Gab es im Mittelalter schon Bauvorschriften (bezogen auf Europa)?

6 Antworten

Insbesondere in den Städten gab es eine ganze Reihe von Vorschriften. Die sind aber nicht einheitlich und von Stadt zu Stadt unterschiedlich.

Häufige Themen:

Wie weit dürfen Obergeschosse überkragen?

Wohin darf ich den Abfall entsorgen?

Mit welchem Material darf das Dach gedeckt werden? (Brennbar/ nicht brennbar)

Muss ich meinen Bereich der Straße pflastern?

Weitgehend irrelevant waren Themen wie Bausicherheit, sofern sie nur das eigene Gebäude betrafen. Klappt der Kram zusammen, ist das dein eigenes Problem. Auch zum Thema Anstriche etc. wäre mir nichts bekannt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

https://de.wikipedia.org/wiki/Baurecht_(Deutschland)#Geschichte

Auch das mittelalterliche Recht kannte baurechtliche Regelungen, wie etwa entsprechende Bestimmungen im Sachsenspiegel und im Schwabenspiegel. Das älteste überlieferte Bauordnungsrecht ist das mittelalterliche Stangenrecht. Diese Vorgaben sind aufgegangen z. B. 1568 in der „Newen Bawordnung“ unter Herzog Christoph von Württemberg und in anderen nationalen Formen des Baurechts, vor allem, seit im 19. Jahrhundert in Anlehnung an den antiken Städtebau die Hygienegesetzgebung erneuert wurde.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stangenrecht

Das Stangenrecht bestimmte im Mittelalter die Mindestbreite von Straßen. Es bezeichnete ursprünglich das dem König vorbehaltene Recht, mittels einer langen Stange die Freihaltung wichtiger Fernstraßen („Hoher Straßen“) prüfen zu lassen. Hindernisse wie Gebäude oder Gebäudeteile, welche die Stange berührten und somit die Straße über Gebühr verengten, waren abzureißen.
Bedeutung erlangte das Stangenrecht vor allem im Mittelalter. Hier war es als feuerpolizeiliche Brandverhütungsverordnung Bestandteil des örtlichen Baurechts. In regelmäßigen Zeitabständen wurde die Breite aller Gassen und Straßen einer Stadt oder eines Marktes durch die Obrigkeit vermessen und überprüft.

In Bayern wurde ab 1875 etwa Pflicht einen Plan einzureichen. Ab da muss es dann auch eine Genehmigungsbehörde gegeben haben. Selbst König Ludwig II hatte schon Pläne für seine Schlösser *1845 +1886 die er sich wohl selbst genehmigte und ständig umzeichnete.

Maxwell313 
Beitragsersteller
 26.03.2020, 17:15

Na ja, 1875 war ja nicht mehr so wirklich Mittelalter.

Benevolo: Die Geschichte der Stadt

Braunfels: Die Mittelalterliche Baukunst in der Toskana

Gerade bei Braunfels ist die strenge Kontrolle das Stadtrates beschrieben. In Sienna musste der Stadtrat sich jedes Monat alle Baugesetze vorlesen lassen. Für jede Straße wurde der fähigste Bürger zum Bau-Inspektor verdonnert, u.a. Dante, der diesen Job hasste. Städte, die in Wachten eingeteiltwurden, wurden vom jeweiligen Wachtmeister kontrolliert. Keiner durfte ohne Zustimmung bauen oder verändern.

Gab es bereits in der Antike.

Maxwell313 
Beitragsersteller
 26.03.2020, 14:03

Auch Vorgaben über Anstriche?

maxxxmann  27.03.2020, 14:31
@Maxwell313

In Bologna durften nur rote Anstriche verwendet werden

Maxwell313 
Beitragsersteller
 26.03.2020, 13:14

Wobei ja zu bedenken ist, dass viel Wissen aus der Antike im Mittelalter verloren gegangen ist.

verreisterNutzer  26.03.2020, 13:16
@Maxwell313

Siehe meinen Kommentar unter der anderen Antwort. An reinem Wissen ist im Mittelalter entgegen populärer Annahmen kaum etwas verloren gegangen.