung. Aber "zwei Paar Schuhe" haben nicht nur die angehabt.

'Fluch oder Segen'? Für wen soll denn diese Frage beantwortet werden - für Steuerhinterzieher, ehrliche Steuerpflichtige, den Fiskus?


Meandor 
Beitragsersteller
 30.11.2023, 10:20

Das ist ja nur die Überschrift... Die Fragen stehen am Ende vom Text.

Ja, in meiner Firma waren die Steuerfahnder vor Jahren auch. Ging nicht so gut für meinen Arbeitgeber aus.

Aus meiner Sicht werden die Steuerfahnder / Zollbehörden dringend gebraucht, es wird so schon genug unterschlagen oder schwarz gearbeitet. Alles zu Lasten des ehrlichen Bürgers.

Wir kennen das alles aus der Presse. Die Steuerfahndung hat wieder mal Daten von Datendieben aus der Schweiz gekauft für Millionenbeträge.

Jeder, der hier in D von einem Dieb was kauft, wird bestraft. Die Steuerfahndung macht das, obwohl sie weis das die Daten illegal verkauft werden.

Wer wird dann mit sowas überführt? Frühere Fußballstars und ex Postminister.

Genau das führt dazu, das Steuern zu hinter ziehen ein Kavaliersdelikt bleibt.

Behörden begehen illegale Handlungen und es wird in der Presse lobend erwähnt.

Ich wuste schon immer das hier die Gesetze nicht für alle gleichermaßen gelten.


Eifelia  30.11.2023, 14:10

"Wer wird dann mit sowas überführt? Frühere Fußballstars und ex Postminister."

Nein.

Die Ex-Fußballstars und Ex-Postlinister sind nur die Einzigen, über die dann in der Presse berichtet wird.

Alarm67  30.11.2023, 14:22
@Eifelia

Eben, weil Prominent!

Alle anderen sind für die Presse einfach nicht interessant genug!

Eifelia  30.11.2023, 16:06
@Alarm67

Exakt. Ich lese Hildefeuer aber so, dass sie meint, andere Steuerhinterzieher würden auf Grundlage der Daten-CDs nicht verfolgt - das ist aber natürlich nicht der Fall.

Das Bundesverfassungsgericht hat außerdem bereits 2010 die Nutzung der Daten für zulässig erklärt.