Mathematik im Tradingberuf
Wieso wollen manche Tradingfirmen Leute mit einem Mathematik Studium oder sogar Doktortitel in Mathematik? Sicherlich hängen Indikatoren, wie der MACD, Bollinger Bänder usw. mit Mathematik zusammen, insgesamt lässt sich ein Kurs dennoch nicht wirklich berechnen. Sicherlich kann man eine Chart- oder Fundamentalanalyse machen, aber ein Studium der Mathematik wäre da doch trotzdem überflüssig.
3 Antworten
Wie Gandalf schon schrieb, es geht um Simulationsmodelle und Verfahren der induktiven Statistik. Im Statistikbereich kommen Erwartungswerte, Varianzen und Co Varianzen, Markovsche Ketten, Brownsche Brücken und Wiener Prozesse im praktischen Alltag zum Einsatz. Verteilungs- und Dichtefunktionen, multivariates Verfahren und häufig Prognoseverfahren zum Einsatz. Auch Spieltheoretische Modelle sind relevant. BWL Studium mit Statistik und Operations Reasearch Verfahren und/oder Mathematikstudium sind da die Mindestanforderungen, um nachvollziehen zu können was simuliert und prognostiziert wird. Und das das alles nicht ohne IT geht, gehören profunde Kenntnisse von SPSS, Mathematica und ggfs Programmiersprachen dazu.
ja, so funktioniert Investmentbanking, im Bereich Produktmanagemnt bzw. Portefoliomanagement. Im Bereich Trading werden die Modelle angewendet. Investmentbanking beinhaltet aber auch die Komponente Mergers & Akquisition, also Erwerb von Unternehmen. Ebenso die Simulation von Kapitalmärkten. Woher ich das weiß? Erstens habe ich BWL mit Statistik und Operations Research studiert, zweitens war ich längere Zeit Personaldirektor einer Investment Bank, drittens blicke ich langjährige Berufserfahrung als Unternehmensberater für Banken und Versicherungen zurück und bin nur aus Spass an der Freude nebenbei Finanz und Versicherungsmakler.
Der einfachste Weg das herauszufinden ist bei den potentiellen Arbeitgeber unter der Rubrik Karriere nach offenen Stellen zu suchen und bei der entsprechenden Stelle nachzusehen was genau gefordert ist. Um Mathematik kommst Du nicht umher und der Film Wallstreet zeigt nicht den Arbeitsalltaf im Trading.
Das ist mir klar. Ich habe übrigens Mathe LK, dachte nur, dass das was an Mathematik im BWL Studium mit Schwerpunkt Bankwesen gelehrt wird (zumindest so gut wie) ausreicht.
Die Antwort ist ganz klar nein. Wenn schon BWL dann Statistik und Operations Research und Bankwesen als Schwerpunkt.
Die Regelstudienzeit bis Master sind 8 Semester. Rechne realistischerweise mal 10 bis 12 Semester ein.
Ok. Danke für die Information. Zusätzlich der Besuch einer Business School kann doch sicherlich von Vorteil sein. Die dauert doch 2 Jahre oder nicht?
Wozu denn das noch. Master reicht doch. Dann lieber ne Promotion. MBA und Master ist in dem Segment doppelt gemoppelt.
Könnte das vielleicht noch besser auf einen potentiellen Arbeitgeber wirken?
Mag heute so sein. Wer weiss was morgen ist. Vorschlag: Abi machen, Bachelor mit den richtigen Schwerpunkten bestehen und dann die Frage nocheinma stellen. Dann kann sich nämlich das Anforderungsprofil geändert haben. Literaturvorschlag: Bitte nach Staufenbiehl verlag googeln, da gibt es Spezialliteratur zur Berufswahl.
Lieber benutzer 11094,
der Grund liegt nicht in der Beobachtung von Charts oder ähnlichem, sondern in der Idee, dass verschiedene Prozesse vor allem statistisch erkannt werden können, so dass Kursverläufe auf Grundlage verschiedener statistischer Zusammenhänge voraus gesagt werden können. Dabei sind es vor allem die Mathematiker, die sich auf Statistik spezialisiert haben, welche von den Firmen gesucht werden. Aber natürlich auch "normale" Mathematiker, da ihnen eine Affinität zu Zahlen und ein gesundes Analysevermögen zugesprochen wird.
Indikatoren und Analysen der genannten Art sind harmlos.
Es geht hier mehr um mathematische Simulationsmodelle, die die Bewegungen des Marktes vorhersagen sollen bzw. tracken und entsprechend Entscheidungen treffen. Daher werden zunehmend Mathematiker und Informatiker in diesen Bereichen benötigt.
Ich glaube sowas ähnliches habe ich im Film "Margin Call" gesehen. Einer der Charaktere, der im Risk Managment arbeitete hatte solch ein Modell erstellt, was dann letztendlich die Firma dazu brachte alles zu verkaufen.
Weißt du so in etwa, nur ganz abstrahiert, wie die Mathematiker sowas machen?
Nun, es gibt stochastische Modelle, genetische Algorithmen, neuronale Netze, regelbasierte Systeme... eine ganze Menge davon. Trendfolger müssen im Prinzipi drei Entscheidungen treffen:
Erkennen des Trends (meist stochastisch)
Bewertung der Korrelationen von Anlageklassen mit dem Trend (meist stochastisch)
Bestimmung von Aktionen durch Umgewichtung von Anlageklassen, Einzelwerten, Regionen, Branchen, ... (alle der genannten Verfahren).
Simulationen können dazu dienen, unter gewissen Annahmen Hypothesen zu überprüfen, damit man eine möglichst risikoarme oder chancenreiche Aktion wählt. Das ist IMHO alles etwas Lucky Guessing, denn die Fonds sind auf diese Weise nur so gut wie ihre Modelle.
Schaut man sich ein paar Trendfolger mal über gerade die letzten 12 Monate hinweg an, so gibt es eine krasse Diskrepanz zwischen den Besten und den Schlechtesten. Es gehört also IMHO auch etwas (wenn nicht viel) Glück dazu, mit einem Modell die komplexen Handlungen der Märkte zu nutzen, um marktneutral oder mit einem guten Alpha zu investieren.
Je komplexer die Strategie jedoch ist, desto schwerer wird es, sie zu kontrollieren und zu überprüfen, was sie wirklich bewirkt. Das ist so wie mit den Algorithmen auf Basis neuronaler Netze, die Bilder mit Panzer und solche ohne Panzer als Training bekommen... und dann anschließend neue Bilder beurteilen sollen. Leider schlug das fehl, denn das System wurde leider aufgrund einer kleinen Besonderheit der Trainingsbilder nicht auf Panzer, sondern die Erkennung von gutem Wetter (meist ohne Panzer) und schlechtem Wetter (meist mit Panzern) trainiert. Komplexität hat ihre Haken.
Ich persönlich bin bisher für meinen eigenen Portfolio mit einem Human Intelligence Ansatz immer noch ganz gut gefahren und werde (obwohl Informatiker) dies jedenfalls nicht gegen irgendwelche Automaten eintauschen :-)
Ok. Das klingt recht kompliziert. Das ist also für das Fondsmanagement von Nöten. Braucht man das auch im Proprietary Trading?
Man braucht das ja auch nicht für alle Arten von Investmentfonds.
Aber es steckt alleine schon in der Berechnung des Werts/Preises von Optionsscheinen einiges an Mathematik: http://de.wikipedia.org/wiki/Black-Scholes-Modell
Den Artikel hatte ich mir übrigens auch schon mal durch gelesen. Klar ist auch das Modell von Black und Scholes kompliziert, jedoch sah ich sowas als die Mathe an, die man beim Job eigentlich braucht. Natürlich war ich mir auch im Klaren darüber, dass Analysen gemacht werden müssen. Fondsmanagement ist ja kein Daytrading, sondern halbwegs langfristiges Anlegen, dennoch ging ich nicht von den Modellen aus, die du mir weiter oben erläutert hast. Es ist aber gut zu wissen, dass man diese oft braucht.
Bräuchte man das alles auch im Proprietary Trading oder Fondsmanagment? Ist ersteres wirklich so langfristig, dass eine Modellberechnung für die Aktien von Nöten wäre? Ich verbinde dies nämlich (korrigiere mich, wenn ich da falsch liege, ich kenne nämlich niemanden persönlich mit dem Beruf) eher mit Daytrading.