Anlage eines festen Betrags?
Mal eine Frage an die Anlageexperten und/oder die Foraner mit eigener Erfahrung.
Wenn ich als Rentner einen namhaften Betrag ausgezahlt bekomme (ca. 200.000,-) und gern zur Einkommensverbesserung anlegen will, was würdet Ihr raten?
Eine Geldanlage mit einem Auszahlungsplan?
Eine kleine Immobilie kaufen und vermieten?
Oder was ganz anderes?
7 Antworten
Vom Erwerb einer Immobilie muss man dringend abraten. Es gibt in Deutschland keinen Bestandsschutz mehr. Auf Eigentümer von Immobilien kommen immer wieder neue und kaum erfüllbare Sanierungsauflagen zu. Das gibt ein Loch ohne Ende.
Geldanlage mit Auszahlungsplan klingt mir zu sehr nach Anlage in eine private Rentenversicherung. Haken daran ist, dass man die nicht wieder aufkündigen kann. Sein Geld vor sich selber zu begraben macht dann aber auch keinen Sinn.
Mein Vorschlag ist eine Dreiteilung: Ein Drittel in Aktien-ETFs, ein Drittel in Anleihen solider Schuldner und das letzte Drittel in Tages- und Festgeld.
Werthaltige Substanzanlagen (Immobilien, Edelmetalle, Edelsteine, Kunst, etc.) haben sehr volatile Bewertungen und können im Fall einer Wirtschaftskrise auf einen eher illiquiden Markt stoßen. Daher würde ich davon abraten. Gerade Immobilien bringen weitere Verpflichtungen und ggf. laufende Kosten (Grundsteuer, Versicherungen, Instandhaltung) mit sich, die Leerstände bestrafen. Daher würde ich diese Anlageklasse nicht nutzen, wenn es nicht um eine Grundinvestition für die eigene Nutzung geht.
An Kryptoanlagen glaube ich nicht, denn das ist weitestgehend Spekulation.
Geldwerte (festverzinsliche Anlagen, Sparkonten, Währungskonten) sind in der aktuellen Lage (man hat ja gerade wieder in den letzten Tagen gesehen, was passieren kann) ebenso sehr volatil. Zinserhöhungen und -senkungen können konträr zur Erwartung Marktreaktionen auslösen. Krisenherde in der Welt sorgen für Volatilität und zwischenzeitliche Panik. Gerade bei Verschiebungen von Zinserwartungen können auch Währungsgefüge sich deutlich verändern. Daher würde ich diese Anlageklasse nur an zweiter Stelle oder indirekt nutzen wollen.
Aktien sind das primäre Mittel, um an der Wirtschaft zu partizipieren und auf Horizonte von 10+ Jahren eine sinnvolle Rendite von 4-6% p.a. zu erreichen. Pessimisten werden das auf 15+ Jahre sehen, aber das ist für einen Rentner (im Alter von 65-67 Jahren) immer noch mit der Lebenserwartung von knapp 80 Jahren in Deutschland für Männer im groben Bereich.
Global diversifizierte Aktienportfolios (oder -fonds) sind unabhängig vom zukünftigen Wohnsitz und der dort herrschenden Währung. Es fallen ggf. bei der Liquidierung von Assets Steuern an, aber das muss man eben berücksichtigen. Hohe Steuern gehen typischerweise auch mit einer umfangreichen staatlichen Basisleistung und Infrastruktur einher, d.h. es gibt eine Kompensation in punkto Lebensqualität.
Für die nächste Generation (im Erb- oder Schenkungsfall) wären Aktienportfolios auch das Mittel der Wahl, um langfristig vielversprechende Positionen aufzubauen.
Daher:
- Wenn dies nicht bereits durch vorhandene Investments abgedeckt ist, würde ich Liquidität in Höhe von ca. drei bis sechs Monaten vorhalten. Drei Monate, wenn es eine Rentenzahlung gibt, sechs Monate, wenn diese sehr unzureichend ist. => 9-36 kEUR
- Eine Position im Gegenwert von ca. sechs Monaten Lebenshaltung würde ich in robuste Mischfonds anlegen, um darüber auch in Krisenzeiten ohne hohe Verluste relativ stabil verfügen zu können. => weitere 18-36 kEUR
- Den Rest würde ich in global diversifizierte Aktienfonds anlegen. Das klingt für einen Rentner irgendwie konträr zur allgemeinen Meinung der Endphase des Lebens, aber 1. können Rentner auch gut 100 Jahre alt werden, 2. haben Rentner vielleicht Kinder, denen so etwas zu Gute kommen wird, und 3. ist das der Teil, der der Chancen mitnimmt, die im Verlauf der Zeit entstehen. Dieser "Rest" sollte nicht dringend benötigt werden, um das Leben in der Rentenphase zu finanzieren. => der verbleibende Betrag von 128-173 kEUR.
Genau betrachtet würde ich auch einem Arbeitnehmer mit 30 oder 40 Jahren diese Aufteilung empfehlen wenn nicht konkret Investitionen (z.B. in die eigene Familienimmobilie) geplant sind. Rentner sollten kein Endzeitdasein planen, sondern ein Leben, als würde es kein Ende geben. Die Familie wird ja weiter existieren.
Es dürfte daher einen Unterschied zwischen Renter mit Kindern und Familie und alleinstehenden Rentnern geben. Letztere werden vielleicht auch einen Horizont von 10 Jahren mehr von diesem Betrag (alles?) für ihr persönliches Glück verbrauchen wollen als erstere.
Ist ein Umzug in ein freundliches Land (z.B. Thailand, Vietnam, Südengland, Florida, Californien) geplant (kostengünstig streiche ich bei den letzten drei Vorschlägen), dann muss die Transition in diese neue Lebenssituation zuerst (aus ggf. anderen Mitteln) abgedeckt werden, dann beginnt die obige Rechnung.
Das wäre jetzt für meine Risikobereitschaft und Lebensplanung eine Aufteilung. Was in Deinem Fall passt, lässt sich schlecht sagen.
Servus, bei der Anlage von 200.000 Euro als Rentner ist Diversifikation entscheidend.
Ich würde folgendes machen:
- Kurzfristiges Festgeld: Investiere etwa 50.000 Euro in gut verzinstes, kurzfristiges Festgeld. Dies bietet Sicherheit und Zinsen bei überschaubarer Kapitalbindung. Ich habe mit meiner Bank gute Konditionen für 3 Monate Festgeld ausgehandelt. Solange ich nicht kündige, verlängert es sich.
- Tagesgeldkonto: Halte etwa 20.000-30.000 Euro auf einem Tagesgeldkonto für Liquidität. So hast du jederzeit Zugang zu einem Teil deines Kapitals. Gibt ja aktuelle auch gute Angebote was den Zins betrifft.
- Aktien/ETFs: Wenn du Erfahrung im Börsenbereich hast, investiere einen größeren Teil in dividendenstarke Aktien oder breit gestreute ETFs.
- Immobilien: Der Kauf einer Immobilie kann sinnvoll sein, wenn du Erfahrung hast und möglicherweise einen Kredit aufnehmen kannst. Ohne Finanzierung könnte es jedoch schwierig sein, eine ausreichende Diversifikation zu erreichen. Da sind die 200.000 Euro ja schnell weg. Aber wenn du einen Kredithebel nutzen kannst, macht es sinn.
Wichtig ist, nicht alles auf ein Pferd zu setzen.
Kommt auf die Risikobereitschaft an.
Wenn ich davon ausginge, noch mind. 15 Jahre zu leben und risikobereit wäre, würde ich den Betrag in einen ausschüttenden ETF auf den FTSE AllWorld anlegen. Die Ausschüttungsquote liegt derzeit bei 1,4%. Bei Bedarf kann man sich zudem jederzeit etwas entnehmen. Es gibt auch Broker, die einen Auszahlplan auf ETF anbieten.
Wem das Aktienrisiko zu hoch ist, der könnte den Betrag hälftig auf Tages- und Festgeld verteilen. Zum einen um die Einzelanlagen unterhalb der Einlagensicherung zu halten. Zum anderen um sich hälftig gegen steigende oder fallende Zinsen "abzusichern". Als Alternative zum Feldgeld kann freilich auch ein Auszahlplan genutzt werden.
Um ganz auf Nummer Sicher zu gehen, kommt eventuell auch eine Sofortrente in Frage. Die Rendite ist dort nicht besonders, aber dafür lässt sich mit so einem Instrument das Langlebbigkeitsrisiko absichern.
Von einer Immobilie würde ich eher abraten. Meiner Meinung nach passt das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag nicht.
Na ja, 12 Jahre sollten es schon bei mir sein, denn 2026 hat meine Familie, die bei der Verleihung des Familienwappens erstmal urkundlich erwähnt wurde, 700sten Geburtstag. Würde ich schon gern feiern.
Davon abgesehen, das Leben ist gefährlich, es führt immer zum Tod.
Das Risiko kann man natürlich vernachlässigen, wenn man durch Renten entsprechend versorgt ist. Bei mir ist das z.B. nicht der Fall, da ich immer selbständig war und somit selbst vorsorgen muss. Da wäre es dann schon blöd, wenn das Geld mit 90 ausgeht, man aber blöderweise noch lebt ;-)
Meine Eltern sind aktuell 92 und 95, ich habe da wohl auch ein gewisses Risiko 🙃
Vielen dank für den Tipp. In anbestracht der Situation in der Welt, sehe ich Geldwert, also Festgeld usw. als risikoreicher, als einen Aktienmix. Ich überlege udn suche, ob es Fonds, oder ETFs gibt, die sich auf Werte von unternehmen konzentrieren, die sich mit der Versorgung konzentrieren (Energie, Lebensmittel usw.).
Es gibt für fast alle Branchen Fonds. Thema ist, dass diese Fonds sich auch so verhalten wie Branchenfonds. Energie kann zu einem eher unwichtigen Thema werden, wenn sie im Überfluss vorhanden ist (was sich derzeit in Deutschland entwickelt) und kleiner werdende Bevölkerungen brauchen auch weniger Lebensmittel. Vor allem von den Konzernen, die man derzeit in Fonds findet, die sich auf Lebensmittel konzentrieren.
In der nächsten Zeit wird es absehbar eine extreme Nachfrage nach smarten Stromzählern und kleinen Batterien (für Häuser) geben. Ob es die Hersteller, welche die enorme Nachfrage zu enormen Gewinnen verwandeln können schon gibt oder ob der Markt (ähnlich wie bei Solarpanels) bald überschwemmt wird, steht derzeit in den Sternen. Die Antwort auf die se Frage ist aber entscheidend, ob das Thema als Investmentcase übergewichtet werden sollte oder nicht.
Im Zweifel ist es eine Frage des Managers des Fonds. Flexibilität aber in jedem Fall von Vorteil.
Es wäre wohl in der Tat am besten, den Betrag zu splitten. Schau doch mal bei extraetf in die Suche. Dort kann man bei Aktien-ETF nach Sektoren suchen. Es gibt zwar keine wirklich sicheren Aktien, aber die Sektoren Basiskonsumgüter (Lebensmittel, Haushaltsartikel) und Versorger (Strom, Gas, Wasser) performen in Krisenzeiten meist besser, als z.B. Technologie. Ob eine solche Sektorwette aufgeht, kann aber natürlich niemand voraussagen.
Auf Sicherheit:
Konto bei Trade Republic eröffnen, hier bekommst Du aktuell zeitlich unbegrenzt 3,75% Zinsen im Jahr monatlich abgerechnet/gutgeschrieben. Es gibt hierbei keine Begrenzung des Anlagebetrages.
Bist Du nicht abhängig von diesen Zinsen, könntest Du diese 625 Euro im Monat monatlich in einen ETF Sparplan bei Trade Republic einzahlen.
OT: Ich verstehe, was Du meinst, aber beim Begriff "Langlebigkeitsrisiko" musste ich doch schmunzeln