Rentner: Hohe Steuernachzahlung + zukünftige Vorauszahlungen?
Hallo!
Vielleicht kann uns jemand ein wenig weiterhelfen.
Meine Eltern haben folgendes Problem. Im Steuerbescheid für 2019, werden sie vom Finanzamt zur einer Steuernachzahlung von knapp 2500 Euro aufgefordert. Außerdem werden zukünftige Vorauszahlungen in der selben Höhe jährlich festgesetzt.
Einzelheiten zu dem Fall.
Meine Eltern sind beide Rentner. Die Mutter seit Anfang und der Vater seit Mitte 2019. Sie arbeiten weiterhin beide. Die Mutter auf 450 Euro Basis und der Vater erhielt 2019 ca. 26.000 Bruttogehalt (nach Abzug des Arbeitnehmer-Pauschalbetrags von 1000 Euro). Die Rente ist sehr niedrig. Die Mutter erhielt 2019 7550 Euro und der Vater 4600 Euro.
Wie ist es zu so einer zusätzlichen Besteuerung gekommen? Sie sollen jetzt für 2019 und danach jährlich 2500 Euro zusätzlich entrichten!
Anbei der eingescannte Bescheid
Seite 1:
Seite 2:
Vielen Dank im Voraus für Eure Antworten!
LG
3 Antworten
Die Lohnsteuerklassenwahl 3/5 führt zu einer massiven Lohnsteuerentlastung beim Vater während des Jahres 2019. Soweit wäre ja alles noch gut gegangen. Aber dann kamen die unbesteuerten, aber einkommensteuerpflichtigen Rentenzahlungen, die in dieser Höhe für 2019 nachzuversteuern sind.
Im Prinzip war das Desaster absehbar und hätte durch eine andere Steuerklassenwahl vermieden oder reduziert werden können, wenn Vater und Mutter für 2019 eine einkommensteuerliche Vorschaurechnung für diese absehbare Einkommensverschiebung und Steuermehrbelastung gemacht hätten.
Für das Jahr 2020 ergibt sich durch die Steuernachzahlung und -vorauszahlung eine sehr hohe, einmalige finanzielle Doppelbelastung. Dabei könntest Du Deinen Eltern vorübergehend finanziell helfen.
Auch ein super Beitrag. Bringt wirklich Licht ins Dunkel. Vielen Dank LittleArrow! :-)
Die Nachzahlung ist normal und dass Deine Eltern sich darüber wundern liegt daran, dass Du hier zu spät gefragt hast.
Dein Vater hatte ca. 26.000,- brutto. Er hatte Steuerklasse 3 udn daher sind alle Freibeträge, die Deinen Eltern zustehen (2*Grundfreibetrag, Vorsorgepauschale usw.) beim Lohnsteuerabzug berücksichtigt worden.
Die Renten mit rund 12.000,- Euro sind dazu gekommen. nun setze die 2.500,- Nachzahlung ins Verhältnis zu 12.000,- Einkünfte und es sind ca. 20 %, das liegt im unteren Bereich. eine Rücklage von 200,- Euro im Monat (dazu hätte man Deinen Eltern hier geraten, wenn die Frage Anfang letzten Jahres gekommen wäre, geraten) und die Sache wäre erledigt worden.
Nun zu den Vorauszahlungen. Die sollte man neu berechnen. ein Vater ist erst sein Mitte 2019 in Rente. Vermutlich hat er nun keine Arbeitseinkünfte mehr.
Eventuell nur eine Betriebsrente.
Auf Basis der Renten ist die voraussichtliche Steuer 2020 neu zu berechnen udn eine Anpassung der Vorauszahlungen zu beantragen.
Dazu wäre in diesem Fall sogar das Finanzamt verpflichtet, wenn die die #zahlen bekommen. Also ein Brief Deiner Eltern:
"Wir haben ab diesem Jahr nur noch die folgenden Renten. Bitte berechnen sie die Vorauszahlungen neu." Dann müssen die tätig werden.
Seit 60 Jahren ein anderer Rhythmus. Ich wache früh auf und gehe früh ins Bett. Andere arbeiten die Nacht durch. Ein Geschäftspartner hat mir mal um kurz vor 5 eine Mail geschickt (bevor der den Schreibtisch verließ) und ich habe sie um kurz nach 5 beantwortet, als zum Schreibtisch kam.
Bei mir nicht seit 60 Jahren, aber seit dem Tod meiner Gefährtin: Dasselbe in grün, wa.
Ich bin kurz nach sechs am Ku'Damm im Büro und bevor der nächste Kollege kommt, ist mindestens ein JA fertig. Dafür bin ich um kurz nach 16 Uhr wieder raus aus dem Hamsterrad.
Also ich kenne das.
Dann kennst Du auch die produktive Zeit vor 9:00 Uhr, wo einer stört.
Der Job der Mutter ist ein echter Minijob, vom AG pauschal versteuert, der taucht richtigerweise im Bescheid nicht auf.
Der Vater hat vermutlich Steuerklasse III - das heißt, bei der Bemessung der Lohnsteuer werden bereits beide Grundfreibeträge berücksichtigt.
Dann haben beide zusammen haben sonstige Einkünfte (die steuerpflichtigen Anteile der Renten) i.H.v. knapp 12.000 €, für die noch kein einziger € an Steuern vorausbezahlt wurde - die müssen jetzt nachbezahlt werden, ich sehe da keinen Fehler, leider. Da sich an den Einkünften zukünftig wohl keine großen Änderungen ergeben werden - es sei denn, ihr Vater hört auf zu arbeiten - sind auch die Vorauszahlungen leider ok- die werden natürlich bei der nächsten Steuererklärung angerechnet, so dass sich dann keine große Nachzahlung oder Erstattung ergeben wird.
Prima erklärt. Toll! Ist auch wichtig für andere arbeitende Rentner zu wissen.