FT Frankfurt Effekten Fonds
Ich habe in einem Depot bei FT einen größeren Betrag in den FT Frankfurt Effekten Fonds (WKN 847805) angelegt. Nach 2008 sind Zukäufe nur insofern erfolgt, als dass die Ausschüttungen wieder angelegt wurden. Der ganz überwiegende Teil des Bestands wäre also bei Veräußerung steuerfrei.
Seit geraumer Zeit ärgere ich mich über die Wertentwicklung des Fonds, zögere aber wegen genannten Umstands mit dem Verkauf. Was meint Ihr: Halten oder verkaufen? Wenn ich verkaufe, was wäre die Fondsalternative mit ähnlicher Ausrichtung?
4 Antworten
Die Entscheidung ist persönlich zu treffen, ich kann aber eine mathematische Hilfestellung geben:
Der FT Fonds hat von 1996 bis 2013 eine Durchschnittsrendite erzielt von 6,18% p.a. (von 70 € auf 194 €)
Der Dax hat im selben Zeitraum 8,74% p.a. erzielt (von 2.300 Indexstand auf 9.560)
Wenn alles verkauft würde und künftig weiterhin 6,18% p.a. erzielt würden, dann kämen nach Abzug der Abgeltungssteuer nur noch 4,55% Rendite p.a. netto heraus (73,6% davon). Allerdings werden auch derzeit schon ca. 0,6% p.a. an Abgeltungssteuer abgeführt auf die ca. 40% an Dividenden.
Um in der Nettobetrachtung Rendite-"neutral" zu bleiben, müßten künftig statt 6,18% dann 8,4% p.a. an Brutto-Rendite erzielt werden. Das ist möglich, aber dauerhaft eher schwierig, weil der Aktienmarkt historisch ca. 7-8% p.a. erwirtschaftet. Man müßte also schon ein etwas höheres Risiko eingehen (z.B. via Small Caps), um höher zu gelangen.
Die derzeitige Besteuerung von ca. 2,5% p.a. an Dividendenerträgen macht ca. 0,6% Renditeverlust aus p.a.
Fazit: Bei identischem Risiko wird es ein anderer Dax-naher Fonds schwer haben, die nötigen 1,6-2,2% p.a. an dauerhafter Zusatzrendite zu erzeugen. Wohl eher halten.
Dieser Beitrag ist wegen der Mühe ausgezeichnet worden die sich GAFIB bei der Berechnung gemacht hat. Ich danke aber auch allen übrigen Antwortern für ihre äußerst interessanten Stellungnahmen.
Ja, das Phänomen kenne ich gut. Hier wären aber sogar "emotionale Komponente" und Rationalität in Einklang, was will man mehr? So geht´s mir auch immer mir meiner (übergroßen) Portion an Bayer-Aktien ;-) - balanciere ich aber zunehmend durch Zukäufe nach rationalen Kriterien.
Im Hinblick auf die Einführung der Abgeltungsteuer hätte man in 2008 eine Umschichtung erwägen können. Alles andere ist noch mehr Schnee von gestern. Bei einem Vergleich des fraglichen Fonds auf Performance-Basis mit dem DAX (auf Performance-Basis), dann hat er durchweg eine gleichartige Entwicklung wie der DAX seit Anfang 2008. Erst seit Anfang 2013 läuft der DAX etwas besser, was sich aber schließlich nur mit einem Vorsprung von ca. 5 % bemerkbar macht.
Es gibt natürlich für diesen Betrachtungszeitraum bessere Fonds. Aber vielleicht stürzen sie in der nächsten Baisse erneut mehr ab als der angefragte Fonds?
Umgeschichtet hatte ich 2008 eine ganze Menge. Dieser Fonds hatte Schonzeit. Und mit dem Umschichten ist das so eine Sache: Steuervorteil hin, Steuervorteil her, von fast allen der dann neu erworbenen Fonds habe ich mich inzwischen wieder getrennt. Was soll man denn Gurken im Depot halten nur weil man ein paar Euro Steuern sparen kann.
Den Fonds hätte man 2008 noch schnell gegen einen besseren Deutschland-Fonds tauschen sollen bzw. sogar ein DAX- oder MDAX-ETF wäre ja besser gelaufen. Der Fonds ist recht alt und wurde von Frankfurt Trust als das klassische Deutschland-Investment eingerichtet. Er hat von der Gewichtung eher eine defensivere Zusammensetzung als der DAX selbst. Das zeigte sich beispielsweise in 2011, als der Fonds etwas besser als der DAX lief. Vom MDAX wird er allerdings abgehängt.
-
Unter dem Aspekt der vernünftigen Performance im Gleichschritt mit (aber etwas hinter) dem DAX, d.h. einer mittleren Performance deutlich über Inflation nach Steuern, wäre der Fonds mit seinen steuerfreien Anteilen wahrscheinlich besser zu halten, denn neue Anlagen wären abgeltungssteuerpflichtig.
-
Unter dem Aspekt einer Renditeoptimierung kannst Du Dich natürlich jetzt auch über die steuerfreien Gewinnmitnahmen freuen und neu investieren, entweder in deutsche AllCaps-Fonds oder gleich in stärker europäische Fonds. Vielleicht wird ja auch nicht die ganze Position verkauft, sondern nur reduziert, denn idealerweise würde man den Verkauf ja zu Höchstständen eines DAX tun :-)
Ein Kandidat könnte der ACATIS Champions Select - Acatis Aktien Deutschland ELM (LU0158903558) sein. Zusammen mit zwei ETFs besetzt dieser Fonds in meinem Portfolio das Segment "Aktien Deutschland", das eine Allokation von nur 3% hat. Mein Fokus ist allerdings stärker auf den europäischen Aktienmarkt gerichtet, wo ja wieder deutsche Aktien mit enthalten sind.
Welcher Fonds zu ggf. anderen Deutschland-Investments in Deinem Portfolio paßt, oder ob man hier eher auf einen stärker europäischen Fonds schwenken sollte, vermag ich jedoch mangels Einsicht in die übrigen Positionen nicht zu sagen.
Ja, bei der Allokation liege ich mit meinem Deutschlandanteil sehr satt über Deinen Werten. Alleine der FT-Fonds macht schon 4% aus.
Hatte ich vermutet :-) Portfolios, die in dieser Zeit zusammengestellt wurden, haben meist einen hohen Deutschland-Bias, etwas Europa und Industrieländer-Fonds, aber sehr wenig Emerging Markets Exposure.
[Achtung: Meinung eines harmlosen Privatanlegers folgt]
Daher solltest Du den Fonds wahrscheinlich behalten und erwägen, höchstens Teilpositionen im Rahmen einer Umschichtung zu liquidieren. Ideen dazu:
-
Deutschland: sofern Mid/SmallCaps noch nicht ausreichend im Portfolio vertreten sind, kann man hier eine Position auf- oder weiter ausbauen, denn in kleinen und mittelständischen Unternehmen in praktisch allen europäischen Ländern sind doch 80% der Arbeitskräfte beschäftigt, d.h. hier entstehen Innovation und Exportstärke. Der FT-Fonds beinhaltet LargeCaps.
-
Europa: Europäische Aktien sind nicht mehr so günstig, jedoch dürfte hier noch einiges Potential liegen, bis die Nachwehen der Finanzkrise und die aktuellen Turbulenzen mit Russland ausgestanden sind. Ein Deutschland-Bias wie in den 1990ern sollte heute eher als Europa-Bias transformiert werden. Schweiz, Frankreich und U.K. haben sehr starke Marken, die global erfolgreich sind. Die aktuellen M&A-Aktivitäten im multi-Mrd-Bereich zeigen, daß auch einige Großunternehmen meinen, ihr Geld wäre in unterbewertete Wettbewerber gut investiert ;-)
-
Emerging Markets: Interessanter wäre aus meiner Sicht, Positionen auf dem aktuell sehr günstigen Preisniveau in den Emerging Markets auf- und auszubauen. Dieser Sektor ist in deutschen Anlegerportfolios massiv unterrepräsentiert. Eine geringe Verschuldung wirkt sich positiv auf die Abhängigkeit der Länder und dortigen Unternehmen von den Kapitalmärkten aus, um Binnenwachstum zu fördern. Indikatoren zeigen derzeit, daß in einige EM/FM-Länder wieder FDI-Zuflüsse bestehen. Die kommenden Wahlen in Südafrika könnten das Land wieder einen Sprung voranbringen. China, Afrika und manche lateinamerikanische Länder entwickeln sich gut.
Erzähle uns doch, wie Du Dich entschieden hast, mit dem Fonds zu verfahren :-)
Was den FT betrifft, so grübele ich noch.
Interessant an Deiner Darstellung ist, dass Du derzeit auch zu Anlagen in Emerging Markets neigst.
Ich habe ja im letzten Jahr bei der Comdirect das Angebot Anlageberatung Plus wahrgenommen. Dort wird nur zu Anlagen in deutsche, europäische und US-amerikanische Aktien, resp. insofern orientierte Fonds, geraten. Die EM kommen nicht vor. Ich habe mich dann in einem anderen Depot vorgewagt ua in russische Werte (per ETF) und in Fronier-Markets zu investieren. Mal sehen, was draus wird.
Ich nehme immer den DWS Investa zum Vergleich, wenn es um deutsche Werte geht. Mit dem DWS Investa verglichen lief Dein Fonds tatsächlich schlechter. Daher ist es schon eine Überlegung wert, den Fonds gegen einen anderen zu tauschen. Es gibt aber auch noch bessere als DWS Investa, daher sollte sich ein Tausch lohnen.
Sauber berechnet. Auch ich tendiere zu dem als Ratschlag genannten Endergebnis, wobei auch die emotionale Komponente (ja,ja, ich weiß was man davon in Bezug auf Geldanlagen zu halten hat!) eine Rolle spielt: Das war mein erster Aktienfonds und zugleich der Anfang des Abschieds von der Sparkasse.