War das Kaiserreich besser?
War das deutsche Kaiserreich besser als die heutige Bundesrepublik?
21 Antworten
Wie kommst du auf dieses schmale Brett?
Vergleichbar, das geht schon deshalb nicht, weil die Industralisierung jetzt fuer einen Wohlstand gesorgt hat, den das Kaiserreich nur seinen oberen 10 Tsd.bieten konnte.
Alle anderen lebten in grosser Zahl in kleinen Wohnungen, bis hin zur nassen Kellerwohnung, worin man Heute hoechstens Kartoffeln lagern wuerde.
Heinrich Zille erkannte damals schon dieses Problem, nicht nur seine Zeichnungen waren sozialkritisch, auch sein bekannter Satz. man kann einen Menschen mit einer Wohnung erschlagen, wie mit einer Axt, sagt alles aus.
Zille wirkte allerdings nach dem Ersten Weltkrieg, allerdings waren die Lebensbedingungen zur Kaiserzeit, nicht anders.
Ja.
Vor allem vergessen viele, dass es sich bis heute (gute 100 Jahre) auch weiter entwickelt hätte, genau so wie Deutschland.
Jeder schwärmt davon wie viel besser unsere Demokratie ist.
Nun Ja die Demokratie war vor 100 Jahren auch noch ziemlich Autoritär und unfair dem Volk gegenüber.
Sie hat sich nun mal weiter entwickelt in 100 Jahren und hat ihre Autorität so weit versteckt, dass die Menschen sich tatsächlich frei fühlen.
Aber wenn du mich fragst würden wir heute deutlich besser stehen, wäre unser Autoritäres System damals nicht schelmisch gegen die Demokratie ausgetauscht worden.
War das deutsche Kaiserreich besser als die heutige Bundesrepublik?
Das ist eine Sache der Perspektive. Für den parasitären Hochadel, der von Gootes Gnaden schalten und walten konnte, wie er wollte, war das Kaiserreich wahlweise ein Paradies oder ein goldener Käfig. Die restlichen 95% der deutschen Bevölkerung haben nicht vom Kaiserreich profitiert.
Jemand, der heute Hartz IV bezieht hat theoretisch unendlich mehr Möglichkeiten, sein Leben auszugestalten, als ein kleiner Angestellter im 19. Jahrhundert. Er muss nicht sein verwanztes Bett im 3-Schicht-Betrieb mit zwei Mitbewohnern teilen und leidet weder unter Rachitis noch unter Schwindsucht geschweige denn Hunger. Er ist bis zu seinem späten Tod krankenversichert und kann, wenn er auf zwei Packungen Kippen verzichtet, ein Konzert der Berliner Philharmoniker besuchen.
Welche Hartz IV Bude sieht heute so aus?
Vergleichen kann man die Zeiten nicht. Ich glaube, dass damals das Obrigkeitsdenken sehr ausgeprägt war, was heute zum Glück nicht mehr der Fall ist.
Bestimmt hat der Kaiser mit all seiner Macht und dem leistete man Folge, oder hatte Folge zu leisten.
Miltärisch war das Kaiserreich bestens aufgestellt.
Die Arbeitszeiten waren länger als heute und der Lohn oft sehr gering.
Auch die Schulzeiten waren anders. Die gingen von Montag bis einschl. Samstag und auch sonntags fanden in gewissen Abständen Schulveranstaltungen statt.
Eingeführt wurde die Krankenversicherung, was sicher eine gute Idee gewesen ist.
Die Wohnsituation war für das gemeine Volk eher schlecht als recht.
Frauen durften nicht wählen gehen.
Doch eines muss man aus dieser Zeit positiv herausstellen. Es gab reihenweise Erfindungen von denen wir heute profitieren.
Das Volk war vom Patriotismus geleitet. Man war stolz diesem Reich anzugehören.
Ich halte allerdings nichts davon, wenn da eine Person wie ein Gott verehrt wird und sich auch als solcher vorkommt.
Es gibt heute noch einige Monarchien und Anhänger der Monarchie. Doch diese Monarchien verkörpern eher respresantives Ansehen, haben offiziell nicht mehr allzuviel Eindluss in die politischen Abläufe, wobei man das auch hinterfragen könnte.
Würde sagen, jede Zeit hat ihre Vor.-und Nachteile. Glaube, unsere heutige Zeit ist der, wie die eine zu Kaiserzeiten gewesen ist, vorzuziehen.
Habe noch von meinen Großeltern aus dieser Zeit Erzählungen in Erinnerung. Da freue ich mich in dieser heutigen Zeit zu leben, obwohl sich die Dinge bei uns in nächster Zukunft entscheidend ändern werden und sicher nicht zum Vorteil unserer Gesellschaft.
Das kommt darauf an, was man als "besser" betrachtet und wie man das dann insgesamt wertet. Mir fällt so spontan ein:
- Die tägliche Arbeitszeit war im Kaiserreich bis zu 11 Stunden. In der Republik wurde der 8-Stunden-Tag eingeführt. In der BRD wurde der Samstag arbeitsfrei.
- Nach dem preußischen Dreiklassenwahlrecht waren die Wählerstimmen nach dem Einkommen gestaffelt. Reiche durften mehr Stimmen abgeben als ein Arbeiter oder ein Erwerbsloser. Frauen hatten kein Wahlrecht und durften lange Zeit nicht einmal studieren.
- Das Kaiserreich hatte hervorragende Wissenschaftler, die viele Nobelpreise abgeräumt haben. Die Wissenschaft in der Bundesrepublik ist zwar auch international noch gut aufgestellt, aber im Dritten Reich wurden eben erst mal viele deutsche Wissenschaftler vertrieben, weil sie jüdischer Abstammung waren oder politisch nicht genehm waren, dann hat der Krieg die Forschungsinfrastruktur zerstört und viele Wissenschaftler sind nach Kriegsende in die USA oder die Sowjetunion verschleppt oder abgeworben worden. Schließlich muss man auch zugeben, dass die USA inzwischen aufgeholt und eine wissenschaftliche Bedeutung erlangt haben, die ihrer großen Bevölkerung entspricht und durch Einwanderung von ausländischen Wissenschaftlern gestärkt wurde.
- Das Kaiserreich hat die Krankenversicherung eingeführt. Das war gut. Es gab im Krankheitsfalle 2 Mark pro Tag, also 12 in der Woche. Das Existenzminimum einer Familie betrung 25 Mark in der Woche. Das ist heute besser.
- Die Reichsführung wurde zum Glück nicht vom Volk gewählt, sondern von Gott (der Kaiser) bzw. vom Kaiser eingesetzt (der Reichskanzler). So was muss man Leuten überlassen, die dafür geboren sind wie der letzte deutsche Kaiser. Der musste sein großes Hobby "Kriegsschiffe" nun nicht mehr mit Spielzeugmodellen austoben, sondern konnte auf Staatskosten eine Kriegsmarine zusammenbauen, die die Weltmacht England auf ihrem eigenen Terrain herausgefordert und zum Gegner gemacht hat. Sie lag im 1. Weltkrieg dann zwar meist nutzlos im Hafen rum, erlangte aber noch eine gewisse Bedeutung durch das Meutern ihrer Matrosen, den Anstoß zur Revolution. Der Kaiser war auch der geborene Staatsmann. Das Außenministerium war jedesmal in Alarmbereitschaft, wenn er eine Rede gehalten hat. Denn mehr als einmal hat er in seiner großspurig militaristischen Art diplomatische Krisen vom Zaun gebrochen. Die Inschrift am Reichstag "Dem Deutschen Volke" hat er lange verhindert. War nicht er der Staat, und nicht der Pöbel unten auf den Straßen? Wir müssen heute jedenfalls Politiker wählen, die nicht schon als Uradel zum lebenslangen Regieren zur Welt gekommen sind, sondern ihre politischen Ziele, ihre Einstellung und ihre Durchsetzungsfähigkeit vorher zeigen müssen. Immerhin müssen wir sie nicht lebenslang behalten oder heimlich vergiften, um sie loszuwerden. Nicht mehr wählen reicht.
- Wenigstens der Patriotismus war im Kaiserreich noch stark und ungebrochen. Deutschsein war ein Wert an sich. Deutsche waren anders als Franzosen, Polen oder Italiener, und vor allem besser als alle anderen (umgekehrt natürlich auch). Das Vaterland war das Größte, und der Stolz, Deutscher zu sein, ließ einen manchmal ein wenig vergessen, wenn man in einer schimmligen Hinterhofwohnung wohnte und sein Bett tagsüber noch an einen Schichtarbeiter vermieten musste, um über die Runden zu kommen.
- Das Militär galt noch was. Und der Heldentod für Kaiser und Vaterland ein Traum für jeden jungen Burschen. Der erfüllte sich dann auch für ganzganz viele von ihnen, als Nationalismus und Militarismus die europäischen Nationen in den ersten Weltkrieg geführt hatte.
Es gibt sicher Dinge, die im Kaiserreich besser waren, auch wenn mir nicht viele einfallen. Aber alles in allem würde ich verneinen, dass das Kaiserreich besser gewesen wäre als die Bundesrepublik.
Ich empfehle, mal die Fernsehreihe "Charité" zu schauen. Das gibt ein wenig einen Eindruck vom Leben im Kaiserreich:
https://www.daserste.de/unterhaltung/serie/charite/videos/charite-folge-1-video-100.html
Mein obiger Text kann stellenweise übrigens auch Spuren von Ironie enthalten.