Energieverbrauch von KfW-Haus 55 und Stromverbrauch dafür?
Hallo, laut offiziellen Vorschriften/Zahlen verbraucht ein KfW-55 Haus unter 35KWh Energie pro qm im Jahr (also für Heizung, Warmwasser).
Wie verlässlich bzw. realistisch ist denn so ein Wert?
Würde gern mal den Strombedarf für eine Luft-Wasser Wärmepumpe berechnen, komme aber somit auf ziemlich wenig Stromverbrauch, was mir etwas wenig vorkommt.
Beispiel:
Das Haus hat 155qm, KfW55, Luft-Wasser-Wärmepumpe mit einer Jahresarbeitszahl JAZ von offiziell 4,3 (realistisch vielleicht 3,5?), Stromkosten (Wärmepumpentarif) von ca. 22Cent/KWh
155qm x 35KWh = 5425KWh pro Jahr (Energieverbrauch pro Jahr)
5425KWh : 3,5 JAZ = 1550 KWh (Stromverbrauch pro Jahr)
1550KWh * 0,22Cent/KWh = 341€/Jahr Stromkosten für Wärmepumpe.
Somit wären wir bei unter 30€ pro Monat für Heizung und Warmwasser-Erwärmung.
Kann jemand helfen?
2 Antworten
Ein KfW55 Haus darf nicht mehr als 55kWh/m2 pro Jahr haben, bei 35kWh hast du ein KfW40 Haus.
30-40€ rein für die Raum-Heizung pro Monat kommt hin, es kommt aber auch das Warmwasser für die Dusche dazu und die ganzen anderen Strom-Fresser, allen voran der Kühlschrank und die Waschmaschine.
Die gesamten Hürden von Werner Huebner sind auch im Spiel.
Die 5425 kWh/Jahr sind durchaus möglich. Folgende Fehler verhageln in der Praxis allerdings immer wieder die allzu optimistischen Erwartungen:
- Bei der Planung wird die nominale "Schönwetter-Heizleistung" der Wärmepumpe mit ihrer deutlich niedrigeren Heizleistung bei -12°C "verwechselt". Das sorgt für günstige Angebote ...
- Es wird der Heizleistungszuschlag von ca. 25 % bei Nutzung des Wärmepumpen-Stromtarifs vergessen.
- Der Luft-Kältemittel-Wärmetauscher wird ungünstig in einer schattigen Nische oder Senke mit reduziertem Luftaustausch platziert.
- Die Fußbodenheizung wird in thermisch ungünstiger Trockenbauweise errichtet (= hohe Wärmeübergangswiderstände von Heizrohr in den obersten Bodenbelag)
- Der Pufferspeicher wird "wegoptimiert", in der Folge tendiert die Wärmepumpe zum energetisch ungünstigen "JOJO-Betrieb".
- Der Heizungsbauer führt schlampig isolierte Strangleitungen direkt über die nicht isolierte Bodenplatte (oder sogar darunter durch), was hohe Verluste nach sich zieht.
- Die Wärmepumpe bringt aus den verschiedensten Gründen nicht die Heizleistung, die sie lt. Datenblatt bringen müsste.
- Die ausgesuchte Billig-Wärmepumpe schafft bei tiefen Außentemperaturen nicht die benötigte Vorlauftemperatur.
Die Summe dieser Fehler kann durch Zuschaltung des Reserve-Heizstabs problemlos zu einer JAZ von 2,0 führen, wie z. B. bei einem Nachbarn, der hier ein paar Häuser weiter eine billige "Schepperbüchse" von seinem Generalbauunternehmen eingebaut bekommen hat.
Mein Tipp: Das BAFA gibt aktuell 35 % Zuschuss auf Erdsondenbohrungen (45 % bei der Abschaffung einer Ölheizung). Wenn Du eine Sonde bohren darfst, dann lass bohren! Luftwärme ist nur auf den ersten Blick (= bei der Anschaffung) die günstigere Lösung. Sonden immer mit max. 40 Watt Entzugsleistung pro Bohrmeter planen! 50 Watt/m ist auf den ersten Blick billiger, aber zu optimistisch.