Darf Arbeitgeber bestimmen, wie man Kunden anreden muss?
Hallo an Alle,
bevor ich zur Erklärung meiner eigentlichen Frage komme, wollte ich noch ein paar kurze Eckdaten loswerden:
- ich bin Ü50
- ich arbeite als Kaufmann im Einzelhandel
- ich sieze jeden Kunden im Geschäft, der nur annähernd wie über 14 Jahre aussieht, erwarte aber auch, dass mich der Kunde ebenfalls siezt (egal, wie viele User hier bei GF.net dies nun als spießig ansehen)
Hin und wieder kommen langjährige Kunden zu uns, die sowohl meine Arbeitskollegen als auch mich duzen, die auch von meinen Kollegen gedutzt werden, wenngleich ich weiterhin beim "Sie" bleibe.
Als ich mich daraufhin bei meinem Vorgesetzten echauffierte, blockte er ab und erklärte, dass ich das schlucken müsse. Schließlich seien dies Stammkunden, die gutes Geld in die Kasse bringen. Er erwarte, dass ich diese Thema nicht gegenüber den Kunden anspreche und das ich den Kunden ebenfalls duzen soll.
Jetzt einmal aus Neugier gefragt: Ist es arbeitsrechtlich erlaubt, dass der AG bestimmen darf, wie ich Kunden anzureden habe?
Für die Antworten bedanke ich mich im Voraus
GLG
Tichuspieler
21 Antworten
Der Arbeitgeber kann betriebsübliche Anreden durchaus anweisen. Legendär ist das Firmen-Du bei IKEA.
Nun hat er dich aber nicht angewiesen, Du zu sagen und er hat dich auch nicht angewiesen, ein Du hinzunehmen. Sondern er hat lediglich verlauten lassen, dass er deine Einstellung für kleinlich und wenig flexibel hält.
Ich würde an deiner Stelle das "Du" schlucken, das dir langjährige und gute Kunden und solche, die sich dafür halten, aufdrücken, aber ostentativ beim "Sie" bleiben, wenn du diese Leute anredest.
Ich duze mich mit vielen Leuten, aber wenn ich niht geduzt werden will, dann frage ich den Kameraden nur, ob wir schon Schweine miteinander gehütet haben. Das hilft in den allermeisten Fällen.
Über die Art und den Ton meiner sozialen Kontakte bestimme ich selber. Und in manchen Fällen ist ein distanziertes "Sie" deutlich besser als ein kumpeliges "Du".
Früher sagte man, wenn man ungefragt geduzt wurde: ich erinnere mich nicht, dass wir gemeinsam Schweine gehütet haben ... lang ist es her.
Ein "Du" ist für mich ebenso nach wie vor eine Anrede unter vertrauten Menschen. Wäre es nicht so, würde es das "Sie" nicht geben. Mit dem "Du" zieht mich der andere ungefragt und manchmal ungebeten auf seine Ebene / sein Niveau, ob ich das will oder nicht. Besonders wenn ein erheblich jüngerer einen Älteren ungefragt duzt, ist das einfach respektlos. Wenn der Ältere das "Du" von sich aus anbietet, ist das etwas anderes.
Ich bestehe auch auf die Anrede "Sie" bei Fremden. In manchen Branchen wird man jedoch über kurz oder lang zum Außenseiter, wenn man sich nicht den Gepflogenheiten des Betriebs anpasst. Fragt sich nur: will man, und vor allem, muss man das?
Glücklicherweise halte ich mich überwiegend in einem Umfeld auf, wo eine gute Erziehung selbstverständlich ist und Fremde sich anfangs siezen.
Es ist aber in diesem Fall glaube ich legitim vom Arbeitgeber. Schließlich darf er ja auch die Kleidung vorschreiben, soweit er ein berechtigtes Interesse hat.
Ich spreche grundsätzlich jeden Kunden mit Sie an. Und wenn Kunden meinen, mich duzen zu müssen, dann nehme ich das hin. Ich käme nicht im Traum darauf, mich deswegen beim Chef oder beim Kunden zu beschweren. Da verwende ich meine Energie doch lieber für etwas anderes, als für so einen Pipifax.
Es gibt zwischenzeitlich in vielen Städten, Läden wo dran steht, hier werden sie geduzt.
Und du wirst dich wundern, wie viele Menschen nur noch in diesen Läden einkaufen.
Ich kenne zufällig einen Inhaber eines solchen Ladens, der mir mitteilte, dass sich innerhalb von einem Monat sein Umsatz verdreifacht hat.
Und weshalb soll man an alten Hüten festhalten, wenn die Welt sich ändert?
Auch hier im Forum duzt man sich.
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