Kioskübernahme mit horrender Ablöse?

7 Antworten

Das bei Geschäftsübernahmen immer hohe Ablöse gefordert wird, ist offensichtlich normal. Hatte das auch beim Versuch Übernahme einer Tankstelle mit Reparaturwerkstatt. Da wollte man auch unmögliche Summen für alten unbrauchbaren Waren- und Maschinenbestand. Das ist dann eher als Versuch zu werten, einen Dummen zu finden. Häufig wird auch jemand gefunden und es sieht dann nach Geldwäsche aus. Da kommen dann irgendwelche Leute aus Italien oder Türkei und bieten Unsummen dafür, vor dem Hindergrund der Geldwäsche.

Einer meiner Freunde ist vor 30 Jahren auf so etwas reingefallen.

Unter Vorlage selbstgefertigter Buchungsbelege hat der Verkäufer des Kiosks einen Umsatz in phantastischer Höhe vorgespiegelt und deshalb einen vergleichbar horrenden Kaufpreis verlangt.

Das Ende vom Lied war, dass er kaum die Miete für den Kiosk aufbringen konnte, geschweige denn von den Erlösen leben. Nur weil er sämtliche Ersparnisse aufgelöst und finanzielle Hilfe Dritter bekommen hatte hat er den Laden 12 Monate betreiben können. An den Schulden hat er dann noch 15 Jahre abbezahlt.

Der Verkäufer war im übrigen gleich nach Kaufpreiszahlung in sein südamerikanisches Heimatland gereist und damit nicht mehr greifbar.

Überlege dir, weshalb jemand im Kiosk statt im umgebauten Shop kaufen würde. Würdest du am Kiosk einkaufen (beschränktes Sortiment, alt, für das Bezahlen des Tankes muss man eh in den Shop, der Shop bietet etwa das gleiche Sortiment)?

Was müsste geboten werden, was der Shop nicht bieten kann und auch nicht nachahmt, wenn es am Kiosk gut läuft? Hättest du für diese Idee an dieser Lage überhaupt auch Kundschaft?

Wie viele Kunden brauchst du pro Tag (Nacht?), um deine Kosten zu decken? Wie viele brauchst du zusätzlich, um deinen Lohn und Investitionsgeld reinzuholen? Was sollten die Kunden im Schnitt ausgeben? Welches sind die stärksten Verkaufstage und -zeiten und welches die schwächsten?

Mach dir mal eine eigene Rechnung: Mit welchen Kosten rechnest du (frag noch im Ort an für Abfallgebühren, Wasser, Strom etc)? Denke auch an Extraausgaben wie Altersvorsorge und Investitionen/Reparaturen (gibt es jedes Jahr). Was kostet es, Digitalisierung auf dem neusten Stand zu halten oder einzuführen?

Was ist mit Versicherungen? Feuer, Haftpflicht (heisst in Deutschland vielleicht etwas anders). In der Schweiz gibt es noch eine Unfallversicherung, die vom Arbeitgeber bezahlt wird, wenn der Unfall während der Arbeitszeit geschieht. Die müsstest du dann auch selbst bezahlen. Rechne mal aus, was du an Altersvorsorge verlierst, wenn du wegen ein paar "mageren Jahren" nicht oder nur wenig einzahlen kannst.

Steh mal eine Woche hin (oder wenigstens ein paar Tage) und zähle die Kunden und schaue, was sie kaufen. Sprich mit dem Tankstellenshop-Betreiber! Darfst du die Steuerunterlagen des Kiosks ansehen? Sprich die Kunden an, weshalb sie dort kaufen oder frag die anderen, weshalb sie im Shop kaufen und nicht am Kiosk.

Einen zusätzlichen Mitarbeiter wird man sich nicht so einfach leisten können. Was machst du in den Ferien? Am Wohhenende? Abends oder frühmorgens?

Oft lohnt sich das nicht, der Aufwand ist sehr gross und der Ertrag (Gewinn, nicht mal Umsatz) ist viel zu gering. Eine Idee gäbe auch zu wissen, wie lange die Person schon versucht zu verkaufen....wenn es eine super Sache wäre, dann wäre der Kiosk schon lang weg.....

Überleg es dir gut. Anderswo verdienst du eventuell einiges mehr.

Übrigens noch: Altersvorsorgegelder auszahlen lassen, um ein Geschäft führen zu können ist nie eine gute Idee. Wenn das Geschäft nicht läuft ist deine Rente weg. Dann sollte man noch darauf achten, welche Rechtsform der Kiosk haben sollte. Man sollte nicht mit dem Privatvermögen haften im Falle eines Konkurses. Brauchst du Kapital für diese Rechtsform oder einen Anwalt oder Notar? Ah, kommt mir noch in den Sinn: Wo kannst du einkaufen? In der Nähe? Oder wird geliefert (Kosten?)? Brauchst du einen Mindestumsatz, um überhaupt beliefert zu werden oder einkaufen zu können? Sprich mal mit den Lieferanten des Kiosks.

Und dann...wie musst du deine Buchhaltung haben? Brauchst du ein Programm mit Lizenzkosten für Buchhaltung/Warenlager? Brauchst du je nach Gesellschaftsform sogar einen Treuhänder?

Viele Fragen....

Lieber Gruss

als Faustregel für solche Übernahmen gilt, der Kaufpreis entspricht dem zehnfachen Jahresgewinn bis zum einfachen Jahresumsatz. Die Lage ist natürlich bei einem Kiosk sehr wichtig und bedenke auch, dass es über kurz oder lang keine Tankstellen mehr gibt. Dann werden Elektroladestation die Rolle der heutigen Tankstellen einnehmen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

jgobond682  18.04.2022, 16:45
bedenke auch, dass es über kurz oder lang keine Tankstellen mehr gibt.

Du meinst, so wie heute schon keine Autos mit Lenkrad mehr rumfahren?

Steve471 
Beitragsersteller
 17.04.2022, 15:31

danke für all die Kommentare.
ein Punkt ist, es wird ja noch nicht mal verkauft, sondern es besteht ein Mietverhältnis mit einem Dritten.
Es ist also nur eine "Übernahme", d.h. Weiterführung.
Bis jetzt wurde Miete an den Hauseigentümer, der eben unten einen kleinen Laden hat, gezahlt und das soll ich dann ja weiter so machen.

Was mir einfach fehlt sind die ganzen Fahrzeuge, Maschinen und sonstigen Anlagegüter, die danach eben mir gehören und die einen Wert darstellen würden.
Alles was ich hier sehe ist die "Gunst" einen Kiosk in dieser Lage mieten zu dürfen.

Die allenfalls zweckmäßigen 08/15 Möbel stellen max. 4 % der Ablöse dar und sind jederzeit x-beliebig ersetzbar

Mein Gefühl ist, ich gebe Geld für gar nichts, soll irgendeine fiktive Summe zahlen.

Einfach so.

Mich hätte einfach nur interessiert, ob das bei "Kiosk-Mietverhältnis-Übernahmen" immer so oder so ähnlich läuft.

Danke für Eure Einschätzungen.

Fordern kann man vieles.

Dich zwingt jedoch keiner, dass Du darauf eingehst.

Verhandeln und/oder sein lassen, PUNKT.