Warum kaufen Apotheken ihre Medikamente vom Großhandel?
Die Hersteller verkaufen ihre Medikamente an eine Großhandelsfirma und diese wiederum dann an die Apotheken. Wieso kaufen die Apotheken dann nicht direkt bei den Herstellern ein. Ich halte am Montag ein Referat und diese Frage kam mir erst jetzt in den Sinn. Darum konnte ich nicht vorher eine Fachperson fragen.
15 Antworten
Das ist in vielen Branchen so .. Tier 2 distribution heisst das.
Der Hersteller packt seine Ware nur in grossen Einheiten, bei machen Waren in Paletten oder ganzen Kontainern, und überlässt die Verteilung (distribution) and die vielen Einzelhändler Grosshändlern, die ihre lokale Kundschaft mit eigenen Fahrzeugen beliefern, Rechnungen schreiben und kassieren, und vielleicht noch Waren von anderen Herstellern dazupacken können. Gerade bei Apotheken kommt es ja manchmal auf Schnelligkeit an, der Distributor hat alles auf Lager und kann vielleicht 200 Apotheken im Umkreis von 50 km zusichern 2x Täglich liefern zu können.
Ein Hersteller kann nur Paket an DHL oder UPS übergeben, oder er müsste auch wieder eigene Zwischenlager einrichten - und das nicht nur im eigenen Land, sondern in ganz Europa .. oder Weltweit. Da ist es billiger, dem Disti 10 oder 20 % Marge abzugeben und statt 10.000 nur vielleicht 10 oder 20 Kunden zu haben.
Da der Großhändler riesige Mengen einkauft, bekommt er natürlich bessere Preise als die kleine Apotheke.
Firmen verweisen Apotheken und auch Kliniken an die Firmen, welche für den Vertrieb zuständig sind.
Die Firma in der ich arbeite hat beispielsweise den Alleinvertrieb an Skalpelle einer Messerfirma.
Wir bekommen jeden Tag mehrere Kisten jeder Sorten und das Krankenhaus nimmt alle 14 Tage eine Kiste mit verschiedenen Sorten.
Es ist klar das wir ganz andere Preise bekommen, als wenn das KH direkt bestellen würde.
Ein Teil der Preisdifferenz wird dann an das KH weiter gegeben.
Ein Großhändler hält von vielen Herstellern das Sortiment auf Vorrat. Von dort wird es an Apotheken und Kliniken ausgeliefert. Verkürzte Lieferzeit, zentraler Lieferant, 24 Std Dienst ist möglich, stell dir vor der Apotheker müsste 100 Firmen anschreiben täglich, jedesmal wegen 1, 2 Schachteln. Durch die Großhändler ist Verfügbarkeit gewährleistet und das im Notfall auch durch einen Kurier.
Der Großhandel hat für die Apotheken den Vorteil, dass sie sehr kurzfristig liefern können und weil sie vor allem ein großes Warensortiment haben, sodaß sie auch weniger nachgefragte Medikamente innerhalb weniger Stunden bereitstellen können.
Glaubst Du, der Apotheker hat Zeit von Pharmafirma zu Pharmafirma zu gehen und sein Zeug auf diese Weise zusammenzukaufen. Außerdem brauch er vergleichsweise so geringe mengen, dass er keinen Cent Rabatt bekäme. Ein Großhändler hält tausende von wichtigen Medikamenten auf Lager und liefert dann innerhalb eines Tages.
Stell Dir mal vor, Du willst ein Puppenhaus für dein Kind basteln und es gäbe keine Baumärkte. Du müsstest Dir das Holz, die Schrauben, und alles andere in den verschiedenen Städten, vielleicht sogar in anderen Ländern bis hin zu China zusammenkaufen. Ich hoffe, dieser Vergleich führt Dir das Problem vor Augen.