Denkfehler bei Forderungsumschlag
Hallo Leute, ich beschäfte mich gerade mit der Berechnung des Forderungsumschlags (Umsatz/durchschnittl. Forderungsbestand) und kann ein bestimmtes Ergebnis gerade nicht nachvollziehen. Vielleicht kann mir ja jemand von euch helfen:
Folgender Fall: Forderungsbestand Anfang des Jahres = 200.000 € Forderungsbestand Ende des Jahres = 0 €
= durchschnittlicher Forderungsbestand von 100.000 €
Wenn ich nun Umsätze von lediglich 100.000 € erziele, dann komme ich nach der Berechnung (100.000 €/100.000€) auf einen Forderungsumschlag von 1, d.h. ich hätte meine Forderungen 1mal umgeschlagen. Das erscheint mir aber nicht logisch, denn wenn ich Anfang des Jahres 200.000 € an Forderungsbestand habe und nur 100.000 € erziele, dann habe ich doch eigentlich bezogen auf den Umsatz lediglich die hälfte meiner Forderungen umgeschlagen. Das Ergebnis müsste dann eigentlich 0,5 betragen. Wo liegt mein Denkfehler?
Viele Grüße, Leppi
1 Antwort
Weil Dein Anfangs- und Endbestand jeweils gegenüber einem üblichen Geschäftsbetrieb unnormal ist. Das Kennziffernsystem geht von einem kontinuierlichen Geschäftsbetrieb aus und nicht von einem erratischen Stichtagsbetrieb wie in Deinem Rechenbeispiel.
Du wunderst Dich über Dein Ergebnis? Die Lösung heißt (auf englisch): GIGO = garbage in - garbage out.
Ich hatte beide Bestände als unnormal beschrieben. Bei einem Geschäftsbetrieb mit (normalem) Umsatz von € 100.000 muss man erstmal erklären, wie es zu einem solchen unnormalen, untypischen Forderungsanfangsbestand und -endbestand kommt.
Kennzahlensysteme sind nur nützlich bei plausiblen Vergleichen zwischen Unternehmen bzw. zwischen den Wirtschaftszeiträumen eines Unternehmens.
Ein Forderungsbestand von € 200.000 kann ja nur entstanden sein, weil das Unternehmen den kompletten Umsatz zweier, vorausgegangener Jahre als Forderung in die Bilanz eingestellt hat, die endlich in Deinem Betrachtungsjahr bezahlt worden ist.
Bei der Kennzahlenrechnung für das Jahr 2012 stellt man übrigens nicht den Forderungsdurchschnitt, sondern den Forderungsendbestand (hier: unrealistische € 0) in Beziehung zum Jahresumsatz. Darin liegt der Denkfehler und das GI.
Aber inwiefern sind den Anfangs- und Endbestand unnormal? Vielmehr wird doch erst durch die Berechnungsformel quasi ein künstlicher Durchschnitt ermittelt.
Kann ich deine Antwort so verstehen, dass die Formel für einen solchen Fall einfach nicht "gemacht" bzw. nicht präzise genug ist?