Werden papiergebundene Belege vom Finanzamt bei Eingang gescannt?
Mein Bruder und ich hatten mit unseren Einkommensteuererklärungen für 2022 dasselbe Problem:
Wir mußten beide unseren Finanzämtern erklären, wieso nun ein weiteres Mietobjekt in unseren Einkommensteuererklärungen auftaucht. Es handelt sich jeweils um eine Immobilie deren Eigentümer wir schon seit Jahrzehnten sind, bei denen sich aber unsere letztjährig verstorbene Mutter auf Lebzeiten den Nießbrauch vorbehalten hatte.
Und, wir mußten beide die noch gemeinsam zu erklärenden Kapitalerträge unserer Mutter in unsere Steuererklärungen einbinden (Wer sich es antun will findet dazu schon eine Frage von mir).
Wir beide hatten unseren Steuererklärungen entsprechende Erläuterungen beigefügt. Ich hatte das elektronisch gemacht, mein Bruder papiergebunden.
Bei mir ging alles glatt durch, bei meinem Bruder dagegen kam ein ellenlanger Brief mit der Aufforderung zu allem Unterlagen und Belege einzureichen. Im Summa wären das einige Aktenordner Papier.
Eine telefonische Nachfrage ergab, dass alle papiergebundenen Unterlagen bei der Urlaubsvertretung des Finanzbeamten in Aachen gelandet waren. Der arbeitete an dem Steuerfall und der an sich zuständige Kollege in Köln auch. Jeweils, ohne, daß der andere davon wußte.
Bisher hatte ich immer angenommen, alle papiergebundenen Belege würden beim Eingang ins FA gescannt.
Ist dem etwa doch nicht so?
Wie kann es sein, daß 2 Finanzbeamte denselben Steuerfall bearbeiten ohne zu wissen, daß der Kollege das auch tut?
Wer hat so ein Kuriosum schon einmal erlebt?
4 Antworten
Das FA hasst Papier inzwischen. Unter anderem deshalb, weil es Scanarbeiten verursachen würde. Nach meinen Kenntnisstand werden nur die Steuererklärungen gescannt, und das inzwischen zentral und auch nur, damit diese digital weiterverarbeitet werden können. Beiliegendes Papier wird gebündelt und kommt zu der Stelle wo der Fall verwaltet wird.
Inzwischen weichen aber sachbearbeitende Stelle und fallverwaltende Stelle immer öfter voneinander ab. Eigentlich sollte ein Vermerk gesetzt werden, dass Papierunterlagen eingegangen sind, so dass der Sachbearbeiter die Unterlagen vor Bearbeitung anfordern kann.
Vermutlich ist hier also der Vermerk verloren gegangen.
Eine Doppelbearbeitung wird eigentlich verhindert, dass beim Fallaufruf ersichtlich wird, dass eine Kollege bereits die Daten eingelesen hat.
Ja, das ist so, zumindest hier bei uns. Es geht alles zentral nach Karlsruhe und wird dort eingescannt.
Na ja, eines Tages werde ich auch noch herausbekommen, wie ich die scan-Funktion bei meinem Multifunktionsgerät einrichte... Das wäre Deinem Bruder vielleicht auch nicht so leicht gefallen.
Besonders schwer war es für ihn deshalb, weil er garkeinen Drucker besitzt. Für Druckaufträge besucht er mich.
Es ist seit Jahren verboten , Papier Belege einzureichen
Du irrst! Verboten ist das nicht. Es ist nur unerwünscht überhaupt Belege einzureichen. Wenn ich mich daran gehalten hätte müßte ich jetzt auch Romane schreiben.
nicht gerne gesehen wäre bessere Wortwahl
Seit 2017 brauchst du grundsätzlich keine Belege und Quittungen an dein Finanzamt zu senden, wenn du deine Einkommensteuererklärung machst. Denn im Rahmen der Digitalisierung wurde aus der Belegvorlagepflicht eine Belegvorhaltepflicht.
Ich weiß, das ist ja mein täglich Brot. Ich bin nur auf Deine Formulierung "verboten" angesprochen. Bestimmte Sachen reiche auch ich stets ein, weil sie sowieso mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angefordert werden - Ich habe nämlich weder Zeit noch Lust, solche Akten nochmals anpacken zu müssen, weil dem Finanzamt dann doch einfällt, dass es das eine oder andere nachgewiesen haben will.
Ich würde die Belege an das Finanzamt faxen , wenn die alle Belege anfordern , dann bekommt sie der jeweilige Finanzamtbeamte auch . Notfalls in einer Bananenkiste . Wir hatten das auch schon mal , anscheinend hat uns jemand angeschwärzt . Die Bananenkiste mit allen Belegen und Unterlagen wollten sie dann doch nicht , es wurde ganz schön gekürzt mit den Belegen . Ich mache alles in Papierform .
Ob der Finanzbeamte die Belege dann wirklich bekommt weiß ich nicht. Mein Bruder hatte seine Belege ja auch persönlich beim FA abgegeben. Ihm ist sogar versichert worden, die würden dem Sachbearbeiter vorgelegt. Statt bei dem landeten sie dann in Aachen, was dann auch erst nach umfangreichen Recherchen ermittelt werden konnte. Per Kurierdienst sollen die Belege dann zurück nach Köln kommen. Da freut man sich doch, wie gut unsere Steuergelder angelegt sind.
Da würde ich mich aber so was von Aufregen . Bei mir ist das Finanzamt Sinsheim zuständig , vor Ort wurde dann telefoniert und ich durfte die Ordner in der Kiste wieder mitnehmen , ich hätte mir aber auch die Zeit genommen und den ganzen Tag gefaxt . Vielleicht ist bei uns das Einzugsgebiet für die Steuer kleiner wie bei deinem Bruder in Köln .
Es hat ja nicht jeder Finanzbeamte ein eigenes Faxgerät, sondern es gibt da vielleicht eins pro Abteilung. Da kann auf dem Weg zum Büro des Sachbearbeiters viel passieren.
Das mit dem faxen hätte ich nur gemacht , um die Finanzbeamte zu ärgern , bei so viele Ordnern ( alles rückwirkend für 4 Jahre ) hätte ich den ganzen Tag gefaxt . Wir machen jedes Jahr unsere Steuer und die haben ja alles . Nein , die sagten , es ist so und es ist ein Hinweiß eingegangen , das muss geprüft werden . Falls das wieder mal passiert , faxe ich gleich . Die Zeit nehme ich mir dann . Deinem Bruder alles Gute , das wird schon noch mit dem Finanzamt , die arbeiten halt sehr umständlich und arg langsam . Das mit Elster habe ich auch schon versucht , bei der Papierform kommt immer mehr Geld zurück .
Mein Bruder ist Steuerfachangestellter von Beruf. Der weiß damit umzugehen. Nur ärgern tut er sich wegen des Aufwands.
Es gibt ein Faxgerät pro Gebäude, denn das Finanzamt muss nichts faxen. Die Geräte sind nur für den Empfang.
Und der Kurierdienst ist eine regelmäßige Einrichtung. Es fahren tagtäglich mehrere Transporter eine festgelegte Route durch das Land. Was auf der Route liegt, wird gleich wieder ausgelieferte, der Rest geht an den zentralen Standort, wird dort umsortiert und am nächsten Tag mitgenommen. Spart im übrigen auch jede Menge Porto, geht nur etwas länger.
Mein Bruder hätte sich den Ärger ersparen können wenn er nicht so knauserig wäre, sich einen Scanner oder ein Multifunktionsgerät zuzulegen. Dann wären seine Belege nämlich zusammen mit der per Elster eingereichten Steuererklärung auf jeden Fall bei jedem Bearbeiter der Steuererklärung angekommen.