Warum sind 450 Euro Jobs steuerfrei?

2 Antworten

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So pauschal kann man das doch nicht sagen, oder?

450Euro Jobs sind nur deshalb "steuerfrei", weil man am Ende des Jahres nicht über den Steuerfreibetrag (Grundfreibetrag) kommt. [Korrektur, vorher stand da falsch "Beitragsbemessungsgrenze"]

Wer über 9.744€ im Jahr 2021 kommt, der zahlt Lohnsteuer, egal ob mit 450€ Job oder anders.
Wer nen Hauptjob mit gutem Einkommen hat und dazu nen 450€ Job, der zahlt. Natürlich.

Also pauschal lohnsteuerfrei kann man sicher nicht sagen. Das wäre ja was.

edit: Das hier habe ich dazu gefunden

Bei  450- Euro-Minijobbern mit den Lohnsteuerklassen I – IV fällt keine  Lohnsteuer an, sofern sie daneben keine anderen Einkünfte haben. In diesem Fall kann eine individuelle Besteuerung vorteilhafter sein als eine Pauschalversteuerung.

Ja, weil man damit sowieso nicht genug verdient um Lohnsteuern zahlen zu müssen.

Ich meine man kommt damit grad mal auf 5.400 Euro im Jahr. Also noch reichlich Freiraum zur Bemessungsgrenze.

Mehr dazu hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Lohnsteuerfreibetrag

Gruß

siola55  03.03.2021, 20:06
Wer über 9.744€ im Jahr 2021 kommt, der zahlt Lohnsteuer, egal ob mit 450€ Job oder anders..

Sorry, aber leider alles Unsinn :-((

Du mußt schon unterscheiden zwischen der monatlichen Lohnsteuer und der jährlichen Einkommensteuer: einem Ferienjobber mit kurzfristiger Beschäftigung wird z.B. ab 1100€ mtl. Bruttolohn Lohnsteuer einbehalten vom Arbeitgeber, obwohl er im Folgejahr keinen Cent Einkommensteuer entrichten muß!

Wer nen Hauptjob mit gutem Einkommen hat und dazu nen 450€ Job, der zahlt. Natürlich...

Der zahlt natürlich keinen Cent mehr Ek-Steuer, falls der Minijob-Arbeitgeber bereits die 2% Pauschalsteuer entrichtet hat: Gut zu wis­sen

Die einheitliche Pauschsteuer von zwei Prozent stellt die endgültige Besteuerung des Arbeitslohns dar und wird bei der Einkommensteuerveranlagung des Minijobbers nicht berücksichtigt. Dieser kann daher keine Aufwendungen als Werbungskosten abziehen, die bei dem pauschalversteuerten Minijob anfallen.
AldoradoXYZ  03.03.2021, 20:16
@siola55

Hast Du eine Quelle dafür, dass ein 450€ Job nicht weiter in der Einkommensteuer berücksichtigt wird?

Ich meine das wäre ja der Hammer, dann such ich mir mal nen 450€ Job :D
Wie viele von diesen Mini-Jobs für 450€ kann ich dann machen, wenn mein "normales" Gehalt schon lange den Grundfreibetrag sprengt? Solange der Arbeitgeber vom Mini-Job 2% Pauschalsteuer zahlt?

Ich habe wirklich Zweifel, dass das alles so stimmt. Ich lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen.

einem Ferienjobber mit kurzfristiger Beschäftigung wird z.B. ab 1100€ mtl. Bruttolohn Lohnsteuer einbehalten vom Arbeitgeber, obwohl er im Folgejahr  keinen Cent Einkommensteuer entrichten muß

Aber er zahlt doch nur keine Einkommensteuer, weil er den Grundfreibetrag von 9.744€ nicht überschritten hat. Wenn er mehrere Jobs hat, ob Mini-Job oder nicht, sobald er den Grundfreibetrag überschreitet wird jeder Euro mehr entsprechend besteuert - völlig egal aus welchem Job das Geld kommt. Oder sehe ich das falsch? Wäre ja nicht schlecht :D

Und was den Arbeitgeber angeht, da gibt es ja noch den Lohnsteuerjahresausgleich.

Gruß

AldoradoXYZ  03.03.2021, 20:26
@AldoradoXYZ
Ein Minijob ist eine geringfügige Beschäftigung ( 450-Euro- Job). Der geringfügig Beschäftigte selbst zahlt keine Steuern oder Versicherungsbeiträge. ... Die Einkünfte aus geringfügiger Beschäftigung müssen Sie dann nicht in der  Steuererklärung angeben.

Okay, das ist alles kompliziert.

Wer hätte es auch anders gedacht, wir sind ja immer noch in Deutschland.

Aber wenn ich das richtig verstehe, könnte ich tatsächlich noch einer gerinfügigen Beschäftigung nachgehen. Ohne Rentenbeitrag und Zip und Zap, aber da könnte der Arbeitgeber 2% zahlen und alle Steuern wären beglichen.

Ich frage mich dann aber warum das nicht mehr Leute machen.

Einen Haupt-Job und dann noch einen kleinen Mini-Job nebenher. Klar braucht man die Zustimmung vom Arbeitgeber, aber das sollte machbar sein würde ich meinen.

edit: Okay, mehrere Mini-Jobs geht so wohl nicht:

Grundsätzlich darf jeder Deutsche einen  Minijob annehmen. Man  kann auch mehrere Minijobs haben. Voraussetzung für mehrere Minijobs ist aber, dass man keiner Hauptbeschäftigung nachgeht, bei der man mehr als 450 Euro im Monat verdient.

Auch würde jeder weitere Mini-Job, sofern man mehrere annehmen darf, mit dem persönlichen Steuersatz besteuert.

Meine Güte, man könnte sich einen ganzen Abend mit dem Thema beschäftigen. Wer hat sich das alles ausgedacht und warum?

Gruß

AldoradoXYZ  03.03.2021, 20:30
@siola55

Grad schon gelesen und etwas gegoogelt.

Schon interessant und wusste ich gar nicht.

Ich dachte man kommt über den Grundfreibetrag und zahlt.

Aber der Mini-Job läuft wohl "nebenher". Zumindest einer. Ich frage mich zwar wozu das alles gut ist, aber generell könnte man das schon nutzen, wenn man sich da erstmal eingelesen hat xD

Gruß

siola55  03.03.2021, 20:32
@AldoradoXYZ
Ich meine das wäre ja der Hammer, dann such ich mir mal nen 450€ Job :D
Wie viele von diesen Mini-Jobs für 450€ kann ich dann machen, wenn mein "normales" Gehalt schon lange den Grundfreibetrag sprengt? Solange der Arbeitgeber vom Mini-Job 2% Pauschalsteuer zahlt?

Falls du keine versicherungspflichtige Hauptbeschäftigung hast, beliebig viele! Du darfst nur in der Summe nicht über die 450€ kommen:

Mehrere 450-Euro-Minijobs bei verschiedenen Arbeitgebern
Hat Ihr Minijobber keine versicherungspflichtige Hauptbeschäftigung, kann er mehrere 450-Euro-Minijobs nebeneinander ausführen, wenn er insgesamt nicht mehr als 450 Euro monatlich verdient. Überschreitet er die Verdienstgrenze insgesamt, sind alle Jobs versicherungspflichtig – und damit keine Minijobs.

https://www.minijob-zentrale.de/DE/01_minijobs/02_gewerblich/01_grundlagen/01_450_euro_gewerbe/04_mehrere_beschaeftigungen/node.html

Ansonsten gilt folgendes:

Hat Ihr Minijobber eine versicherungspflichtige Hauptbeschäftigung, kann er daneben nur einen 450-Euro-Minijob ausüben. Nimmt er später noch einen oder mehrere 450-Euro-Jobs auf, werden diese mit der Hauptbeschäftigung zusammengerechnet und sind mit Ausnahme der Arbeitslosenversicherung in der Regel versicherungspflichtig.
AldoradoXYZ  03.03.2021, 20:45
@siola55

Heißt also neben der Hauptbeschäftigung mit sagen wir 4.000 brutto im Monat könnte man noch einem Minijob mit 450€ nachgehen.

Dieser Mini-Job würde dann vom Arbeitgeber voll versteuert und würde in der Steuererklärung vom Arbeitnehmer nicht auftauchen.

Ich meine 450€ steuerfrei sind nicht schlecht, wenn man das mal mit dem Netto von von 4.000 und Steuerklasse 1 vergleich.

Oder ich verstehe das noch nicht xD

Wenn das wirklich so ist, dann wundert mich aber, dass das nicht mehr Leute machen. Ich meine selbst mit einem Team aus 450€ Jobbern könnte man einiges erreichen. Klar fehlen die Sozialversicherungsabgaben, aber die hätte man ja mit seinem Hauptjob schon geleistet. Die Qualifikation für Mini-Jobs scheint ja auch nicht beschränkt zu sein. Ein Software-Entwickler-Mini-Job wäre also möglich.

Gruß

siola55  03.03.2021, 21:41
@AldoradoXYZ
Dieser Mini-Job würde dann vom Arbeitgeber voll versteuert und würde in der Steuererklärung vom Arbeitnehmer nicht auftauchen...

Der Minijob wird nicht voll versteuert, sondern nur mit 2% Pauschalsteuer!

Jedoch ist dies nicht die einzige Abgabe, welche ein Minijob-Arbeitgeber zu entrichten hat: https://www.minijob-zentrale.de/DE/01_minijobs/02_gewerblich/01_grundlagen/01_450_euro_gewerbe/02_abgaben_gewerbliche/node.html

Also ca. 30% Gesamtabgaben sind für den Minijob-Arbeitgeber zusätzlich zum Lohn zu entrichten :-((

AldoradoXYZ  03.03.2021, 21:47
@siola55
Der Minijob wird nicht voll versteuert, sondern  nur mit 2% Pauschalsteuer!

Ich meinte mit "voll", dass der Arbeitgeber die gesamte Steuerlast trägt, nicht, dass diese dem "normalen Niveau" entsprechen würde.

Also ca. 30% Gesamtabgaben 

Ach, je. Dann entfallen nur die Sozialabgaben durch den Arbeitnehmer, der Arbeitgeber muss ja trotzdem noch was zahlen.

Ich dachte auch aus dem der Minderbeschäftigung entsteht kein Rentenanspruch. Wenn der Arbeitgeber einzahlen muss, dann entsteht der aber wohl doch?

Ich habe mich zu Anfang gefragt wozu so eine Minderbeschäftigung überhaupt gut ist und nun frage ich mich das noch mehr.

Wem will man mit so einer Regelung überhaupt helfen?

Gruß

siola55  03.03.2021, 19:56
450Euro Jobs sind nur deshalb "steuerfrei", weil man am Ende des Jahres nicht über die Beitragsbemessungsgrenze kommt...

Also eine "Beitragsbemessungsgrenze" gibt es z.B. bei der Krankenversicherung - ist also genauso Unsinn von dir :-((

AldoradoXYZ  03.03.2021, 20:05
@siola55

Huch, ja.

Ich hatte die ganze Zeit an die Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung gedacht.

Wer über 9.744€ im Jahr 2021 kommt, der zahlt Lohnsteuer, egal ob mit 450€ Job oder anders.

Das war natürlich gemeint und das ist ein Steuerfreibetrag, genauer der Grundfreibetrag.

Gruß und Danke für den Hinweis

siola55  03.03.2021, 19:53
450Euro Jobs sind nur deshalb "steuerfrei", weil man am Ende des Jahres nicht über die Beitragsbemessungsgrenze kommt.

Ist leider Schwachsinn - falls nämlich der Minijob-Arbeitgeber die 2% Pauschalsteuer für seinen Minijobber entrichtet, muß dieser den Minijoblohn erst gar nicht in seiner Ek-Steuererklärung angeben, da ja dann bereits pauschalversteuert: https://www.minijob-zentrale.de/DE/01_minijobs/02_gewerblich/03_infos_fuer_arbeitgeber_und_entgeltabrechner/07_was_steuerlich_beachten/01_besteuerung_450/node.html

wie z.B.: Gut zu wis­sen

Die einheitliche Pauschsteuer von zwei Prozent stellt die endgültige Besteuerung des Arbeitslohns dar und wird bei der Einkommensteuer-veranlagung des Minijobbers nicht berücksichtigt. Dieser kann daher keine Aufwendungen als Werbungskosten abziehen, die bei dem pauschalversteuerten Minijob anfallen.
Julianq1w2 
Beitragsersteller
 03.03.2021, 17:26

Danke für die Antwort, aber ich habe jetzt sowas geschrieben wie „weniger Arbeitslose, mehr Geld, generell mehr Wohlstand in der Bevölkerung → Wirtschaft profitiert“

Das ist wohl auch in Ordnung?

AldoradoXYZ  03.03.2021, 17:48
@Julianq1w2

Generell gibt es dadurch nicht "mehr Geld". Hier findet schließlich keine Geldschöpfung statt.

Mehr Wohlstand halte ich auch für Zweifelhaft. Jeder der einen 450€ Job macht hat schließlich weniger Zeit einen ordentlich bezahlten Job zu machen. 450€ ist im Grunde ein Hungerlohn. Darum müssen ja auch viele "Mini-Jobber" aufstocken und bekommen vom "Amt" noch Geld oben drauf, damit sie überhaupt über die Runden kommen.

Nur mal zum Vergleich, Vollzeit Durschnittslohn liegt bei 3.994€ brutto im Monat. Das ist weit weg von 450€, auch wenn der "Mini-Jobber" keine 40 Wochenstunden arbeitet, da er bei Mindestlohn maximal 48,13 Stunden arbeiten darf https://www.arbeitsagentur.de/lexikon/minijob

Allein das Wort "Mini-Jobber" ist eine Beleidigung, für viele ist das der einzige Job den sie bekommen.

Ein Vorteil ist allerdings, dass die "Mini-Jobber" sicherlich aus der Arbeitslosenstatistik fallen - sieht also auf dem Papier besser aus.

Die https://www.arbeitsagentur.de/lexikon/ein-euro-jobs gehen in eine ähnliche Richtung. Man zahlt eine symbolische Summe und behauptet, dass man den Arbeitnehmer damit ins Berufsleben wieder eingliedern würde. In Wirklichkeit hängen die Leute da fest und stocken auf.

Genrell schäme ich mich dafür wie mit Geringverdienern umgegangen wird und welche Strategien dort verfolgt werden. Aktuell ist dort allerdings keine Besserung in Sicht. Im Grunde will man es genau so und verfolgt Ziele die mehr fürs Papier gemacht sind als für die Menschen.

Dass die Wirtschaft profitiert ist allerdings in gewisser Weise richtig. Bestimmte Unternehmen kommen an billige Arbeitskräfte um einen Geschäftsbetrieb wahrnehmen zu können, der sonst gar nicht rentabel wäre.
Diese Unternehmen wären ohne Minimallöhne gar nicht lebensfähig.
Leider nutzen die Unternehmen die Mini-Job Regeln eher aus und beschäftigen dann einfach mehr Mini-Jobber, die dann wenig Lohn bekommen und im Rest des Monats nichts zutun haben.
So kann dann eine schlecht bezahlte Stelle dafür sorgen, dass gleich mehrere Arbeitslose aus der Arbeitslosenstatistik fallen. Super.

Und das Beste dabei, es wird noch billiger, denn die Minijobs zahlen nicht in die Sozialversicherungskassen ein. Damit opfert der Minijobber seine Sozialversicherung und der Arbeitgeber hat es noch etwas billiger.

Kannst Du hier schön nachlesen: https://www.arbeitsagentur.de/lexikon/minijob

Gesellschaftlich hat das leider auch Nachteile. Wie beschrieben hängen die Leute dann in den "Billig-Jobs" fest und kommen niemals zu einer höheren Qualifikation um einen gerecht bezahlten Job zu bekommen.

Den Unternehmen würde ich alledings keinen Vorwurf machen, denn sie handeln nur so, wie es ihnen die Politik vorgibt.

Also insgesamt ist das Thema eher traurig und beschämend und sich Vorteile rauszusuchen ist ziemlich daneben. Ja, alles hat Vorteile, aber man muss das auch relativ zu den Nachteilen sehen.

Gruß

Julianq1w2 
Beitragsersteller
 04.03.2021, 19:47
@AldoradoXYZ

Nochmals danke für die Antwort, aber so weit sind wir noch gar nicht. Ich bin in der 8. Klasse und wir haben jetzt nur so einen kleinen Einschnitt in dieses Thema, so viel machen wir nicht nicht, weshalb ich glaube, dass deine Antwort etwas zu tief in die Materie reingeht.

AldoradoXYZ  04.03.2021, 19:54
@Julianq1w2

Auf jeden Fall.

Bei der ganzen Diskussion hier sieht man ja auch wie komplex das ganze Thema ist.

Man kann sich wirklich fragen wem das überhaupt nützen soll.

Gruß

Da steht leider was Falsches im Schulbuch: es gibt in D keine steuerfreien Minijobs!!!

Entweder entrichtet der Minijob-Arbeitgeber die 2% Pauschalsteuer für den Minijobber oder das Lohnbüro rechnet individuell nach der Lohnsteuerklasse des Minijobber das Entgelt ab: https://www.minijob-zentrale.de/DE/01_minijobs/02_gewerblich/01_grundlagen/01_450_euro_gewerbe/08_steuerrecht/node.html;jsessionid=B98476CDE7B602D1C83030A9066FDBD6

Gruß siola55

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung