Hausärztliche Versorgung, Politik?
Hier in der Provinz haben wir aktuell, und eigentlich auch schon länger, ein hausärztliches Versorgungsproblem. Aktuell finde ich keinen Hausarzt für eine Klientin ab Januar, wenn mal wieder ein Arzt in den Ruhestand geht und keinen Nachfolger hat.
Das ist doch unglaublich. In welchem Land leben wir denn?
Mir würden ja schon ein paar politische Maßnahmen einfallen. Angefangen mit Erhöhung der Studienplätze/Senkung des NC von 1,0 auf 1,2, oder Zuschüsse für Praxisaufbau/Praxisübernahmen in Mangelgebieten (was dann aber auch ungerecht sein könnte), Ärzteimport aus dem Ausland?
Ja, sinnlose Frage. Mich regt das aber sehr auf, was hier passiert bzw. nicht passiert.
5 Antworten
In BaWü gibt es nunmehr die Landarzt -Quote, die pro Jahr 75 Studierende erlaubt. Ich denke, das ist schonmal ein guter Schritt in die richtige Richtung, wenn leider auch zu spät.
Mit meinem Abi hätte ich nie und nimmer Chancen auf einen Studienplatz gehabt, obwohl ich in Biologie 14 Punkte hatte. Meine Interpretation von Goethes Gedichten hat leider keinen richtigen Anklang gefunden. Und das ist ja für ein Medizinstudium unerlässlich 😬
Dabei war der Typ meiner Meinung nach Schwerstalkoholiker und seine sexuellen Ausschweifungen von fraglicher Moral. TzTzTz.
Landarztquote schön und gut. Die Frage wäre für mich, ob nun zusätzlich 75 Studienplätze für BaWü geschaffen wurden (und in anderen Bundesländern), das glaube ich eher nicht. Der Ärztemangel betrifft ja nicht nur ländliche Gebiete, und ich lebe übrigens in einer Kleinstadt mit 50.000 Einwohnern.
Und junge Menschen frisch nach dem Abitur zu nötigen, sich bereits für 10 Jahre Tätigkeit in unterversorgten Gebieten festzulegen, finde ich auch nicht gerade schön. Wohlgemerkt kommen da locker also 18 Jahre Zukunft auf diese jungen Menschen zu. Nee, finde ich nicht gut.
Als Chefin von Deutschland würde ich einfach das Marktangebot erhöhen (insgesamt mehr Studienplätze, am Besten ein paar Jahre vor dem vorauszusehenden Abgang der boomer) und dann darauf vertrauen, dass der Markt das regelt. Also ausreichendes Angebot an Ärzten, und wenn hausärztliche Praxen im ländlichen Gebiet sich rentieren, werden die schon besetzt werden.
Die Landarztquote gibt es nicht nur in BW
Das Hausarzt Modell ist typisch deutsch und nur bei uns zu finden. Andere Länder sind da schon weiter. Jeder der krank ist, geht in ein Behandlungszentrum und wird dort umfassend behandelt, bzw. weiter geleitet.
Hier versucht jeder Kranke erst mal einen Termin beim Hausarzt zu bekommen. Der macht dann meist eh nix, verdiehnt aber daran. Dann bemüht man sich um einen Facharzt-Termin und muss meistens 6 Wochen warten. Wenn man dann operiert werden muss, muss man noch einmal warten bis man dran ist, meistens ist man dann aber schon Notfall.
Zum Ärztemangel auf dem Land: Warum nicht in die nächste Stadt fahren? Wir machen das seit Jahren so. Gut wer nicht mobil ist und auf öffentliche Angewiesen ist, muss entweder Taxi nehmen oder halt viel Zeit mitbringen.
Das Hausarztmodell wird auch zusätzlich noch von den Krankenkassen mit Boni unterstützt.
Leider! Meine Frau hat es wargenommen und konnte die Nachteile selbst feststellen. Es werden eine Reihe von Rezepten nur noch als Privat Rezepte ausgestellt, die dann komplett bezahlt werden müssen. Zuvor ist sie zum Hautarzt gegen und hat dort immer ein Kassen-Rezept bekommen.
Die Zeiten, wo der Arzt fußläufig zu erreichen ist, sind lange vorbei. Wer in der Provinz wohnt, ist in der Regel mobil und muss dann eben weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen. Nach der Krankenhausreform - wenn sie denn kommt - wird genau das die Regel sein! Dann kannst du auch nicht mehr ins nächstbeste KH fahren. Bei speziellen Operationen wird es dann "unbequem". Mein Schwager ist kürzlich für eine spezielle Operation von Wuppertal nach Frankfurt gefahren, da dort die Spezialisten sitzen.
Ja, das wird noch spannend mit der Entfernungen nach der Krankenhausreform. Gerade für Menschen mit Hilfebedarf und ohne das nötige Kleingeld.
In meiner Kleinstadt (50.000 Einwohner) gibt es aber inzwischen einfach zu wenige Hausärzte, da eben die boomer in den Ruhestand gehen. Fast alle Hausarztpraxen haben Aufnahmestop, die nächste Praxis schliesst im kommenden Sommer.
Eine einzige Praxis habe ich nun doch gefunden. Aber ohne Hausbesuche, was bisher der Fall war. Also wird es zukünftig mit Taxi und Pflegedienst zum Arzt gehen, solange das noch möglich ist. Später dann wohl mit Krankentransport.
Deinen Ärger kann ich gut verstehen. Das Problem ist, dass wir leider keine Volksparteien mehr haben, die sich um große Anteile der Bevölkerung gekümmert haben. Inzwischen gibt es nur noch die linksgrüne Klientelpolitik, welche CDU und SPD ihrem Mehrheitsbeschaffer, den Grünen, immer durchgehen lassen
Nicht nur in der Provinz gibt es Versorgungsprobleme.
In der Millionenstadt in der ich lebe gibt es von manchen Facharztrichtungen nur wenige Ärzte. Als meine Frau vor Jahren einen dieser Fachärzte brauchte waren nur 3 verfügbar und alle hatten keine Zeit. So sind wir denn ins benachbarte Bonn gefahren.
Im Gegensatz zu meiner Frau bin ich Privatpatient und werde von einigen Ärzten mit wesentlich schnelleren Terminen versorgt als Kassenpatienten. Die Behandlung selber ist dann aber gleich.
Missstände allerorten. Nur, wie soll man die beheben? Ein Facharzt hat so ungefähr ein Jahrzehnt Ausbildung hinter sich. Schnelle Erfolge sind daher nicht zu erwarten.
Und Ärzte aus dem Ausland? Mir klingt immer noch der Begriff Barfußarzt in de n Ohren. So nannte man die "Mediziner" in Zeiten Mao Zedongs. Hierzulande galten die als Sanitäter. Eine Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist nur dann möglich wenn die Qualität stimmt.
Man hätte natürlich bereits vor einigen Jahren z.B. die Anzahl der Studienplätze erhöhen müssen. Oder Sonstiges unternehmen.
Und mir hat übrigens eine Ärztin mit Kopftuch und radebrechend vor einigen Jahren das Leben gerettet.
Aber ich finde es auch schon durchaus gut, mich mit meinen Ärzten in deutsch unterhalten zu können. Aber noch schlechter ist gar kein Arzt.
Es geht nicht um die Deutschkennisse, sondern um medizinische Qualifikation und die ist in Entwicklungsländern Lichtjahre von unserer entfernt.
Aktuelle Forschungsergebnisse gibt es ja eigentlich gar nicht in deutscher Sprache, oder? Dafür muss der Arzt schon Englisch lesen können, aber mögligst in Deutsch mit mir kommunizieren. Aber egal, ich finde aktuell gar keinen Arzt.
Ich kann nicht verstehen, was Du immer mit den Sprachkenntnissen hast.
Das Problem sind die Fachkenntnisse.
Beispiel: Meine Frau hat vor über 30 Jahren auf Sri Lanka ihrem Hotelier einen Zahn gerettet indem sie die Behandlung des Zahns übernommen hat. Der Zahnarzt in dessen Praxis das stattfand war so beeindruckt, dass er ihr eine Stelle als Zahnärztin angeboten hat. Meine Frau hatte als Zahnarzthelferin mehr Kenntnisse in Behandlungsfragen als jener Zahnarzt. Wie sollte es denn gehen, wenn man derartigen Ärzten hier ohne weitere Prüfung die Zulassung gibt? Soll dann das Personal die Behandlung übernehmen?
Also ich gehe nicht zum Arzt um mich zu unterhalten. Ich sende meine Probleme per E-Mail vorab, bzw. per Dokumentenübermittlung via Doctorlib. So sollte das heute funktionieren. Klar die Digitalisierung ist in vielen Praxen noch nicht angekommen. Allenfalls Datenverarbeitung zu Fuß (Dokumente werden eingescannt) wird praktiziert.
Das mit Goethe tut mir leid für dich 😰. Bei mir war es die Charakterisierung organischer Verbindungen, die einfach nicht in meinem Gehirn bleiben wollte. Auch konnte ich es mit der Geschichtslehrerin nicht so gut. Aber Mathe LK volle Punktzahl 😃