Ist es ratsam das Arbeitszeugnis meinen Bewerbungsunterlagen bezufügen, oder nicht?

3 Antworten

Du musst es sogar, um dich nicht aus dem Bewerberrennen zu nehmen, wenn vollständige Bewerbunsgunterlagen gefordert sind.

Die Qualität deines Zeugnisse kann man nur beurteilen, wenn es vollständig wiedergegeben würde und Dauer wie Position der Tatigkeit erkenntlich wären.

G imager761


Man kann Arbeitszeugnisse nur dann vernünftig bewerten, wenn man sie im Zusammenhang liest. Das bedeutet vollständig von der Überschrift bis zum Ausstellungsdatum. Denn überall dort können Informationen enthalten sein, die für die Einschätzung des Zeugnisses wichtig sind. Einzelne aus dem Zusammenhang gerissene Sätze oder einzelne Absätze kann man nicht bewerten, ohne den Rest zu kennen. Willst du also halbwegs sinnvolle Antworten bekommen, dann poste bitte den vollständigen Zeugnistext (anonymisiert natürlich).

Zu dem Auszug aus deinem Zeugnis kann man allerdings sagen, dass das offensichtlich von jemandem geschrieben wurde, der nicht besonders viel Ahnung hatte, was er da schreibt:

Wir haben Frau ... als sehr engagierte, pflichtbewusste und gewissenhafte Mitarbeiterin kennengelernt.

Ist das wirklich alles? Fachwissen, Leistungsbereitschaft, Arbeitsweise, Belastbarkeit - das fehlt hier völlig.

Die ihr übertragenen Aufgaben erledigte sie zu unserer vollsten Zufriedenheit.

Diese Zusammenfassung würde zwar einem "gut" entsprechen, aber das widerspricht allem, was bisher nicht gesagt wurde.

Frau ... wurde von Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden als sehr freundliche und fleisige Mitarbeiterin geschätzt und anerkannt. 

Fleiß gehört nicht ins Sozialverhalten. Wenn alles in Ordnung ist, muss die Reihenfolge Vorgesetzte - Kollegen - Außenstehende lauten. Mich macht allerdings stutzig, dass vor diesem Satz nochmal ausdrücklich das Verhalten gegenüber Kunden erwähnt wird. So als wollte man darauf hinweisen, dass der folgende Satz nicht so ganz ernst zu nehmen ist. Ganz nebenbei: Hattest du Führungsaufgaben? Nein? Dann muss es "Kollegen" heißen anstatt "Mitarbeiter".

 Sie war jederzeit ehrlich, pünktlich und zuverlässig. 

Hattest du Zugang zur Kasse? Dann ist der Hinweis auf die Ehrlichkeit wichtig, falls es denn der Wahrheit entspricht. Pünktlichkeit zu betonen, war früher zwar üblich, heutzutage ist das aber eher negativ zu sehen, da das einerseits eine völlige Selbstverständlichkeit ist und es andererseits ein Hinweis sein kann, dass du auch sehr pünktlich gegangen bist. Abgesehen davon gehört dieser Satz nicht an diese Stelle, sondern weiter nach vorn.

Wir wünschen Frau ... für Ihre weitere persönliche und berufliche Zukunft alles Gute, sowie weiterhin viel Erfolg.

Man hat zwar keinen gerichtlich durchsetzbaren Anspruch auf eine Schlussformel, aber wenn sie vorhanden ist, muss sie zum Zeugnis passen. Ob sie das tut, überlasse ich dir mal. Es fehlt auf jeden Fall ein dank für die geleistete Arbeit und ein Bedauern über deinen Weggang.

Selbstverständlich kannst du dieses Zeugnis benutzen - wenn du eine Absage haben möchtest.

Meiner Ansicht nach solltest du es beanstanden, es muss komplett neu geschrieben werden.

imager761  14.03.2016, 08:01

Man kann Arbeitszeugnisse nur dann vernünftig bewerten, wenn man sie im Zusammenhang liest.

Stimmt. Was dich aber nicht davon abhält, zu jeder Phrase deine Interpretationen zu liefern, die duchweg jeder Grundlage entbehren :-O.

Der Fallschilderung nach handelt es sich um einen Aushilfsjob.  Da dürfte "Fachwissen, Belastbarkeit" eine völlig untergeordnete Rolle gespielt und keinerlei Führungseigenschaften zur Stellenbeschreibung gehört haben was auch erklärt, warum man hier keinerlei kein Bedauern über ein Ausscheiden zum Ausdruck brachte, weil genau das erwartbar war.

DarthMario72  14.03.2016, 11:36
@imager761

Stimmt. Was dich aber nicht davon abhält, zu jeder Phrase deine Interpretationen zu liefern,...

OK, da das Zeugnis ja nicht vollständig vorliegt, hätte ich ggf. etwas zurückhaltender sein können.

die duchweg jeder Grundlage entbehren :-O.

Da bin ich mal auf deine Begründung gespannt.

Der Fallschilderung nach handelt es sich um einen Aushilfsjob.  Da dürfte "Fachwissen, Belastbarkeit" eine völlig untergeordnete Rolle gespielt und keinerlei Führungseigenschaften zur Stellenbeschreibung gehört haben 

Da stimme ich dir absolut zu. Trotzdem darf man auch bei einem Aushilfsjob mehr als nur einen fast nichtssagenden Satz erwarten.

was auch erklärt, warum man hier keinerlei kein Bedauern über ein Ausscheiden zum Ausdruck brachte, weil genau das erwartbar war.

Wenn jemand gute Arbeit geleistet hat, kann man seinen Weggang auch bedauern, selbst wenn es nur ein Aushilfsjob war. Ansonsten hätte man sich die Schlussformel komplett sparen können.

Wolfgang57234  14.03.2016, 12:07
@DarthMario72

Was dich aber nicht davon abhält, zu jeder Phrase deine Interpretationen zu liefern, die duchweg jeder Grundlage entbehren

Na das wage ich mal zu bezweifeln, die Antworten von @DarthMario72 zu zeugnissen entbehren ganz sicher nicht "durchweg jeder Grundlage", sondern sind im Gegenteil meist sehr sachlich und absolut zutreffend.

Everklever  14.03.2016, 23:00
@imager761

Stimmt. Was dich aber nicht davon abhält, zu jeder Phrase deine Interpretationen zu liefern, die duchweg jeder Grundlage entbehren :-O.

Dass #DarthMario72 sorgfältig und im Detail analysiert, ist bei der Bewertung eines Zeugnisses doch wohl unerlässlich. Und über seinen Sachverstand in dieser Thematik habe ich nicht den geringsten Zweifel.

Der Fallschilderung nach handelt es sich um einen Aushilfsjob.  Da dürfte "Fachwissen, Belastbarkeit" eine völlig untergeordnete Rolle gespielt.

Hat etwa der Arbeitgeber bei Aushilfskräften keinen Anspruch auf volle Arbeitsleistung? Ohne ein gewisses Fachwissen (und wenn es angelernt ist) kann man doch nicht mal im Supermarkt die Regale sachgerecht auffüllen. Und ohne Belastbarkeit der Mitarbeiter bricht der Betrieb zusammen, wenn der Zuliefer-LKW seine Palettenladung auswirft und jede Hand gebraucht wird.

Das Zeugnis an sich hat sehr viel Verbesserungspotenzial - dazu hat @DarthMario ja schon sehr ausführlich geschrieben.

Ob es Sinn macht, das Zeugnis zu beanstanden, musst du selbst entscheiden. Insbesondere bei sehr kurzer Tätigkeit lohnt es sich kaum, das ändern zu wollen und ein einfaches Zeugnis wäre ggf. hilfreicher gewesen.