Kurze Karriereberatung benötigt?
Hallo,
ich wurde gekündigt, schon wieder.
Habe einen Masterabschluss in Betriebswirtschaft, habe 3 Jahre vor meinem Studium und 3 Jahre danach als Spezialist bei Banken gearbeitet. In den letzten 12 Monaten wurde ich jedoch gleich zweimal innerhalb der Probezeit gekündigt.
Ich sehe es nicht mehr ein, mein Leben für die Arbeit aufzuopfern. Ich bin nicht bereit, wie ein Sklave 40 Stunden zu schuften oder mir auf der Arbeit Druck und Stress machen zu lassen. Da kann mein Gehalt noch so hoch sein (war es ja auch), aber meine Gesundheit und Wohlbefinden haben allerhöchste Priorität. Und wenn die Konsequenz eben erneut die Arbeitslosigkeit ist. So what.
Ich möchte weiterhin die Freiheiten wie ein Student haben, maximal 4 Tage / 30 Stunden arbeiten und selbstbestimmt, d.h. keine Meetings morgens um 10 und nicht wie ein Sklave 8 Stunden am Schreibtisch angekettet sein. Ich möchte mehr Bewegung und Abwechslung haben. Ich arbeite in meinem Tempo und wenn ich morgens aufstehe und mir nicht nach Arbeit ist, dann ist es eben so. Außerdem möchte ich den Sommer generell frei haben (Juli bis Ende August).
Jemand Tipps? Sollte ich noch mal Jura studieren?
Wie genau kommst Du jetzt von Deinen Jobanforderungen auf Jura?
Erstmal könnte ich mindestens 7 Jahre an der Uni entspannen und danach mich ggf. mit einer Kanzlei selbstständig machen.
Gehörst Du zur Generation Z ?
Ne, ich bin 30
8 Antworten
Nimm Deine Ersparnisse und lege Dich in Thailand an den Strand - sozusagen als Frührentner. Offensichtlich bist Du auf ein Einkommen nicht angewiesen.
BWL studieren viele, wenn sie nicht genau wissen, was sie eigentlich wollen... die Qualifikation kommt im Gegensatz zu technischen Fächern durch Erfahrung und Anwendung, nicht durch harte Fakten aus dem Studium. Banken sind nun mal ein sehr hierarchisches Gefüge mit vielen Regeln. Freigeister passen da nicht hinein.
Ein Jurastudium wäre zu stressig und auch die meisten Jobs dürften nicht zu Deinen Anforderungen passen. Irgendwie habe ich den Eindruck, Du bist nicht für das Arbeitsleben gemacht.
Was Du Dir da vorstellst, kannst Du eigentlich nur im freiberuflichen Bereich erreichen, wenn Du auf Termine und Kunden nicht angewiesen bist. Schaffe Kunstwerke und verkaufe diese.
Stimmt, ich bin fürs Arbeitsleben tatsächlich nicht gemacht. Bei meiner Gesundheit werde ich auch nicht besonders alt, daher will ich die verbleibende Zeit nutzen.
Studieren? Bloß nicht.
Versuch im öffentlichen Dienst unterzukommen, vorzugsweise als Beamter. Aufgrund meines Insiderwissens kann ich nur sagen, eine Beamtenstellung ist besser als ein Volltreffer im Lotto. Man ist finanziell genau so abgesichert, nur wird einem nicht langweilig.
Eine gute Voraussetzung für den Beamtenberuf hast Du schon: Die Fähigkeit zu Jammern. Der Beamte jammert über alles Mögliche, z.B. über den unerträglichen Streß den der Job mit sich bringt und über die ach so schlechte Bezahlung.
Wer das mit dem Jammern auf Profiebene schafft der kann schöne Erfolge damit erzielen. Ein Studienkollege von mir durfte deswegen mit 57 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand. Ein Burnout hat ihm weitere 10 Jahre lästigen Büroaufenthalts erspart.
Und da hat das mit dem Bornout nicht geklappt?
Besuch die Schauspielschule sonst wird das nie was mit der Beamtenlaufbahn!
Es wäre interessant zu wissen, für was Du Spezialist bei der Bank bist.
Ich habe die Ausbildung, die Du anstrebst (Studium Ökonomie, Studium Jura), dazu Lehre im Steuerfach und StB Prüfung udn war 5 Jahre bei einer Bank (Revisionsleitung).
Eine Kanzlei eröffnen udn gleich auf Wohlfühlmodus gehen, wird schwer klappen, außer Du bist wirklich auf einem Gebiet ein absólutes Ass.
Dann könnte es klappen, aber nicht mit einer Publikumspraxis, sondern mit einer Kanzlei, in der Du nur Unterstützung für Berufskollegen anbietest. So habe ich seinerzeit in der Zeit meines Studiums gearbeitet. Ich war schon über die Ochsentour fertiger StB udn habe bei Kollegen ausgeholfen, da konnte ich mit Halbtagsarbeit bequem zurecht kommen.
Ich war schon immer im Bereich Credit Risk Management tätig. Vor meinem Studium Privatkunden, danach Corporates. Aber die Tätigkeit macht mich nicht mehr glücklich. Fast nur noch Formalien und Erfüllung aufsichtsrechtlicher Vorgaben, dafür kaum noch echte Analysen. Und dann der quantitative Druck, den ich nicht hinnehme.
Ein Problem, dass viele haben, auch im öffentlichen Dienst. Die eigentliche Tätigkeit ist das was man machen will, aber das drumherum wird immer mehr und wichtiger und frisst die eigentliche Arbeit auf.
Kurz und knapp:
Wer viel Geld will muss auch viel Arbeit leisten. Die Stunden sind da nicht entscheidend. Dein Mindset aber schon. Wundert mich nicht, dass du schnell weg bist.
Und ich garantiere Dir, das Jurastudium ziehst du nicht mit 30 Stunden die Woche durch und hast danach diesselben Probleme.
"Erstmal könnte ich mindestens 7 Jahre an der Uni entspannen und danach mich ggf. mit einer Kanzlei selbstständig machen."
Du übersieht da was: wer sich selbständig macht, arbeitet selbst - und das ständig.
Aber mit den Ersparnissen aus den 6 Jahren als Spezialist wirst Du Dir die 7 Jahre Uni ja leisten können, danach kannst Du weitersehen.
(Bist Du das, Lukas?)
Mein letzter Arbeitgeber war ja quasi eine Behörde, eine Bank vollständig in öffentlicher Hand und mit Beamten. Aber so einen quantitativen Stress wie da habe ich bei privaten Banken nicht erlebt.