Euer Weg von ganz unten nach ganz oben (Biografie/Lebenslauf)?
Euch ist gelungen euch von ganz unten in der Gesellschaft hoch zu arbeiten, dann schidert doch mal euer Leben und was ihr so über die Möglichkeiten des sozialen Aufstiegs in unserer heutigen Gesellschaft denkt.
Edit: Auch Geschichten von Bekannten sind erwünscht
8 Antworten
Ich kann dir die von meinem Vater erzählen.
Er wurde Ende der 60er als Flüchtling des Vietnamkriegs in Deutschland aufgenommen. Er kam also mit nichts außer seiner Kleidung hier her.
Zu diesem Zeitpunkt war er ca 17-20 Jahre alt. Nachdem er nun hier war, hat er Deutsch gelernt sowie seinen Hauptschulabschluss als Klassenbester gemacht und wurde dank seines Ehrgeiz, von seinem Lehrer an Siemens weiter vermittelt. Dort hat er eine Lehre zum Elektroniker gemacht und arbeitet seit über 20 Jahren als Brandmeldetechniker bei Siemens. Mittlerweile haben wir ein eigenes Haus mit einem großen Garten und 2 private Autos.
Ich komme aus einer internationalen Familie, meine Mutter ist geborene Serbin (ungarisch/serbische Voyvodina), ihre Eltern waren Landwirte. Meine Mutter ist 1970 nach Deutschland gekommen und hat trotz zickiger Behörden 3 Berufsausbildungen durchgezogen.
Der Bruder unserer Mutter ist 1996 vor dem Krieg der NATO gegen Jugoslawien geflohen und hat bis kurz vor seiner Rente als Busfahrer für die KVB in Köln gearbeitet. Er ist 4 facher Familienvater und 8 facher Großvater.
Mein Vater ist im Ruhrgebiet geboren (Gelsenkirchen), sein Vater war Kumpel und hat Zeit seines Lebens unter Tage gearbeitet, bis der Kohleabbau im Ruhrgebiet immer weiter zurückgefahren wurde. Unser Vater hat eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert und war 26 Jahre in der Dauernachtwache in einem kirchlichen Krankenhaus in Köln. Er ist seit 2014 in seiner wohl verdienten Rente.
Ich selber habe nach dem Realschulabschluss zwei Ausbildungen absolviert und arbeite seit 2013 als Lokführer.
Ich komme aus einer Arbeiterfamilie - ich würde das aber nicht "ganz unten" nennen. Mein Vater hat z.T. noch unter Tage gearbeitet (hat aber auch andere Sachen gemacht). Ich habe studiert (als einziger aus der Familie).
"Ganz oben" bin ich aber sicher nicht.
Auch mit einem akademischen Job wird man nicht reich. :)
Meinst du solche "Vom Tellerwäscher zum Millionär"-Stories? Davon findest du viele im Internet. (Naja, zumindest welche aus den USA) Ein Bekannter von mir kommt aus einer Arbeiterfamilie und er ist stolz darauf, dass er als Erster in der Familie studiert hat.
In Deutschland ist es aber nicht so extrem wie in anderen Ländern. Wenn du im Slum in Äthiopien geboren wirst, ist es sehr unwahrscheinlich, dass du dort ein Millionär wirst. Auch die Geschlechter spielen in manchen Ländern eine Rolle. Eine Frau in Saudi-Arabien hat beruflich schlechtere Chancen als eine Frau in Europa.
Ich hab mal über 10 Jahre in einem Handwerklichen Beruf gearbeitet. Bekam nur Jobs bei Leihfirmen. Halbes Jahr Arbeit, halbes Jahr Arbeitslos. Was ich mir mit meinem Almosen Gehalt zusammen gespart hatte, ging in der Arbeitslosenzeit wieder drauf, da ich nur Hartz IV bekam und das halt Jahrelang. Hatte Jahre lang noch nicht mal einen Kühlschrank, weil ich mir den nicht leisten konnte. Wie auch, wenn man nichts oder ganz wenig sparen konnte? Wohnte in einer 33 m² Wohnung mit Dachschrägen, die sehr hellhörig war. War meine Waschmaschine im Keller im Schleudergang, konnte ich es in der 2ten Etage hören. Durch diese Situation war ich nur noch Gereizt, schlecht gelaunt, Cholerisch, hatte einen Reizdarm der schmerzlichen Art. Auf der Arbeit wurde ich auch nur gemobbt, weil ich ja Leiharbeiter und somit ein nichts bin! Entbehrlicher Sklave für S*heißarbeit. Machte ne Umschulung, für die ich kämpfen musste und 2 Jahre einen 1 Euro Job machte (wo ich erstmal erfuhr das Arbeit auch Spaß machen machen, sogar mit Kollegen). Und nach der Umschulung habe ich (im vergleich zu Hartz IV) doppelt so viel Geld gehabt wie davor! Hab ne Eigentumswohnung, neue bessere Freunde. Mein Reizdarm ist komplett verschwunden. Bin fröhlicher, gut gelaunt, mein Humor ist wieder da wie vor der Leiharbeitss*heiße. Besseres, gesunderes Selbstbewusstsein. Halt ja auch bessere Wohnung als diese "Ich bin unter einem Mikroskop, wegen hellhörige Wohnung". Kann mir mehr leisten, kann Geld sparen, kann mir neue DVD`s kaufen OHNE mich zu verschulden! War letztes Jahr für 4 Tage in Wien, was mich mit Reise und Taschengeld 1.000€ gekostet hatte. ICH LEBE! Und lebe nicht mehr um zu Arbeiten! Das ist mein persönlicher Weg von ganz unten nach ganz oben! Individuell verschieden, aber für mich ist das schon was bedeutsames!
ja