Wie reagiert man auf die Aussage, das dreifache zu leisten, was man verdienen möchte?

8 Antworten

Ohne Kenntnis um welche Tätigkeit es sich konkret handelt, ist das natürlich schwer zu beantworten.

Zur Erhellung mal ein paar Gedankengänge des Chefs vorweg.

Du forderst 30 T€/Jahr - Chef rechnet die vom ihm zusätzlich zu tragenden Lohnnebenkosten hinzu und kommt auf um 40 T€/Jahr.

Pi mal Daumen gilt die Regel: Jahresgehalt (inkl. LNK) x 2 = zu erbringende (ggf. faktorierbare) Wirtschaftsleistung des Angestellten.

(Da sieht man mal, wie Faustregeln "verbogen" werden müssen, wenn es um Vorstands- oder Geschäftsführergehälter geht) ..;-)

Beste Taktik bei so einer Aussage ist es wohl, die eigene Arbeitskraft den Kosten gegenüberzustellen und mit Leistungen anderer Arbeitnehmergruppen zu vergleichen.

Rechnest Du das (vom Chef gedachte) Jahresgehalt (40 T€) auf einen normalen Arbeitsatg von 8 Std. runter, landest Du bei ca. 20,80 €/Std.

Wenn Du also als z.B. qualifizierter Sachbearbeiter beschäftigt wirst, stellt sich die Frage, warum z.B. Putzfrau, Hausmeister, Pförtner, Callcentermitarbeiter usw. im Schnitt bei 12 €/Std.(inkl. LNK) bezahlt bekommen, während Du, dessen Verantwortungsbereich deutlich größer und fehlerintoleranter ist, nur knapp 21 €/Std. bekommen sollst?

Ziehst Du den gleichen Vergleich in die Abteilungsleiterebene ("Kleinigkeiten", wie z.B. Firnenwagen, betriebliche Altersversorgung, usw. nicht vergessen), wird es argumentativ für den Chef schnell recht ungemütlich.

Idealerweise sollte man so etwas auf einen DIN-A4-Blatt kurz skizzieren. So etwas wirkt selbst auf den unzugänglichsten Chef ..;-) ... und es zeigt, dass Du mit der unangenehmen Situation adhoc auf Sachebene umzugehen weist, ohne angreifbar zu werden.

Btw: Achte darauf, dass Du nur Zahlen verwendest, die dir idealerweise vom Chef selbst genannt wurden, bzw. im Frage/Antwort-System ermittelt wurden.

Du siehst, es gibt schon Möglichkeiten, dem "Totschlags-Argument" des Chefs Paroli zu bieten. ..;-)


magigstar 
Beitragsersteller
 29.12.2016, 13:07

Wird schwierig, wenn der Chef da nichts angibt. Er wird wohl kaum die Gehälter der zukünftigen Kollegen preisgeben.

Und wenn, würde ich als Chef meinen, dass der Kollege Meier schon seit Jahren mit dabei ist. Kein Wunder also, dass Meier mehr verdienen darf.

.....Wie reagiert jetzt der Arbeitnehmer ?...

beruhigt aufatmen, der Chef hätte auch den 4-fachen Einsatz voraussetzen können ..... !   ;-) 

ist vielleicht auch nur eine Testfrage um den künftigen Mitarbeiter besser einschätzen zu können, denn nicht immer hält Werbung das, was es verspricht ! 

Wurde Dir diese Frage so gestellt? Dann ist es jetzt zu spät um eine Antwort aus dem Forum zu erhalten.

Erwartest Du diese Frage? Aus welchem Vorbereitungskurs stammt den die?

Spass beiseite: Jede Investition muss für einen Unternehmer einen Nutzen bringen.

Für den Arbeitgeber kosten Deine 2.500€ Bruttogehalt durch den AG-Anteil an den Sozialabgaben schon mal 2.985€. Dazu kommen Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Krankheitstage und die Ausstattung des Arbeitsplatzes.

Was sich im ersten moment als "freche" Frage anhört ist durchaus realistisch.

Geh in Dich, bewerte Deine Stärken. Schätze Deinen Künftigen Arbeitsplatz ein welche Wertschöpfung Du dort bieten kannst und "bastele" Dir ein gutes Nutzen-Argument.

Eine Möglichkeit ist es auch so eine Aussage aufzudröseln. 

z.B. Bitte helfen Sie mir zu verstehen ... wie Sie das meinen. Geht Ihre Erwartung dahin, dass ich für drei arbeite oder das ich Ihnen diesen Mehrwert Wertschöpfung bringe.

Dann muss der Personaler "kommen".

Vermutlich wird er die Frage auf die Wertschöpfung abstellen. Dann kannst Du ja deine Stärken in einer guten Nutzen-Argumentation präsentieren.

Ich bin/habe ...., dadurch erhalten Sie .... (mehr Umsatz, einen zusätzlichen Kundenkreis, besser betreute Kunden die Sie weiter empfehlen, Beseitigung Ihres Auftragstaus, ...)


magigstar 
Beitragsersteller
 29.12.2016, 13:11

Ich kann nachvollziehen, dass auch der Chef rechnet und eine Einstellung als Investition sieht, die darauf abzielt mehr Umsatz zu generieren.

Schlimm ist es, wenn die Arbeit und damit der Umsatz auf den Tisch liegen bleibt, weil kein Arbeitnehmer eingestellt wird um diesen Umsatz abzusahnen. Also stellt man einen Arbeitnehmer ein.

Oder man investiert in einem Arbeitnehmer, weil man davon ausgeht, dass in einigen Monaten man keine Aufträge mehr akzeptieren kann.

Aber das auf den Umsatz abzustellen, ist ein wenig paradox.

Jeder arbeitet um Umsatz zu generieren. Aber nicht jeder ist sich dem bewusst. Und auch nicht immer wird so ein Thema im Vorstellungsgespräch erwähnt.

Sammy760  29.12.2016, 14:33
@magigstar

Na ja, einem Vorstand musste ich mal den Bedarf an drei Vollzeitstellen belegen um dann eine genehmigt zu bekommen.

Das ist doch nicht außergewöhnlich. Das ist doch eher klein, diese Summe. Ich habe in den 80ern in einer Firma gearbeitet mit 30 Mitarbeitern. Wir hatten einen Umsatz von über 30 Million mit dem Verkauf von Elektronischen Bauteilen erreicht. Daraus ergibt sich ein Umsatz von über 1 Mio. DM pro Person. Die Bauteile die wir in USA eingekauft haben für ein paar cent bis 10Dollar wurden hier für 5-100DM verkauft.

Mein Bruder hat mit einem kleinen Bauunternehmen mit insgesamt 3 Mitarbeitern in den 80ern und 90ern auch Umsätze von mehr als 500.000DM erreicht. Er hat Rohbauten erstellt. Der Gewinn lag auch in der Nähe der Hälfte des Umsatzes.

Ein Freund, der eine gut gehende Markenneutrale Autowerkstatt hat mit 6 Mitarbeitern hat schon vor Jahren Autoteile von mehr als 150.000€ EK pro Jahr verbaut. Der Umsatz liegt auch bei annähernd 1 Mio. Auch dort liegen die Aufschläge auf den Ersatzteilen bei 50%. Wenn man dort einen normalen Ölwechsel macht, das dauert keine 10Minuten und die Kasse klingelt bei 59€ bzw. 99€ für Longlife Öl. Der hat schon Parkplatz sorgen, weil seine vielen Kunden nicht mehr bei Ihm parken könne. Die Autos die bei ATU stehen sind immer die selben und gehören den Mitarbeitern.

Aber ich würde den Chef fragen, wie hoch sein Umsatz sei auch im vergangen Jahr. Sicherlich können sie den Steigern. Die Umsatzrendite solle man einschätzen können.



hildefeuer  29.12.2016, 11:44

Sicher ich spüre quasi das Entsetzen, der Chef will an mir ca. 7500€ pro Monat verdiehnen. Aber wovon sprechen wir? von 7500€ Gewinn? Sicherlich nicht, wir sprechen von Netto-Umsatz. Also die Firma muss Rechnungen mit 9000€ mehr ausstellen. So denkt der Chef. Das ist richtig so. Sonst braucht er Dich nicht einstellen, weil er Deine Arbeitslosenversicherung und anteilige Krankenversicherung und 30 Tage Urlaub und 10 Tage gelber Schein nicht verkraften kann. Kann er aber, sonst würdet Ihr nicht verhandeln..... Gute Taktik vom Chef mal ein paar Zahlen in den Raum zu werfen, die der künftige Mitarbeiter auch verstehen muss.

Deine Frage: Wie hoch war denn der Umsatz in 2015 und wird er in 2016 ausfallen? Hättest Du eine Antwort bekommen oder ein uff.

magigstar 
Beitragsersteller
 29.12.2016, 13:03
@hildefeuer

Das ist gut, daran kann man bemessen, ob die 7.500 Euro erreichbar sind oder nicht. Denn wenn das Unternehmen ne kleine Bude ist, die nichts verdient, kann man wohl kaum 7.500 Euro erbringen. Und dann auch noch einen Anschiss erwarten, warum man keine 7.500 Euro Leistung erbringt.

Aber durch die Frage nach dem Umsatz sieht man, dass noch Potenzial nach oben ist und das der Bewerber dieses Potenzial absahnen könnte.

magigstar 
Beitragsersteller
 29.12.2016, 13:05

Es kommt halt wirklich auf die Branche drauf an.

Klar, Du kannst als Chemikant bei Bayer arbeiten und dort in zehn Minuten einen Umsatz von ne Million machen. Aber keiner zahlt Dir deswegen 300.000 Euro im Monat aus.

hildefeuer  29.12.2016, 14:07
@magigstar

Eben, oder als Ingenieur etwas entwickeln, das dann patentiert wird. Das kann Mio bringen. Dann wird die Fa. von der Konkurenz aufgekauft wg. des Patents.

hildefeuer  29.12.2016, 14:13
@hildefeuer

Und die Frage brauchst Du Dir nicht so ernsthaft zu stellen. Dein Chef stellt sie sich gerade selbst. Aber mit der Frage nach dem Umsatz könnten sich Lösungswege ergeben. Wenn er die 2500 noch nicht zahlen will, hast Du den Hebel in einem Jahr nachzufragen, wie der Umsatz so läuft und neu zu verhandeln oder Du kannst Konditionen festzurren. Wenn der Umsatz Ende 2017 x erreicht hat kommen 2500.

"Ich bin sicher, dass ich hier die Voraussetzungen vorfinde, das noch zu überbieten".

Weder der Einwand des Chefs in spe noch die Antwort darauf sind für bare Münze zu nehmen. Es geht hier nur um Verunsichern und Exponieren des Selbsbewusstseins.