Nordmarkhaus Bj 1973, wie waren die vorgefertigten Nordmarkplattenelemente lt. Fertighausverzeichnis Nr. 51 aufgebaut?
Wir würden uns gerne ein Haus aus dem Jahre 1973 der Firma 'Nordmarkhaus' kaufen.
Aus den Unterlagen geht folgendes hervor:
- vorgefertigte Nordmarkplattenelemente lt. Fertighausverzeichnis Nr. 51
Kann mir irgendjemand sagen, was in dem Verzeichnis steht oder wo ich was darüber finden kann?
Des Weiteren wurde zum Holzschutz Osmol RS- Tränkung verwendet. Da ist mir bekannt, das es nicht das Gelbe vom Ei ist, aber auch nicht so dramatisch ist.
Für Unterlagen oder Tipps zu dem Haus, welches ohne Kernsanierung bewohnt werden soll, wäre ich mehr als dankbar.
1 Antwort
Wir würden uns gerne ein Haus aus dem Jahre 1973 der Firma 'Nordmarkhaus' kaufen.
Lasst es. Die Fertighäuser aus den 60er und 70er Jahren sind nicht nur in keinster Weise heutigen Anforderungen entsprechend aufgebaut, sondern zudem auch in hohem Maße mit Baustoffen errichtet worden, die heute entweder verboten und/oder sogar verpflichtend zu entsorgen wären. Neben der allgemeinen Asbstproblematik (Putzträgerplatte sowie MIPOLAM etc.) finden sich in den damaligen Baustoffen unter Umständen u.a. Formaldehyd, Lindan, Chloranisole, evtl. sogar PCB und Pentachlorphenol.
Siehe dazu u.a.
https://www.fachwerk.de/fachwerkhaus/wissen/haeuser-fertighaeuser-139401.html
Um eine exakte Auflistung der Materialien zu erhalten, müsste man das genannte
"Fertighausverzeichnis Nr. 51"
der Fa. Nordmarkhaus einsehen. Das dürfte außer vielleicht über die Architektenkammer (Archiv) kaum noch zu finden sein; den Hersteller gibt es längst nicht mehr.
Wenn ihr euch das wirklich antun wollt, beauftragt einen SV mit einer ausführlichen Begutachtung *vor* dem Erwerb. Ja, das kostet; rechnet mal mit € 5.000.-- Mimimum (je nach Aufwand auch ggfs. deutlich höher).
Und selbst wenn das Gutachten positiv ausfällt - bei einem Objekt aus den 70er Jahren werden in den nächsten 10 Jahren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitere erhebliche Sanierungskosten anfallen. Will man das?
Es liest sich leider nicht viel positives beim Thema Fertighaus aus den 70er Jahren.
Ja, ist leider so.
Würdest du das genau so bei einem konventionellen Haus aus den 70er Jahren sehen
Je nun. Ganz generell muss man kritisch feststellen, dass die Bausubstanz von Bauten aus den 60er und 70er Jahren sehr häufig einfach grottenschlecht ist. Das liegt sowohl an den erheblichen Volumina des Neubaus in diesen Jahrzehnten, als auch an den sprunghaft gestiegenen Baukosten insbesondere ab Beginn der 70er Jahre. Die extremen Lohnsteigerungen im teilweise zweistelligen Prozentbereich Anfang bis Mitte der 70er führten zu viel Pfusch zum Kostenausgleich, der dann häufig nur übertüncht bzw. durch Einmalzahlung abgegolten wurde. Dazu kommt, dass gerade im EFH viel Eigenarbeit eingebracht wurde, und das nicht unbedingt mit großer Fachkenntnis.
Und dann sind eben in diesen Jahrzehnten viele damals topmoderne Stoffe verwendet worden, bei denen man schlicht nicht wusste, welche Langzeitfolgen diese haben können. Dabei ist Asbest noch nichtmal das Hauptproblem. Ist es ordentlich verbaut, liegt faktisch keine Gefährdung der Bewohner vor. Man darf es eben nur nicht schneiden oder anbohren. Das ist mit etwas Sorgfalt eher weniger das Thema (auch wenn die Sensibilisierung der Öffentlichkeit diesbezüglich extrem ist). Aber Lindan, PCP und Konsorten waren damals Gang und Gäbe, weil es schlicht keinerlei Langzeitstudien dazu gab (und die Folgen auch minimaler Dauerbelastungen daraus überhaupt erst 20 Jahre später mess- und nachweisbar wurden).
Geplant ist eine Begehung mit einem SV und ein Formaldehyd Test wird morgen in das Haus gehängt.
Sehr gut.
Wenn die Lage so schön ist - warum nicht Abriss und ein neues FH hinstellen?
Wenn die Lage so schön ist - warum nicht Abriss und ein neues FH hinstellen?
Dafür ist es leider zu teuer. Wir wollen uns aber natürlich auch kein Fass ohne Boden ans Bein nageln.
Wir haben immerhin die original Zeichnungen und Unterlagen, allerdings geht aus denen auch nicht der Wandaufbau ins Detail heraus.
Dafür ist es leider zu teuer.
Schwierig. Ein FH kostet in normaler Ausstattung und Größe so ab etwa € 150.000.-- aufwärts. Aber als Ausbauhaus gibt´s die schon für unter € 100.000.--. Nun könnte man ja argumentieren, doch lieber das Geld in den Neubau zu stecken als in die unweigerlich kommenden Sanierungen des Altbaus. Wenn man das gestreckt ausbaut, dürfte es auch die Finanzierung nicht überdehnen.
Wir wollen uns aber natürlich auch kein Fass ohne Boden ans Bein nageln.
Richtig. Daher Gutachten abwarten und Tee trinken :-)
Hey FordPrefect,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Es liest sich leider nicht viel positives beim Thema Fertighaus aus den 70er Jahren. Lage etc. ist so gut, das wir das Haus gerne hätten. Natürlich nicht auf Kosten der Gesundheit.
Ich erhoffe mir vielleicht auch positive Erfahrungswerte, mache mir da aber langsam wenig Hoffnung.
Würdest du das genau so bei einem konventionellen Haus aus den 70er Jahren sehen oder stellen sich dir die Nackenhaare hoch beim Thema Fertighaus?
Geplant ist eine Begehung mit einem SV und ein Formaldehyd Test wird morgen in das Haus gehängt.
Beste Grüße
Kimi