Steuerfahndung - Fluch oder Segen?
Gelegentlich wird hier bei Steuerfragen die Steuerfahndung interessiert, meist mit einem Satz wie "das wird die Steuerfahndung interessieren", oder "das merkt die Steuerfahndung dann auch".
Die Aussagen sind relativ neutral gehalten. Auf gutefrage.net ist die Steuerfahndung entweder ein Drohgespinst oder eine Lächerlichkeit. Genau so ist es auch mit deren Aufgaben. Manche beschreiben sie als allmächtig und allwissend, wenn es um Geld und Steuern geht; anderenorts beschreibt man sie als trägen Beamtenapparat der nichts auf die Reihe bekommt.
Zusammengefasst würde ich sagen, Niemand weiß eigentlich irgendwas genaues.
Habt Ihr Erfahrungen mit der Steuerfahndung, also explizit mit der Steuerfahndung der Steuerverwaltungen der Bundesländern? Nicht mir irgendwelchen Zollbehörden oder der (Bundes-)Betriebsprüfung. Wie ist/war Euer Eindruck?
5 Antworten
Die " Steuerfahndung" ist mit ihren Aufgaben und Mitteln klar definiert. Nach §208 Abs. 1 AO: "Aufgabe der Steuerfahndung (Zollfahndung) ist 1. die Erforschung von Steuerstraftaten und Steuerordnungswidrigkeiten, 2. die Ermittlung der Besteuerungsgrundlagen in den in Nummer 1 bezeichneten Fällen, 3. die Aufdeckung und Ermittlung unbekannter Steuerfälle."
Es handelt sich also um eine Organisation von Ermittlern in Steuerangelegenheiten mit klaren Befugnissen.
Die Steuerfahndung arbeitet in zwei Richtungen:
- Bei Vorliegen eines begründeten Anfangsverdachts werden Ermittlungen zu einer spezifischen Steuersache und involvierten Steuerschuldnern eingeleitet. Dies kann auch die Sicherstellung von Unterlagen vor Ort einschließen.
- Die anlassunabhängige Fahndung soll solche Verdachtsmomente anhand verfügbarer Informationen liefern. Dazu gehören beispielsweise auch die automatischen Erhebungen auf elektronischen Marktplätzen, um nicht gemeldete, gewerbliche Verkäufer zu identifizieren. Weiterhin gibt es Abgleiche mit anderen, insbesondere auch europäischen Behörden, um für bestimmte Steuerpflichten Hinweise auf Straftaten oder signifikante Ordnungswidrigkeiten zu finden.
Die Steuerfahndung verwendet für ihre Ermittlungen (insbesondere im anlassunabhängigen Bereich) zunächst primär elektronische Verfahren der Auswertung und Korrelation von Daten.
Wesentliche Probleme hierbei sind die recht dünne Personaldecke der Steuerfahnder und die dürftige Ausstattung mit Budgets, um beispielsweise in entsprechende Ermittlungssoftware zu investieren.
Ich als Steuersubjekt habe keine Erfahrungen mit der Steuerfahndung.
Ich als Dienstleister für insbes. Lösungen zur anlassunabhängigen Fahndung habe durchaus Erfahrungen, wie man Use Cases unterstützen kann.
Mit ist unklar, welche Art von "Erfahrungen" hier angefragt werden.
Mir ging es um jede Art von Erfahrung mit der Steuerfahndung; seien es persönlich oder seien es die Erzählungen, dass der Freund eines Freundes was gehört hat. Mir geht es um die öffentliche Wahrnehmung, bzw. die Frage ob es so etwas überhaupt gibt.
Da weniger Menschen mit Steuerfahndern zu tun haben, ist die öffentliche Wahrnehmung sicher schwammiger und weniger von konkreten Erfahrungen geprägt, als das bei den üblichen polizeilichen Ermittlungsbehörden der Fall ist.
Die Gründung des LFK in NRW dürfte an den meisten Bürgern ungesehen vorbeigegangen sein.
Das ging auch an vielen Fahndern aus anderen Bundesländern vorbei. Ist die Gründung jetzt durch; ich dachte das kommt erst frühestens zum 1.1.24.
Gegründet ist das neue Amt wohl und die wesentlichen Besetzungen sind definiert. Zum 01.01. soll es dann offiziell die Arbeit aufnehmen. Es wird spannend, wie die Zusammenarbeit mit den bestehenden Bereichen zur Steuerfahndung aussehen wird. Eine Einstiegsseite im Webauftritt hat das LFK schon: https://www.finanzverwaltung.nrw.de/ueber-uns/landesamt-zur-bekaempfung-der-finanzkriminalitaet
Ich hatte mal einen Steuerfahnder in der Familie, meinen Vater. Liegt natürlich lange zurück. Das war in den 50er-Jahren. Da hat er dann aber auch beschlossen, außerhalb des öffentlichen Dienstes sein Glück zu versuchen und ist Steuerberater geworden.
Lustig fand ich, dass nicht wenige seiner ersten Mandanten Steuerpflichtige waren die ihn in seiner Funktion als Steuerfahnder kennengelernt hatten.
Zu den Fahnderkollegen hat er dann ein Leben lang Kontakt behalten durch einen Kegelklub. Ich habe so einige der Kegelbrüder persönlich kenngelernt. Das war weder die Finanzgestapo noch waren es die Trottel der Nation, sondern ganz normale Menschen.
Drollig im übrigen, dass die genau dieselbe Aversion gegen Zahlung von Steuern auf Kapitalerträge hatten wie der Rest der Bevölkerung. Aber "zwei Paar Schuhe" haben nicht nur die angehabt.
'Fluch oder Segen'? Für wen soll denn diese Frage beantwortet werden - für Steuerhinterzieher, ehrliche Steuerpflichtige, den Fiskus?
Das ist ja nur die Überschrift... Die Fragen stehen am Ende vom Text.
Ja, in meiner Firma waren die Steuerfahnder vor Jahren auch. Ging nicht so gut für meinen Arbeitgeber aus.
Aus meiner Sicht werden die Steuerfahnder / Zollbehörden dringend gebraucht, es wird so schon genug unterschlagen oder schwarz gearbeitet. Alles zu Lasten des ehrlichen Bürgers.
Wir kennen das alles aus der Presse. Die Steuerfahndung hat wieder mal Daten von Datendieben aus der Schweiz gekauft für Millionenbeträge.
Jeder, der hier in D von einem Dieb was kauft, wird bestraft. Die Steuerfahndung macht das, obwohl sie weis das die Daten illegal verkauft werden.
Wer wird dann mit sowas überführt? Frühere Fußballstars und ex Postminister.
Genau das führt dazu, das Steuern zu hinter ziehen ein Kavaliersdelikt bleibt.
Behörden begehen illegale Handlungen und es wird in der Presse lobend erwähnt.
Ich wuste schon immer das hier die Gesetze nicht für alle gleichermaßen gelten.
"Wer wird dann mit sowas überführt? Frühere Fußballstars und ex Postminister."
Nein.
Die Ex-Fußballstars und Ex-Postlinister sind nur die Einzigen, über die dann in der Presse berichtet wird.
Exakt. Ich lese Hildefeuer aber so, dass sie meint, andere Steuerhinterzieher würden auf Grundlage der Daten-CDs nicht verfolgt - das ist aber natürlich nicht der Fall.
Das Bundesverfassungsgericht hat außerdem bereits 2010 die Nutzung der Daten für zulässig erklärt.
Der Fragesteller ist Steuerfahnder. Die graue Theorie ist ihm bekannt. Es geht daher um persönliche Erfahrungen.