Wasserschaden, Motorschaden, verbogene Pleuelstange
Hallo liebe Leute, vor einiger Zeit habe ich einen Motorschaden durch angeblichen Wasserstau im Bremskraftverstärker gehabt. Die Werkstatt sagte mir dass dort im Kasten des Bremskraftverstärker, der Wasserablauf verstopft war und sich somit das Regenwasser ansammeln konnte. Das angesammelte Regenwasser lief dann langsam aber sicher in den Motor rein. Das ganze ist über die Nacht passiert. Beim parken einen Tag vor dem Schaden, war noch alles in Ordnung, nur die Bremse hat beim Betätigen leicht geblubbert, als würde man mit einem Strohhalm ins Wasser blasen. Am Tag des Schadens ließ ich den Motor an und bemerkte sofort ein lautes Nagelgeräusch. Es hatte sich so angehört wie ein lauter Trecker. Das Resultat ist nun eine stark verbogen ab Pleuelstange. Die Erklärung der Werkstatt ist, dass das Wasser in den Kolben nicht komprimiert werden konnte und durch den Druck die Stangen verbogen hat. Ich habe die verbogenen Pleuelstangen auch gesehen denn der Wagen wurde wieder "instandgesetzt".
Kann das überhaupt passieren, Das über den Bremskraft Verstärker Wasser in den Motor laufen kann?
Bitte keine Vermutungen. Denn die habe ich in den letzten ein zwei Monaten genug gehört. Ich würde mich freuen wenn sich Fachleute dazu melden.
Hier ein Video dass das geräusch zeigen soll: https://youtu.be/LAOHLYzhx4E
2 Antworten
Hallo
Bremskraftverstärker (BKV) sind typischerweise grosse Vacuumkanister mit einer Trennmembrane in der Mitte. Auf der einen Seite wird durch denn Motor Unterdruck erzeugt (evakuiert) dazu geht ein meist 12-16mm (Innendurchmesser) dicker Schlauch von der Saugseite hinter der Drosselklappe zum Vacuumgerät (Diesel haben eine Vacuumpumpe).
Darin befindet sich oft ein Rückschlagventil mitten im Schlauch oder am BKV. Bei Oldtimern wie alten Benzen mit dem ATE50 Bremsgerät vor 1967 auch oft noch ein Schauglas mit Kondensatabscheider/Filter.
Die andere Seite der Membrane wird meist mit einem Filtervliess und seltener Schnüffelventil bestückt im Bereich der Kolbendruckstange entlüftet. Dort gibt es eher Kondenswasserprobleme als auf der ständig zwangsentlüfteten Saugseite deswegen wird oft in denn beheizten PKW Innenraum entlüftet.
Das ganze ist also möglich wenn der Hersteller konstruktiv "erlaubt" dass der BKV in einem "Wasserbad" arbeitet und der Saugschlauchstutzen zum Motor recht tief am BKV ansetzt (Meist sitzt der Anschluss weit oberhalb der "Mitte"). Aber das Wasser "läuft" nicht über Nacht von selbst in denn Motor der Motor zieht sich das Wasser nach dem anlassen von selbst rein und zwar alles was er absaugen kann.
Kondenswasser sammelt sich über die Jahrzehnte am "Boden" des BKV und sorgt dort für Korrosion der Membrane die dann irgendwann Vacuum "verliert". Kondenswasser bildet sich eher bei "Standuhren" und Kurzstreckenfahrzeugen und denn Herstellern ist das Kondenswasserproblem seit 60 Jahren bekannt (zb General Motors, Lancia, Mercedes Benz, Jaguar, Daimler, Bentley/RollsRoyce und Triumph hatten damit in denn 50ern Probleme)
Das Gehäuse rostet üblicherweise nicht durch weil vorher die Membrane ausfällt und der BKV schon weit vorher defekt ist.
Ein anderer Ausfallgrund ist das der darauf sitzende Bremszylinder undicht wird und sich das BKV Bremsflüssigkeit "reinzieht". Bei grossen BKV , also heute üblichen 8" oder 9" mit Doppelkammern passen aber mehrere Liter (8-15) bevor BKV vom Motor angesaugt wird. Das fällt meistens zügig auf weil dann auch der Bremszylinder "Durchgeht"so das man zum Druckaufbau pumpen muss bzw der Autofahrer bei ABS mit Druckpumpe oft Bremsflüssigkeit nachkippt und deswegen zur Werkstatt fährt. (Spätestens wenn man 1 Liter in wenigen Wochen nachfüllt fällt das auf, es gab aber auch schon Autofahrer mit einem 5L Kanister BFK im Kofferraum wo dann BFK vom Motor angesaugt wurde und es einen Exitus gab)
Bis ein BKV durchrostet um Wasser aus einem vollen Wasserkasten "ziehen" zu können gibt es einige Serviceintervalle wo dass dem Mechaniker auffallen müsste bzw wo man die Wasserabläufe der Wasserkästen reinigt.
Speziel bei Markenwerkstätten wo die Mechaniker die Autotypen und die Schwachstellen kennen ( zb VW, FIAT, BMW, Nissan, einige Opel und auch einge Benze haben "Wasserkastenablaufprobleme" wo aber eher Steuergeräte absaufen oder das Wasser durch die Lüftung oder Blechfalz in denn Innenraum abläuft).
Eher ist die Dichtung vom Saugschlauch oder vom HBZ poröse geworden wo dann Wasser "reingezogen" wurde. Oder ein Marder hat beim Baden im Wasserkasten genüsslich noch denn Saugschlauch angeknabert...
Also die Ursache des Motorschaden ist einerseites konstruktiv vorgegeben wobei bei Autos nach 1990 die Sachzwänge wie Platzmangel, Crashverhalten und "Pfennigfuchsen" (Lopezen) oft "solide" Konstruktionen verunmöglichen. Zudem kommt noch die Unsitte dass man seit denn 80ern die Wasserkästen mit einem Plastikdeckel versieht so das man nicht sofort reinsehen kann sondern erst mal (oft leicht brechende und im Nachkauf teuere) Plastikverkleidungen abbauen muss was kein Laie macht und auch Werkstätten nur tun wenn es sein muss.
Die Hauptursache ist aber aus meiner Sicht der übliche "Wartungsstau" beim 2ten oder 3ten Besitzer wo man dann nur das nötigste machen lässt und teuere Fachwerkstätten/Markenwerkstätten meidet und dafür zu ATU und Konsorten fährt.
Wenn man das Auto korrekt warten liess muss man jetzt im Wartungsumfang nachsehen ob die Prüfung/Reinigung der Wasserabläufe im Service enthalten ist (und auch bezahlt wurde) und dann auf die Werkstatt zugehen und zumindest Kulanz rauschinden. Wenn man Werkstätten abhüpft ist immer die "letzte" dafür verantwortlich auch wenn es keine Markenwerkstätte ist. Als KFZ Werkstatt muss man bei einer Wartung die Vorschriften der Hersteller umsetzen und mich im Zweifel informieren oder eben "zuviel" machen um auf der sicheren Seite zu sein. Nach der GVO der EU müssen die Hersteller die Werkseitigen Wartungspunkte veröffentlichen damit jeder eine korrrekte Wartung durchführen kann.
Andererseits werden zb bei ATU oder 1-2-3 gar keine Wartungen nach "Herstellervorschrift" sondern nach hausinterner Routine gemacht. Das geht auch aus Kaufmännischer sicht nicht anderst bei ATU wird eien Wartung in 30-45 Minuten durchgezogen wo beim Hersteller meist doppelt soviel Zeit benötigt wird aber ATU sieht eben nur nach Verschleissteilen und Umsatzträgern.
Woww, danke für die Umfangreiche Antwort. :)
Was im Video zu Hören ist, ist die verbogene Pleulstande. Eigentlich ist es unmöglich das Wasser vom Bremskraftverstärker in die Bremmkammer kommt. Auserdem ist in der Bremsanlage Bremsflüssigkeit und kein Wasser. Motor und Bremsanlage sind 2 Abgeschlossene Systeme, Ebenso die Kraftstoffleitung. Eigentlich könnte es nur über den Luftlkasten (Falls sich das Wasser durch einen Verstopften ablauf soweit staut), oder durch eine defekte Zylinderkopfdichtung sickern. Die erklärung der Werkstatt ist schon richtig, nur dass das Wasser woanders hergekommen sein musste.