Quereinsteiger vs. Tarifvertrag?
Hallo,
Ich bin vor über 15 Jahren in den Beruf it-Systemadministrator eingestiegen und habe viele namentliche Arbeitgeber und Zertifizierungen hinter mir. Ausschreibungen welche Studium voraussetzen oder ähnliches habe ich immer ignoriert und durch meine Qualifikationen überzeugen können. Nun bekomme ich allerdings immer öfter Job anfragen aus den öffentlichen Sektor oder mit bereits verhandelten Tarife. Diese ordnen mich allerdings als ungelernt ein und geben mir dadurch ein Gehalt was nicht tragbar ist und an mindestgehalt orientiert ist, genauso gibt es keine oder nur wenig Anpassungen über Jahre hinweg.
Nun zu meiner Frage, kann ich diese Gewerkschaftlichen Verträge ablehnen und wie üblich im privaten Sektor, meine Konditionen selbst verhandeln? Sind die Firmen oder Behörden zwingend daran gebunden?
Grüße.
2 Antworten
Der ÖD tut sich extrem schwer damit IT-Leute angemessen zu bezahlen. Wenn eine Stelle mit Tarif ausgeschrieben ist, kann man daran nichts machen, das einzige was flexibel ist, ist die Eingruppierung, also Berufserfahrung. Aber das hilft dir auch kaum, wenn Admin-Rollen auf E9 ausgeschrieben sind.
Du kannst stattdessen ggf. bei einer der vielen IT-„Consulting“-Firmen anheuern, die den Mangel eigener Mitarbeiter:innen mit IT-Expertise auffangen und als private Unternehmen marktgerecht zahlen. Ist aber nicht ganz das selbe, besonders als Admin.
Es wird teilweise versucht über Sonderzulagen eine gewisse Attraktivität herzustellen. Denn das Problem ist allen Seiten bekannt. Aber die sogenannte "Bestenauslese" geht im ersten Schritt von formalen Qualifikationen (Abschlussnoten) aus, so dass Kandidat:innen mit deutschen Hochschul- und Ausbildungsabschlüssen favorisiert werden. Dass das im technischen Bereich im Prinzip eher eine Mittelmäßigenauslese bedeuten kann und geeignete Kandidat:innen ausgeschlossen werden, wird in Kauf genommen, um sich nicht auf Individualentscheidungen und die damit verbundenen Risiken einlassen zu müssen.
Wenn du sehr intrinsisch sehr motiviert bist und ÖD für dich langfristig eine sinnvolle Perspektive bietet, kannst du ggf. einen IHK-Abschluss nachholen. Wenn ich an meine IHK-Prüfungen denke, war das von den Anforderungen her überhaupt kein Ding. Wenn man sich fachlich auskennt, kann man das nebenbei vielleicht irgendwie mitnehmen. Auf eine politische Lösung warten würde ich eher nicht empfehlen.
Im öD ist meist kaum Flexibilität möglich. Und ja, du giltst nunmal leider als ungelernt.
Hallo urcho,
Danke für deine Antwort. Ja dieser Trick mit den consults ist mir völlig bekannt. Da die stellenausschreibungen viel zu lange dauert und recht wenig Interessenten kommen und der ÖD sich dessen auch bewusst ist, greifen sie darauf zurück was im umkehrschluss deren eigenen Regeln aushebelt. Sollte sich vielleicht mal die Politik mit befassen um den ÖD an den Markt anzupassen. Allerdings geht es auch um andere Firmen die nicht öffentlich sind aber Tarifverträge haben, ich kann mir schlecht vorstellen das Gewerkschaften gegen quereinsteiger verhandeln, aber in Tarifverträgen gehe ich meist mit 20k weniger raus.