Autismus- eine Behinderung?
Hallo Community ;)
Haben Autisten eine Behinderung? Also zählt Autismus als Behinderung, sodass betroffene zwangsläufig einer Pflegestufe zugewiesen werden?
Eigentich ist Autismus ja bloß eine Entwicklungsstörung, welche von manchen Menschen als Behidnerung angesehen wird.
& Was ist,wenn die Menschen mit dieser 'Behidnerung' physisch eingeschränkt sind?
LG, Gina
12 Antworten
Ich bin Autistin. Autismus ist zwar nichts Schlimmes, aber er hindert mich of daran, Aussagen richtig aufzufassen. Also ist er eine Behinderung. Ich kann nicht anders, als viel langsamer zu sein, als Andere, aber ich weiß nicht, ob das was mit meinen Autismus-Symptomen zu tun hat. Jedenfalls kenne ich auch Autisten, die physisch in normaler Verfassung sind.
Ich sehe das anders, Autismus ist wie ich finde KEINE Behinderrung oder Entwicklungsstörung, den guckt mal
Wen man sich jetzt denkt, diese Menschen die Autismus haben, man sagt die wären anders, das es halt nicht die normale denkweise/sehweise wäre, aber jetzt muss man mal umdenken:
Was wen die Autisten die Welt richtig sehen und wir falsch, wen ihr blick der richtige ist, wer sagt den das er nicht normal ist, WIR MENSCHEN!!! aber was wissen wir den schon, nur weil die Mehrheit "normal" sein soll... ICH halte Autismus für eine Gabe, den ich denke Autisten sehen die Welt wie sie eig ist!!!
In diesem Fall geht es nicht um Pflegstufen, sondern - zumindest in Hessen - um Hilfebedarfsgruppen, die zwischen 5 Bedarfsgruppen, von denen die Fördergelder abhängig sind, unterscheidet. Ich assistiere zum Beispiel einem Autisten, der in Hessen unter die Hilfebedarfsgruppe 5+ zugeordnet wird, der höchsten Förderstufe. Es geht also nicht um Pflege, sondern um die Notwendigkeit von lebens-begleitender Hilfe - sowohl im Berufs- als auch im Privatleben.
Autismus ist definitiv eine Behinderung. Allerdings wird das Wort "Behinderung" oft in einem falschen Kontext verwendet.
Eine Mauer ist auch eine Behinderung, denn sie hindert mich daran, einen gerade Weg zu nehmen. Autisten sind nicht behindert, weil sie dumm sind oder so, Autisten werden von der Gesellschaft behindert, weil die Gesellschaft Werte und Normen definiert hat, wie das Leben zu funktionieren hat. Wenn ein Autist mit diesem Wertverhalten aber nicht konform läuft, ist er behindert.
Typisches Beispiel: Autisten sind oft gehemmt im Umgang mit anderen Menschen. Die Gesellschaft erwartet heute aber schon fast zwingend Interaktion. Wenn jemand nicht redet, dann wird er als "behindert" oder so eingestuft. Die Serie "Touch" zeigt es mal aus einem anderen Blickwinkel und ich finde es sehr gelungen, wie es dort dargestellt wird.
Im rechtlichen Sinne kann Autismus je nach Ausprägung mit einem GdB versehen werden (Grad der Behinderung). Wie das sich in Pflegestufen auswirkt, hat damit aber nix zu tun. Pflegestufen richten sich nach ganz anderen Kriterien. Du kannst einen GdB von 100 (Prozent) haben und trotzdem bekommst du keine Pflegestufe, weil diese nach anderen Kriterien arbeitet.
Es gibt aber neben der Pflegestufe noch andere Hilfe im Alltag. So gibt es zum Beispiel ambulant betreutes Wohnen (ABW), ambulant psychiatrische Pflege (APP), freies Budget und und und, um Hilfe in Anspruch zu nehmen, die von der Pflegeversicherung nicht gedeckt sind.
Einige der Hilfen gibt es erst seit wenigen Jahren. Und richtig ist: Autismus ist keine Krankheit, es ist eine "Gabe".
Autismus ist sogar eine Mehrfachbehinderung!
Damit schließe ich Intelligenzminderung nicht mit ein, das behandele ich gesondert:
- Reizfilterschwäche & -empflindlichkeit
- (starke) Probleme in der sozialen Interaktion
- Probleme mit den Antrieb an Dingen, die weniger mit dem Interesse zu tun hat
- meißtens erhöhte Anfälligkeit auf Stresssituationen etc.
- Probleme bei Veränderungen etc.
wären nur einige Dinge, die mir so dabei einfallen. Die meißtens damit verbundene Spezialinteressen oder Hochbegabung (meißtens bekannt bei Asperger) hilft - außer bei der Kompensation - eigentlich überhaupt nicht. Im Gegenteil behindert es sogar jemanden im All-Tag. Alleine Hochbegabung wird von vielen Leuten als "negativ-betroffen" wahrgenommen. Wenn diese auch noch Autismus haben, ist es eigentlich schon eine Zumutung zu behaupten: "Asperger haben weniger Probleme, weil sie schlauer sind."
Zwangsläuflig einer Pflegestufe ist man dann natürlich nicht zugewiesen, da müssen noch andere Faktoren ins Spiel kommen z.B. Intelligenzminderung (welches an sich eigentlich gar nichts mit Autismus zu tun hat).
Jedoch beantragen viele Autisten einen SBA (Schwerbehindertenausweis) , Nachteilsausgleiche und/oder Therapien.
Seit 2010 wird dieses so geregelt, aus Wikipedia:
1) Grad der Behinderung „Eine Behinderung liegt erst ab Beginn der Teilhabebeeinträchtigung vor. Eine pauschale Festsetzung des GdS [Grad der Schädigungsfolgen] nach einem bestimmten Lebensalter ist nicht möglich.
Tief greifende Entwicklungsstörungen (insbesondere frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus, Asperger-Syndrom)
ohne soziale Anpassungsschwierigkeiten beträgt der GdS 10-20,
mit leichten sozialen Anpassungsschwierigkeiten beträgt der GdS 30-40,
mit mittleren sozialen Anpassungsschwierigkeiten beträgt der GdS 50-70,
mit schweren sozialen Anpassungsschwierigkeiten beträgt der GdS 80-100.
Die Kriterien der Definitionen der ICD-10-GM Version 2010 müssen erfüllt sein. Soziale Anpassungsschwierigkeiten liegen insbesondere vor, wenn die Integrationsfähigkeit in Lebensbereiche (wie zum Beispiel Regel-Kindergarten, Regel-Schule, allgemeiner Arbeitsmarkt, öffentliches Leben, häusliches Leben) nicht ohne besondere Förderung oder Unterstützung (zum Beispiel durch Eingliederungshilfe) gegeben ist oder wenn die Betroffenen einer über das dem jeweiligen Alter entsprechende Maß hinausgehenden Beaufsichtigung bedürfen. Mittlere soziale Anpassungsschwierigkeiten liegen insbesondere vor, wenn die Integration in Lebensbereiche nicht ohne umfassende Unterstützung (zum Beispiel einen Integrationshelfer als Eingliederungshilfe) möglich ist. Schwere soziale Anpassungsschwierigkeiten liegen insbesondere vor, wenn die Integration in Lebensbereiche auch mit umfassender Unterstützung nicht möglich ist.“
2) Hilflosigkeit „Bei tief greifenden Entwicklungsstörungen, die für sich allein einen GdS von mindestens 50 bedingen, und bei anderen gleich schweren, im Kindesalter beginnenden Verhaltens- und emotionalen Störungen mit lang andauernden erheblichen Einordnungsschwierigkeiten ist regelhaft Hilflosigkeit bis zum 18. Lebensjahr anzunehmen.“
Nun ist diese Staffelung leider so schwammig wie SpongeBob! Nicht nur, das "soziale Anpassungsschwierigkeiten" einfach aus der Schizophrenie, Depressionen und sogar Tinnitus beinahe 1:1 entnommen wurden. Was zählt als "schwer" , was zählt als "leicht" ?
Theoretisch (und eigentlich auch praktisch) könnte ich so "schwere soziale Anpassungsschwierigkeiten" begründen, da ich aus Reizüberflutung, - schwäche und Konzentrationsprobleme keine Schule (Lebensbereich) besuchen kann trotz eines Integrationshelfers (umfassende Unterstüzung) oder anderen Förderungen.