Arbeitsrecht - Beförderung ohne Änderungsvertrag?!
Hallo zusammen,
ich bin ganz neu hier, und in der Hoffnung, dass ihr mir vielleicht einen Rat geben könntet.
Folgendes Problem habe ich: Ich bin kaufmännischer Angestellter in einer Spedition. Mein direkter Vorgesetzter (Abteilungsleiter der Abteilung in der ich arbeite) hat mir mitgeteilt, dass er mich zum stellvertretenden Abteilungsleiter machen möchte, mit Beginn ab Mitte Dezember. Dies freute mich natürlich. Als ich ihn dann fragte, wie es denn mit einem neuen Vertrag aussieht, sagte er, dass in der Hinsicht alles beim alten biebe. Meine Verantwortung steigt stark, weil ich nun Mitarbeiterverantwortung über 15 Mitarbeiter bekomme und als Abteilungsleiter angesehen werde. Allerdings werde ich nur eine kleine Gehaltserhöhung von etwa 100€ netto erhalten (die vor längerer Zeit, also vor Verkündung der Beförderung, schon vereinbart wurde). Nun meine Frage an euch: Hat das seine Richtigkeit? Muss ich mir das gefallen lassen?
mehr Arbeit + mehr Verantwortung + Titel des stellvertretenden Abteilungsleiters und das zu mehr oder weniger dem gleichen Gehalt und ohne Änderungsvertrag? Wie sieht das denn aus, wenn ich mich anderswo bewerbe und in meinem Vertrag steht "Mitarbeiter Kundenservice"?!
Ich würde mich sehr über eure Hilfe freuen.
viele Grüße Tobias
4 Antworten
Die Frage ist, ob "stv. AL" eine eigene Position ist oder nur eine art Titel.
Wenn es eine eigene Position als stv. AL gibt, dann wäre normalerweise ein Schreiben an dich üblich in der man dir das schriftlich mitteilt dass man dich in die Funktion/Position überführt.
Bei größeren Unternehmen gibt es auch "Verantwortungszulagen" für solche Tätigkeiten. D.h. es gibt ein wenig mehr Gehalt.
Dann wäre das auch für die Bewerbung das beste.
Du kannst dir auch nach einer gewissen Zeit ein Zwischenzeugnis ausstellen lassen in dem steht, dass du als stv. AL tätig bist. Dann hast du auch einen Nachweis.
Wenn du die Ausweitung deiner Verantwortung/Befugnis ablehnst, kannst du auch gleich kündigen. Du solltest spätestens 3 Monate nach der Beförderung ein Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen. Da solltest du dann genaue Vorstellungen haben, was deine Stelle an Geld wert ist. Im Hintergrund musst du immer damit rechnen, dass du u. U. deine Fähigkeiten dann anderswo einbringen musst.
Ein neuer schriftlicher Vertrag ist für die Beförderung nicht notwendig.
Dir wird nur eine geringe Gehaltserhöhung angeboten? Du kannst selbstverständlich mehr fordern, musst dich aber auf Verhandlungen einstellen. Letztlich müsstest du sagen: "Wenn ich nicht mindestens X Euro mehr brutto bekomme, lehne ich eine Beförderung ab."
Wenn du dich später bei anderen Arbeitgebern bewerben willst, muss dein jetziger Arbeitgeber auf deinen Wunsch ein qualifiziertes Zeugnis ausstellen. In diesem Zeugnis steht natürlich nicht die Tätigkeitsbezeichnung aus dem alten Arbeitsvertrag sondern eine Beschreibung deiner tatsächlichen Tätigkeit. Dazu ist der Arbeitgeber verpflichtet.
Mein Rat: Lass dir jetzt auch ein Zwischenzeugnis über deine bisherige Tätigkeit ausstellen und strebe mehr Verantwortung an. Über eine weitere Gehaltserhöhung kannst du auch noch nach deiner Einarbeitung als "Vize-Abteilungsleiter" verhandeln, wenn du bewiesen hast, dass du die Position ausfüllst.
Arbeitsrechtlich hast du keinen Anspruch auf eine höhere Vergütung. Moralisch aber natürlich schon. Mach dir in aller Ruhe Gedanken, welche neuen Aufgaben, Verantwortugen etc. bekommst und mach dir eine Liste und geh zu deinem Chef. Sprich ruhig und höflich mit ihm, dass du deine neue Verantwortung die du jetzt hast auch entsprechend vergütet haben möchtest. Schau mal im Internet nach, was jemand in deiner Position auf dem Markt verdient, dann hast du eine bessere Verhandlungsposition gegenüber deinem Chef.