Welcher Beruf ist geeignet (analytischer Denker, strukturiert, autistisch, hochsensibel)?
Ich suche nach nachvollziehbaren Anregungen, welcher Beruf zu mir passen könnte.
Bisher habe ich als Verwaltungsbeamtin gearbeitet. Dabei hat mir gefallen, dass das Gesetz im Prinzip der Rahmen ist, nach dem man die ganzen Vorgänge bearbeitet, dass es also eine Art Anleitung gibt, "was richtig ist" und ich somit auch für mich selbst erkennen kann, ob mein Ergebnis richtig ist oder nicht.
Leider sah das in der Realität aber anders aus, nämlich wurden die Paragraphen so gedreht, dass das Ergebnis raus kam, was der Chef oder die Lobbygruppe wollte. Ich habe meine Arbeit nicht als sinnhaft erlebt und bin auch aufgrund meines Perfektionismus (Aufgaben bis Feierabend erledigen wollen; Ergebnis muss korrekt sein, also nicht widersprüchlich; musste Verantwortung für falsche Anwendung der Gesetze tragen) krank geworden.
Jetzt suche ich nach einem neuen Beruf (Ausbildung oder Studium). Bis jetzt ist es mir nicht gelungen, einen Beruf zu finden, der Folgendes vereint:
- Der Kontakt zu anderen Menschen sollte so gering wie möglich sein bzw. es sollte nicht um Konfliktsituationen oder schwierige Verhandlungen gehen, weil ich soziale Ängste habe
- Die Aufgaben sollten möglichst der Reihe nach anfallen. Wenn ich mehrere Aufgaben durcheinander bearbeiten soll, verliere ich schnell den Überblick und die Nerven. Das hat mit den autistischen Züge und der Hochsensibilität zu tun.
- Es sollte sich um solche Aufgaben handeln, bei denen man weiß, wie man genau vorzugehen hat bzw. wie die Lösung oder das Ergebnis aussehen soll. Wenn es keine klare Anleitung gibt, verzettele ich mich sehr schnell und denke x-mal um die Ecke.
- Was ich tue, sollte logisch sein. Wenn ich nicht verstehe, warum ich etwas mache, komme ich damit nicht klar. Soziale Konstellationen oder Schilderungen verstehe ich z. B. oft nicht, weil ich die Regeln dahinter nicht verstehe.
- ich bin intellektuell und handwerklich begabt und brauche intellektuelle Herausforderung (aber nicht zu viel Verantwortung) und um mich erfüllt zu fühlen, auch handwerklich-gestalterisches Arbeiten. Wenn die Arbeit zu kreativ wird, fehlt mir aber wieder der Rahmen.
- die Aufgaben sollten überschaubar sein, also man sollte nicht tage- oder gar wochenlang daran sitzen, weil ich sonst abends nicht mehr abschalten kann. Am besten wären viele kleine Projekte, die man der Reihe nach abarbeiten kann.
- es sollte kein Beruf sein, bei dem man allzuviel "Herumknobeln" muss, weil ich mich unglaublich schnell an einer Aufgabe festbeiße und dann nicht mehr davon loskomme. Informatiker wäre z. B. nichts für mich, weil es meines Wissens nach da auch viele Wege zum Ziel gibt und ich mich heillos verzetteln würde und damit überfordert wäre.
- da ich vieles hinterfrage und selbst auch Verbesserungsideen habe und mache, sollte das im neuen Beruf nicht ungern gesehen sein.
Ich versuche verschiedene Praktika aus. Trotzdem würde mich eine Einschätzung von außen interessieren, welche Berufe zu mir passen könnten.
2 Antworten
Der Kontakt zu anderen Menschen sollte so gering wie möglich sein bzw.
es sollte nicht um Konfliktsituationen oder schwierige Verhandlungen
gehen, weil ich soziale Ängste habe
Alleine dieser Punkt schließt ein Studium im Grunde schon aus.
Du wirst weder eine Ausbildung noch ein Studium finden das all deine genannten Punkte beinhaltet. Da kannst du in der Verwaltung bleiben, dich im Keller einsperren und Akten sortieren. Du solltest deine Punkte nochmal überdenken und flexibler werden. Der 1. Arbeitsmarkt orientiert sich nicht an Benachteiligten mit Sonderwünschen. Klingt vielleicht hart ist aber so.
Du schreibst in deinen letzten Punkt, dass du Verbessungsideen hast, das sollte im neuen Beruf nicht ungern gesehen sein. Das widerum schließt sich aber mit deinen ersten Punkten aus. Denn das beinhaltet Verantwortung und mit Menschen in einem Team zusammenarbeiten.
Ich habe selbst jahrelang studiert (mit AS) und ein Studium beinhaltet Praktika, Referate, Gruppenarbeiten, ua auch mündliche Prüfungen, Druck und Stress... Mir ist unklar wie du studieren möchtest und gleichzeitig den sozialen Kontakt so gering wie möglich halten willst und auch Konfliktfähigkeit und schwierige Situationen umgehen willst. Wenn man sich als ganz simples Beispiel mit einer Proseminararbeit beschäftigen muss die nach ein paar Wochen abzugeben ist, hat man nicht die Zeit sich akribisch in Details zu verlieren. Du musst den Überblick bewahren und in der Lage sein dir aus vielen Seiten Text in ein paar Sätzen das Wesentliche herauszusuchen. Wer studiert wird hinterher in entsprechende Positionen eingestellt die Verantwortung mit sich ziehen, Konfliktfähigkeit im Job beinhaltet (was auch ohne Studium notwendig ist), Teamfähigkeit erfordert, Stressresistenz... alles was du in deinen Punkten ausschließt. Ich habe als Ergotherapeutin gearbeitet (und damals studiert) und studiere mittlerweile Sozialwissenschaften. Würde ich das alles ausschließen was du auflistest könnte ich mich morgen exmatrikulieren.
Auch ein Ausbildungsberuf beinhaltet Berufschule 1-2 mal die Woche, wo du wiederum mit Gruppen konfrontiert wirst und mit der Doppelbelastung Schule und Arbeit fertig werden musst.
Du musst ja für dich irgendeine Idee haben was dich interessiert und ob das mit deinen "Anforderungen" an einen Arbeitsplatz zu vereinbaren ist.
Software-Tester wäre eine Tätigkeit, bei der die beschriebenen Fähigkeiten nützlich wären.
Es gibt zudem Unternehmen wie auticon.de, die sich auf die Vermittlung von Menschen im Autismus-Spektrum im IT- und Finanz-/Versicherungsumfeld spezialisiert haben.