Midijob und (Klein-)Gewerbe sinnvoll?
Guten Tag,
meine Haupttätigkeit ist ein Midijob von 1.200€ brutto in der Steuerklasse 1. Netto sind das etwa 950€ monatlich. Die Arbeitszeit beläuft sich auf 20h/Woche. Lohn- bzw. Einkommensteuer habe ich bisher keine zahlen müssen. Seit diesem Jahr habe ich ein Gewerbe als Nebentätigkeit angemeldet, wobei ich durchschnittlich etwa 600€ monatlich Gewinn erziele (Kleinunternehmer, keine Umsatzsteuer). Aufwendung etwa 6h/Woche. Meine Steuerberaterin sagte mir, dass beide Einkünfte zusammengerechnet werden und zusammen besteuert werden. Nun frage mich aber, wie lohnenswert ein Kleingewerbe in dieser Konstellation ist, da ich selbst auf meinen Lohn des Midijobs auch abzüglich des Steuerfreibetrages noch nachträglich Steuern zahlen müsste? Dies macht mir nun etwas Angst über die Höhe der zu zahlenden Steuern bei der nächsten Steuererklärung.
Werden also tatsächlich beide Einnahmequellen zusammengerechnet und versteuert oder bleibt mein Lohn, den ich bei meiner Haupttätigkeit verdiene, weiterhin steuerfrei und lediglich das Nebengewerbe wird besteuert? Mit welchem Betrag bzw. Steuerzahlungen muss ich ungefähr rechnen?
Schonmal vielen Dank für hilfreiche Antworten. LG
3 Antworten
600 € Gewinn oder Umsatz? Was hat denn die Steuerberaterin gesagt, die alle Zahlen kennt, wieviel Geld Du zur Seite legen solltest? Glaubst Du ihr nicht?
Hier sind auch sehr erfahrene Menschen, ich habe da auf eine Zweimeinung gehofft oder auf Menschen, die Erfahrung mit dieser Situation haben oder sogar in der selbigen Situation sind.
Du kannst einfach in Elster.de oder einem der zahlreichen Steuerprogramme eine Erklärung 2021 mit Deinen Zahlen füttern. Das Ergebnis wird nahe am richtigen Wert sein, so sehr ändern sich die Werte von Jahr zu Jahr nicht.
Bei meinen bisherigen Steuererklärungen hat tatsächlich immer Taxfix gereicht, dort ist das Integrieren einer gewerblichen Anlage nicht möglich. Ich werde mal schauen, was sich findet. Wie gesagt, für mich ist das alles noch Neuland.
Du kannst auch einfach den Bruttolohn um 7200 € erhöhen, Einkünfte sind Einkünfte.
30% Rücklage ist etwas übertrieben.
Der Grundfreibetrag wird Dir bereits beim Midijob angerechnet. Wenn ich davon ausgehe, dass das zvE für den Midijob bei 10.000 liegt, fällt dafür keine ESt. an.
Kommen nun 7.000 Gewinn dazu, liegt die ESt. für das gesamte zvE von dann insgesamt 17.000 bei knapp 1.400.
Du zahlst jedenfalls nichts doppelt.
Der Midijob wird also nachträglich besteuert? Beide Einnahmequellen werden zusammengenommen?
"Der Midijob wird also nachträglich besteuert? Beide Einnahmequellen werden zusammengenommen?"
Bei der Einkommrnsteuererklärung werden immer zuerst alle Einkünfte aus allen Einkunftsarten ermittelt, dann zusammengerechnet, dann Vorsorgeaufwendungen und Sonderausgaben abgezogen und dann das sich ergebende zu versteuernde Einkommen der Einkommensteuer unterworfen (verkürzt dargestellt). Die Lohnsteuer - wenn denn welche einbehalten wird - ist nur eine Vorauszahlung auf die Einkommensteuer.
Ich bin davon ausgegangen, dass man bei Taxfix die Daten lt. Lohnsteuerkarte eingibt und den Bruttolohn einfach erhöhen kann (In dee Werbung fotografiert man das ja ab - aber ich nehme doch an, dass das nicht die einzige Mögluchkeit ist?). Ob es da eine Plausibilitätskontrolle gibt, die eine Berechnung verhindert, weiß ich nicht - wenn dem so ist, funktioniert es nicht, dann hast Du Recht. Und es nur eine Hausnummer.
Gehst du dann bei den Einnahmen des Midijobs netto aus minus der Werbungskostenpauschal?
Nein. Die Einkünfte sind aus dem Brutto minus Werbungskosten(pauschale) zu ermitteln.
Okay, danke. Das ist schon alles sehr hilfreich, um das alles besser zu verstehen.
Ich habe das zvE (zu versteuerndes Einkommen) aus dem Midijob grob geschätzt. Auf 10.000, das muss nicht richtig sein.
Im zvE ist bereits der Abzug der Werbungskostenpauschale enthalten.
Beispielhaft habe ich Dir die Steuerbelastung für ein zvE von 10.000 bzw. 17.000 genannt. Das diente nur als Anhaltspunkt. Wenn Dir das nicht als grober Eckpunkt ausreicht, musst Du wohl die Steuerberaterin erneut beauftragen.
Das passt, vielen Dank. Ich kann die Rechnung nachvollziehen. 👍
1.200,- brutto sind 14.400,- Pro Jahr. Also bei den üblichen Freibeträgen Einkommensteuer 0,- Euro.
Das zu versteuernde Einkommen bei 14.400,- brutto ist 10.257,- Euro.
Wenn Du 600,- Euro zusätzliches Einkommen hast, werden es also 17.457,- Euro, die Du zu versteuern hast.
Das ergibt 1.489,- Euro Einkommensteuer. Durchschnittsbelastung 8,53 %, Grenzbelastung (Steuer auf die letzten 10,- Euro) 25,01 %.
Also wenn ich auf 7.200,- Euro Zusatzeinkommen nur 1.489,- Euro Einkommensteuer zu zahlen hätte, wäre ich glücklich.
Dafür ist die Selbständigkeit sozialversicherungsfrei.
600€ Gewinn, also die Einnahmen minus Ausgaben, die ich monatlich habe. Das ist aktuell ungefähr der Durchschnitt. Mit meiner Steuerberaterin hatte ich mich zu Beginn der Gewerbeanmeldung zusammengesetzt. Jedoch konnte sie mir einige Fragen nicht so beantworten, dass ich sie ganz verstehe. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie gut sie mich beraten hat. Wieviel ich zurücklegen soll, hat sie mir nicht gesagt. Aber ich versuche mindestens 30% zurückzulegen.