Was sind die Vorteile und Nachteile von einem Praktikum (für Praktikant und Arbeitgeber)?

1 Antwort

Ich finde es gut, dass man darüber reden sollte.

Vor 10 Jahren gab es noch einige Vorteile für beide Seiten.

Heute ist das Praktikum nichts anderes, als eine Möglichkeit einen Festangestellten zum 0€-Tarif zu bekommen. Darüber hinaus bin ich sehr stark der Ansicht, dass Praktikumspflichten bei Schule und Studium keine nachweisbare Pflicht mehr bei Abschlusszeugnissen/Zertifikaten sein muss. Dem Ganzen muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden.

Arbeitsgeber stellen noch gerne dar, dass ein Praktikant nichts bringen würde (auch das ist meist eine Ausrede; ich selber kenne und lese von Arbeitsgebern, dass jeder Praktikant etwas beiträgt (man gibt es nur nicht gerne zu), sogar eine große Entlastung ist, andere wiederum hoffen dadurch Nachwuchs bekommen).

Es wird immer gesagt, dass man dafür mit "Erfahrung" belohnt wird. Erfahrung jedoch bezahlt nicht deine Miete oder dein Essen.

Zumal in der modernen Berufswelt sowieso alle 2-3 Jahre der Beruf gewechselt wird, sollte man als zukunftsorientierter Arbeitsgeber auch nicht über die Einarbeitungszeiten meckern.

Eigentlich ist das eher umgekehrt, wie bei den Azubis. Da gibt es jetzt auch schon Parteien, die dafür sind, dass Ausbildungsvergütungen abgeschafft werden sollen, und man als Azubi nahezu gleichwertig wie ein normaler Angestellter entlohnt werden soll, da in den meisten Ausbildungsberufen nach einer kurzen Zeit der Azubi vollwertig arbeitet.

Leider sind die gesetzlichen Lücken was das Praktikum angeht noch ziemlich weit offen. 

Genauso wie bei Probezeiträumen, verhält es sich bei vielen Betrieben oft so, dass ein Praktikant (mit der Hoffnung übernommen zu werden), innerhalb gegen Ende dieses Zeitraums entlassen und nicht übernommen wird.

Familiengerd  20.06.2017, 17:52

Praktikum nichts anderes, als eine Möglichkeit einen Festangestellten zum 0€-Tarif zu bekommen

Wer das mit sich machen lässt ...

Denn selbstverständlich müssen Praktika bezahlt werden, wenn es sich nicht um Pflichtpraktika oder um ausbildungsbegleitende oder berufsvorbereitende Praktika (diese bei einer Dauer von nicht mehr als 3 Monaten) handelt.

Leider sind die gesetzlichen Lücken was das Praktikum angeht noch ziemlich weit offen.

Eigentlich überhaupt nicht!

Denn die Bezahlung von Praktika ist im Mindestlohngesetz MiLoG § 22 "Persönlicher Anwendungsbereich" Abs. 1 geregelt!

ChildofGod  20.06.2017, 21:55
@Familiengerd

Klar, die ganzen Gesetze kenne ich. Wenn du aber wüsstest wie das umgangen wird, würdest du verstehen, was ich mit den Lücken meine. So ist zwar durch das Mindestlohngesetzt geregelt das Praktikanten bezahlt werden müssen, ABER hier unterscheidet es sich nochmal sehr stark davon, wie diese entlohnt werden und welche Tätigkeiten die Praktikanten in einem Betrieb ausführen. Eine genaue protokollierung der Arbeitszeitstunden reicht da leider noch nicht ganz aus. Zudem stellen viele Betriebe auch Dauer-Praktikanten ein (also alle 3-6 Monate weg und es kommt ein neuer). Man muss auch Bedenken, dass alle diese gesetzlichen Regelungen sehr schwer zu kontrollieren und nachzuweisen sind.

Familiengerd  20.06.2017, 23:17
@ChildofGod

Klar, die ganzen Gesetze kenne ich.

Ach!

Dann solltest Du Deine Darstellung aber nicht so formulieren ("eine Möglichkeit einen Festangestellten zum 0€-Tarif zu bekommen"), als könnte ein Arbeitnehmer dauerhaft als Praktikant ohne Bezahlung beschäftigt werden!!

Im Übrigen spielt es für die Geltung der Gesetze keine Rolle, dass es - leider - immer wieder auch diejenigen gibt, die sich nicht an sie halten!