Wie schnell kann man obdachlos werden?
Beispielsweise eine kleine Familie: Eltern sind Langzeitarbeitslose, Kind ist 12 Jahre alt
Was könnten die Gründe dafür sein, dass diese Familie ihre Wohnung verliert?
Ist Obdachlosigkeit eigentlich vermeidbar, wenn man seine Termine beim Jobcenter wahrnimmt und erforderliche Unterlagen zeitig einreicht?
Warum wird ein Mensch obdachlos? Wie schnell kann man obdachlos werden?
18 Antworten
Ziemlich schnell, sei es durch Insolvenz als Selbstständiger, massive Schulden als Arbeitnehmer, Verluste und darauf eventuell folgende Sucht… manche Menschen sind auch einfach zu Stolz bestimmte Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen…
Grundsätzlich sollte jeder einen Notgroschen haben, möglichst wenig Ausgaben (sprich keine zu teure Wohnung, wenn möglich kein Auto, günstige Lebensmittel kaufen…) etc.
Aber das hat nicht nur rein finanzielle Gründe, oftmals liegt das Problem wo anders, das muss man individuell abklären.
Schulden entstehen schnell, dafür müssen die Leute nicht arbeitslos sein, oft trifft es die mit Job. Irgendwo einen Kredit aufgenommen, dann durch Scheidung, Krankheit, falsche Geldanlagen noch mehr Schulden, Miete nicht gezahlt, Wohnung weg. Hat man ein Haus und hohe Schulden wird alles gepfändet und es droht die Zwangsversteigerung.
Das Jobcenter zahlt nur Geld, wenn alle Anträge richtig ausgefüllt sind und alle Unterlagen eingereicht, wer da etwas nicht nachweisen kann bekommt kein Geld.
Ist Obdachlosigkeit eigentlich vermeidbar, wenn man seine Termine beim Jobcenter wahrnimmt und erforderliche Unterlagen zeitig einreicht?
Ja. Nur, wer so tief absackt, dass er seinen Hintern nicht mehr hoch bekommt, landet auf der Straße. Kann beispielsweise krankheitsbedingt so weit kommen, besonders bei unbehandelten psychischen Problemen. Aber tatsächlich gibt es sogar einen Anteil Obdachloser, die einfach keinen Bock auf das "normale" Leben mehr haben.
Obdachlosigkeit droht zum Beispiel, wenn Menschen aufgrund von Suchterkrankung ubd/oder psychischer Erkrankung nicht mehr in der Lage sind, Termine wahrzunehmen, zuverlässig einzuhalten oder überhaupt in der Lage sind, Hilfe zu suchen und auch anzunehmen.
Es ist leicht zu rufen "selber schuld", aber es gibt in Deutschland auch viel zu wenig Hilfsangebote speziell bei psychischen Problemen. Da ist das Kind oft schon in den Brunnen gefallen, bis die Wartezeit auf eine Erstberatung abgelaufen ist.
Dieser Kommentar disqualifiziert dich für jede weitere ernsthafte Diskussion
Bei bestimmten Dingen muss man halt bekennen, dass man zum "Verein für deutliche Aussprache und aufrechtem Gang" gehört.
Mit Rumgesumse und ei tei t ei ei, werden wir diese Probleme nicht lösen.
Die Gesellschaft ist in der Hinsicht in eine deutliche Schieflage gekommen.
Es müssen mehrere Faktoren ineinander spielen, damit man obdachlos bzw. wohnungslos wird (da gibt es nämlich einen Unterschied).
Überschuldung spielt eine Rolle (verursacht durch Arbeitslosigkeit, Leben über den Verhältnissen, Krankheit, Behinderung usw.), Mietschulden häufen sich an, Räumungsklage folgt, man findet kein neues Mietobjekt... das wars.
Auch wenig Bildung (und damit prekäre Beschäftigung), Trennung oder Tod eines Partners, Verstoß gegen Auflagen vom Amt oder Naturkatastrophen können zu einem Wohnungsverlust führen.
In der Regel teilt man jene Menschen grob (!) in drei Gruppen ein:
- junge Menschen mit großen Biografischen Lücken nach Heimaufenthalt ohne Perspektive
- gebrochene Biografien, eh schon immer am Rand der Gesellschaft gelebt
- kritische Lebenslage (Schulden, Verlust, Arbeitslosigkeit)
Auswege: gute Bildung, ein funktionierendes soziales Netz (Familie, Freunde), nicht über seine Verhältnisse leben, bei psychischem Bedarf professionelle Hilfe suchen.
Brauchen wir nun noch mehr Sozialarbeiter und Psychofuzzis?
Jedem, der schon seit der Schulzeit zu faul zu allem war und sich dann in Süchte oder (Schein)krankheiten flüchtet, seinen "Personal Coach", seinen eigenen Betreuer?