Wer trägt die Kosten für die Reparatur der gemeinsamen Hauswand?
Wir haben ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus von 1690 erworben, welches wir gerade sanieren. Das Haus ist ein "Reihenhaus", also Wand an Wand gebaut zu den Nachbarhäusern. Dachten wir wenigstens.
Das Nachbarhaus zur Linken sieht unserem sehr ähnlich und hat fast identische Abmessungen, wird also vermutlich zur selben Zeit gebaut worden sein. Nun haben wir festgestellt, daß der Schwellbalken in der Wand zu besagtem Nachbarhaus eigentlich nur noch Torf ist. Da zur Sicherung des Hauses dringend etwas passieren muß, waren wir beim Denkmalschutzamt, und haben uns beraten lassen.
Kürzlich traf ich unsere Nachbarin zur Linken. Sie berichtete mir, daß unsere Häuser eine gemeinsame Wand haben, also nicht jedes Haus hat eine separate Wand, sondern es gibt tatsächlich nur eine gemeinsame Wand, welche genau auf der Grenze steht. Ich erzählte von dem Besuch beim Denkmalschutzamt und von unserem Vorhaben, die Wand im unteren Teil zu erneuern. Da wurde sie ganz bleich. Ich schlug vor, daß wir uns die Kosten teilen könnten, da es ja auch ihr Haus beträfe. Sie war dann ganz kurz angebunden und meinte, das sollten wir mit ihrem Mann besprechen.
Einige Tage später, wir waren am Werkeln, klingelte es an der Tür. Da stand der Nachbar, den wir bis dahin gar nicht kannten, stellte sich vor und wollte mal unsere Wand sehen. Er fragte, wie wir denn weiter vorgehen wollten. Wir sagten, daß der Teil des Hauses abgestützt wird, der Schwellbalken ersetzt werden und die Grundmauer neu aufgeführt werden soll. Daraufhin gab er uns "großzügig" die Erlaubnis, mit der (gemeinsamen) Wand zu tun, was uns beliebt. Er aber wolle nichts damit zu tun haben. Er bräuchte die Wand ohnehin nicht mehr, weil er sein Haus, wie er sagte, entkernt habe und alle Außenwände, zunächst im Erdgeschoß massiv und tragend aufgemauert habe, mit etwas Luft zur Fachwerkwand. Dann erzählte er noch, daß im 1. OG die gemeinsame Wand auf seiner Seite ganz schlecht aussähe. Er wird wohl da auch etwas massives errichten. Auf unserer Seite sieht man im 1. OG nichts weil die Wände vor wenigen Jahren neuen Lehmputz bekommen haben. Der Handwerker, der das seinerzeit gemacht hat, hat, das wissen wir, den Putz nicht auf eine defekte Wand aufgebracht.
Die Frage ist nun, müsste der Nachbar nicht eigentlich zur Hälfte die Kosten der Sanierung des Schwellbalkens tragen? Es ist nun einmal die gemeinsame Wand, und es ist eigentlich auch nicht unser Problem, wenn er, wohl denkmalwidrig, eine massive Wand im Inneren seines Hauses errichtet hat. Im 1. OG ist die Situation noch etwas anders: falls seine Seite wirklich so schlecht aussieht, so dürfte er doch eigentlich nicht eine Wand davor mauern, daß man dann nur noch von unserer Seite an die Konstruktion herankommt. Oder sehe ich das falsch?
Wir wollen es uns nicht mit den Nachbarn verscherzen, aber es geht doch nicht, daß sie sich komplett aus der Verantwortung stehlen und sogar etwas tun, was der Substanz unseres Hauses schaden kann. Was sollen wir tun?
3 Antworten
Das ist zwischenmenschlich eine schwierige Situation. Die Abwehrhaltung des Nachbarn kann ich aber grundsätzlich verstehen. Niemand macht gerne das Portemonaie für eine Baumaßnahme des Nachbarn auf.
Grundsätzlich finde ich den Ansatz mit dem Denkmalamt gut und richtig. Wenn der Nachbar aufgrund der Entkernung Probleme kriegt (muss nicht sein, wenn lediglich die Fassade denkmalgeschützt ist) ist das nicht Euer Vergehen.
Im Zweifel empfiehlt sich der Gang zum Katasteramt, um über die genaue Lage der Mauer herauszufinden. Vielleicht liegt sich ja doch ausschließlich auf Eurem Grundstück oder dem des Nachbarn und dann könnt Ihr Euch das streiten sparen.
Aus der Ferne ist eine Beurteilung ja immer etwas schwierig. Für die tragende Rolle, die so ein Schwellbalken hat, finde ich einen Austausch gar nicht so teuer. Man muss dann abwägen, ob man sich wegen dem Geld mit dem Nachbar vollkommen versauen will.
Es kann gut sein, dass die von Nachbarn erbaute massive Mauer das Fachwerk entlastet hat und so ein Absacken aufgrund des faulen Balkens und weitere Schäden verhindert wurden. Insofern hat sich Euer Nachbar indirekt am Erhalt Eures Hauses finanziell beteiligt, ohne davon zu wissen.
Vielen Dank für die Antwort! Die Mauer steht tatsächlich exakt auf der Grenze. Mir geht es auch gar nicht um das Geld des Nachbarn. Die Reparatur können wir uns noch selber leisten. Es geht mehr darum, daß der Nachbar, der sehr genau weiß, daß die Wand unsere gemeinsame ist, seine Baumaßnahmen, sofern sie seine eigene Mauer und deren Statik bzw. den nach Aufführung der massiven Innenmauer nicht mehr möglichen Zugang zu der eigentlichen "Grenzmauer" betreffen, mit uns abspricht. Die Mauer entlastet kein Fachwerk, denn er hat sein Haus entkernt und jegliche mechanische Verbindung seines Hauses zur gemeinsamen Wand gekappt. De facto haben wir jetzt eine eigene Mauer, die aber beiden Nachbarn gehört. Wir dürfen sie auf eigene Kosten instandhalten, was aber insofern nicht mehr möglich ist (bzw. im OG sein wird), weil wir nicht mehr an die Seite des Nachbarn herankommen (bzw. im OG herankommen werden).
Reden reden reden und verhandeln.
Es ist natürlich ein schlechter start.
Macht mal ein kennenlernn Abendessen und lern euch erst Mal richtig kennen.
Führt sie anschliessend herum und fragt ob ihr auch die andere Seite der Wand sehen dürft.
Und dann würde ich eine Lösung für beide Häuser suchen. Ihr dürft nicht vergessen, dass die andere Seite ev. andere Pläne hatte und aktuell kein Geld. Auch brauchen sie Zeit vertrauen aufzubauen und die schwierige Kost zu erst Mal zu schlucken.
Grundsätzlich wollt ihr etwas/fast ihr etwas an. Manchmal je nach Kosten lohnt es sich nicht gross zu streiten. Ev. könnt ihr froh sein die Wand anfassen zu dürfen.
Aberwie gesagt mit viel reden sich informieren und Grosszügigkeit bekommt ihr gute Nachbarn und eine gute Lösung.
Ich habe auch ein Haus. Mein Nachbar sagt jedesmal nein und gibt Vollgas und nach viel reden (ultraanstrengend ja) ist wieder gut.
Wie sagen die Verkäufer, erst nach einem "nein" fängt der Verkauf erst an.
Ich rate euch dringend sehr viel miteinander zu reden und den Kontakt möglichst locker zu gestalten. Dass mit dem Denkmalschutz müsst ihr ebenfalls besprechen. Da ihr angrenzende Häuser habt, ist es für euch wichtig bei der ganzen Sache ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn zu erhalten. Das geht am besten, wenn sie mitreden und gestalten können. Und sie sagen ja an den richtigen Stellen, wenn ihr sorgfältig vorgeht und gut vorbereitet seid. Unterschätzt das nicht, das rate ich euch.
So wie du es beschreibst hat das reden noch nicht mal begonnen, grad mal das beschnuppern und Fakten auf den Tisch legen. Immerhin müsst ihr dafür ev. nicht alles Zahlen und Heizen ist auch weniger. Gute Nachbarschaft ist wichtig (Lärmschutz bei der gemeinsamen Mauer bedenken!)
Das Problem ist, daß der Nachbar mit seiner massiven Wand bereits Fakten geschaffen hat. Und das nächste Problem wird sein, daß er das im OG ebenso machen wird. Das Haus soll innen ein kompletter Neubau werden, so wie sie es mit dem Haus gemacht haben, in dem sie tatsächlich wohnen. Das geht mich im Prinzip nichts an, aber am Ende dann doch, weil eine massive Wand vor der Fachwerkwand den Zugang zu derselben zu Reparaturzwecken verhindert. Beide haben gesagt, daß sie Fachwerkhäuser, überhaupt alte Häuser, total doof finden und sich so etwas nur gekauft haben, weil sie in der Innenstadt wohnen wollen. Die Frau ist eigentlich sehr nett, aber der Mann hat bei ihnen das Sagen.
Prinzipiell geht ihr schon ganz prima an die Sache ran. Fakt ist, dass es für alles gesetzliche Grundlagen gibt, an die sich nun einmal jeder halten sollte, der friedlich in einer Gemeinschaft leben möchte. Die Unterstützung seitens der Denkmalpflege werdet ihr brauchen. Selbst wenn der Vertreter der unteren Denkmalschutzbehörde hinsichtlich dieser Problematik nicht fit sein sollte, wird er innerhalb seiner Behörde oder spätestens beim Landesamt für Denkmalpflege entsprechende Antworten bekommen. Ihr seid mit Sicherheit nicht die ersten, die sich mit diesem Problem konfrontiert sehen. Wenn der "liebe Nachbar" wegen seiner eigenmächtigen, fachlich eher unbedarften Vorgehensweise die gelb-rote Karte gezeigt bekommt, wäre das nur konsequent und richtig. Letztlich geht sein Verhalten nur zu euren Lasten und zu Lasten des Baudenkmals.
Was lernen wir daraus? Man kauft kein Fachwerkhaus! Ich hatte auch mal so ein scheiss Ding...
Wenn die Wand gemeinschaftlich ist, müßte sich der Nachbar an den Kosten beteiligen. Im Übrigen ist es nicht denkmalwidrig eine 2. Wand vor der Fachwerkwand zu errichten.
Wie sagt man doch so schön?: "Wenn man keine Ahnung hat ... einfach mal die Fresse halten !"
Nein, nicht das Fachwerk ist das Problem. Die Nachbarn und das Grundstück vor allem den angrenzenden Bereich muss man genau ansehen.
Kommt darauf an, ob sich der Denkmalschutz auch auf den Innenbereich bezieht.
In einem anderen Fall hat sich ein Käufer ein zweites Fenster hinter die alten Fenster gebaut, da der Denkmalschutz seine Griffel drin hatte. Ich denke nicht, dass es hierbei Bestimmungen gibt. Es gibt nur Vorschriften, wenn im Innenbereich alte Einbaumöbel stehen.
Da bin ich mir nicht so sicher. Immerhin hat er diese tragende Wand deswegen errichtet, um das Innere des Hauses von der Fachwerkkonstruktion befreien zu können. In meinen Augen stellt das eine ziemlich gravierende Veränderung dar.
Danke sehr für die Antwort!
Die Frau kennen wir schon. Sie ist Lehrerin an der Schule unserer Kinder, was die Sache natürlich nicht einfacher macht. Geld scheint ausreichend vorhanden zu sein. Der Mann hat sehr straight gesagt, daß ihn die Sache nichts angeht. Ich denke nicht, daß da Verhandlungsspielraum ist. Ihm und seiner Frau ist das Haus eigentlich egal, da sie noch ein Haus weiter wohnen und unser Nachbarhaus nur des Gartens wegen gekauft haben. Sie haben es klipp und klar gesagt. Sie erhalten es jetzt, da es unter Denkmalschutz steht. Besser: sie erhalten die Fassade. Innen wird es ein Neubau. Und da kommt das nächste Problem: demnächst haben wir Ortstermin mit dem Denkmalpfleger. Wenn der nicht komplett blind ist, wird er diese massive Wand des Nachbarn sehen, der dann ein noch massiveres Problem bekommt. Das wollen wir natürlich auch nicht, aber wir können den Denkmalschutz nicht außen vor lassen, da es im Moment sehr hohe Zuschüsse aus einem Ausgleichsfonds gibt.