Warum sind Handwerkerkosten bei KFZ-Reparatur nicht abzugsfähige Kosten?

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Lies Dir bitte § 35a EStG durch (insb. Abs. 3 und 4), da Du das (falsch?) Geschriebene nicht richtig wiedergibst. Begründung für die Berücksichtigung dieser Kosten ist nicht die private Lebensführung, sondern die Leistungserbringung im Haushalt (oder Heim).

Kfz-Reparaturen sind daher nicht begünstigt. Siehe zu diesem ganzen Komplex dieses BMF-Schreiben:

http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/BMF_Schreiben/Steuerarten/Einkommensteuer/2016-11-09-Paragraf-35a-EStG.html


Axel62 
Beitragsersteller
 18.04.2018, 11:08

Ah, ja, dies reicht mir als Begründung. Ist nachvollziehbar.

Soweit ich weiß, wurde die Abzugsfähigkeit der haushaltsnahen Leistungen u.a. zur Bekämpfung der Schwarzarbeit eingeführt. Unter diesem Gesichtspunkt erschließt mir nicht ganz, warum dies bei KFZ-Reparaturen nicht auch angewandt wird.

LittleArrow  18.04.2018, 11:25
@Axel62

Die Bekämpfung der Schwarzarbeit ist ein Hauptgrund für diesen § 35a. Die Haushalte unterliegen keiner steuerlichen Überprüfung im Gegensatz zu den Betrieben, die fallweise oder turnusmäßig von der steuerlichen Betriebsprüfung untersucht werden.

Es gab früher mal in den Handwerksbetrieben "clevere" Inhaber mit Doppelverdienerambitionen, die z. B. Materialeinkaufsrechnungen für Dachflächenfenster als Betriebsausgaben deklarierten, aber selbst nach einigen Monaten dafür keine Verkaufsrechnung erstellt haben. Solche Transaktionen fallen bei der Betriebsprüfung regelmäßig auf.

Ausschließlicher (?) Grund für die 20 % ist die Eindämmung der Schwarzarbeit und ich denke, wenn sich das rumspricht, würden die 20 % zumindest Schwarzarbeit billiger machen.

Das ist aus Sicht des Gesetzgebers in Haushalten - wo sich nunmal das Entdeckungsrisiko je nachdem sehr im Rahmen hält und weil jeder Auftraggeber das Material selbst oder es der Handwerker im Baumarkt kaufen kann - größer als wenn man beim Friseur, in der KFZ-Werkstatt beim Heilpraktiker, Masseur, Arzt oder sonstwo, wo man normalerweise eine Werkstatt und auch nur einen Raum braucht, Dienstleistungen erhält.

Tatsächlich läuft bei vielen anderen Dienstleistern tendenziell etwas weniger ohne Rechnung oder bar oder so, dass weniger leicht hinterzogen werden kann. Andere werden geschätzt.

Trotzdem ist die Regelung natürlich Unsinn. Sinnvoll wären manipulationssichere Kassen und eine Beweislastumkehr. Wenn jeder, der irgendwas kauft oder irgendeine Dienstleistung in Anspruch nimmt davon ausgehen muss, dass er dafür verantwortlich ist, dass der Unternehmer das versteuert hat (wie genau finde ich eher einfach aber darüber sollten sich andere den Kopf zerbrechen), wäre unser Land ein gerechteres. Vor allem die Steuern niedriger. Solange das nicht kommt, bin ich für die Abschaffung des Bargeldes bei Zugriff der Finanzbehörden auf Kontobewegungen und Konten.


LittleArrow  18.04.2018, 13:37

Die beiden ersten Absätze sind ganz gut und die Forderung von manipulationssicheren Kassen (deren Einführung vom Fiskus nicht forciert wird!), aber im dritten folgt Unsinn: Forderung nach der Beweislastumkehr und der Bargeldabschaffung.

Weil die Beweislastumkehr nicht praktikabel ist, gibt es z. B. schon eine Bauabzugsteuer und dazu Persilscheine vom Finanzamt. Das ist aber nur ein klitzekleiner Ausschnitt der Verbraucherrealität.

Rat2010  18.04.2018, 14:50
@LittleArrow

"Det einen sin Sinn is det andern sin Unsinn". Ist also nur (d)eine Meinung.

Wie bei der Bauabzugsteuer oder der Verpflichtung in Italien, Belege für jeden Kauf zu besitzen (weil man von der Finanzpolizei kontrolliert werden kann und kontrolliert wird), würde es noch einige andere Lösungen geben, die weniger kosten als sie bringen.

In manchen Fällen (z. B. alles was mit Dienstleistungen im und am Haus zu tun hat aber auch Makler oder Autohändler) reicht das aber nicht. Die Abschaffung des 500er ist ein erster Schritt, dem weitere folgen sollten.

Wenn die Politik eine gerechte Besteuerung aller als Ziel ins Visier nehmen würde, würde es vermutlich auch ohne Abschaffung des Bargeldes Lösungen geben.