Degradierung hilfreich oder demütigend? Was würdet ihr machen?
Derzeit dreht sich mir der Kopf, weil ich muss eine Entscheidung treffen. Diese fällt mir nicht leicht, denn beide Optionen spiegeln je sehr wichtige Werte von mir wider. Hier die Geschichte in möglichst kurzer Form:
ich reiße mir seit ein paar Jahren echt den Allerwertesten auf für meinen Arbeitgeber. So weit, dass ich zu spät merkte, dass ich krank war und als Resultat die letzten 11 Monate arbeitsunfähig war. Nun steht die Wiedereingliederung nach Ostern an.
Während meiner Krankheit bekam ich eine neue Chefin. Mit dieser traf ich mich nun letzte Woche das erste mal und sie sagte mir, dass sie meine Position mit einer anderen Person besetzen will und ich eine Stelle in dem Team kriegen soll, das ich bislang geführt hatte.
Ich bin gekränkt und frustriert, denn ich habe in diesem Unternehmen nur durchgehalten, weil ich meine Stelle und das Teammanagement liebte und da weiter von ihr lernen wollte. Jetzt soll ich Projekte managen, was mich weder motiviert, noch meinen Qualifikationen entspricht. Ich denke, dass ich gerade „rausgeekelt“ werde, wie ich es bereits bei Kollegen zuvor erlebt habe. Es war mir schon klar, dass ich in dem Laden nach so langer Krankheit als schwach und nicht mehr als „gute Investition“ gelte. Meine Arbeit war aber zuvor immer gut. Ich soll ihr diese Woche sagen, auf welche Projekte ich Lust hätte.
Wie reagiere ich nun? Ich komme nach vielem Überlegen auf zwei mögliche Optionen:
A) ich poche auf mein Recht. Laut Rechtsanwalt kann sie das laut Arbeitsvertrag gar nicht machen. Ich könnte auf meine Position bestehen und vielleicht würde man sich auf eine Aufhebung mit kleiner Abfindung einigen können. Der Markt für meinen Job ist derzeit gut, ich könnte wohl einen neuen Job finden. Aber habe ich nach langer Krankheit die Kraft dazu? Dann der Extrastress während der Probezeit. Ich weiß es nicht.
B) ich nehme die Position im Projektmanagement an und stehe über den Dingen. Die erste Woche wäre wohl ganz schrecklich schamvoll und demütigend für mich, aber ich hätte noch einen Job, wenn auch bei einem furchtbaren Arbeitgeber. Ich hätte weiter mein Gehalt und könnte in Ruhe einen neuen Job suchen. Aber mein Arbeitgeber hätte mit seiner Tour gewonnen. Das macht mich mardig!
Was würdet ihr machen?
3 Stimmen
6 Antworten
Du könntest ja nochmal etwas rütteln, ob Du nicht doch an deiner alten Stelle weitermachen kannst. Entweder ist Deiner Vorgesetzten nicht bewusst, wie viel Dir an dem Job liegt, oder sie ist sowieso auf Krieg aus.
Alle Lösungen werden stressig, sowohl der Rechtsstreit und das Einfinden im neuen Job als auch das Umgehen mit den sozialen Spannungen. Auch wenn ich persönlich immer den Weg des Kampfes gehen würde, ist es einfach besser, Dir unter Deinen Umständen mit genügend Zeit einen neuen Job zu suchen.
Auf Kurz oder Lang wird das sowieso die einzige Lösung sein, wenn deine Vorgesetzte wirklich den Streit möchte.
Wenn du dir sicher bist wo anders einen ähnlich bezahlten Job schnell zu bekommen solltest du nicht den Schwanz einziehen. Denn dann wirst du in dem Unternehmen nie mehr aufsteigen und du wirst ja auch älter... Aber überlege dir gut ob 11 Monate Arbeitsunfähigkeit dir nicht auch den Weg in andere Firmen verbauen. Denn wenn du aufmüpfig wirst ist die wahscheinlichkeit hoch, dass du weiterhin rausgeekelt wirst.
Meinte ich ja, 11 Wochen wären kein Problem gewesen denke ich :)
Wenn Dich der Job krank gemacht hat, und dein Arbeitgeber das auch noch weiß, dann ist es OK von ihm, dass er Dir etwas anderes anbietet. Du hast keine finanziellen Einbußen.
Hast Du gefragt wie die Perspektive aussieht wieder aufzusteigen, wenn Du den anderen Job machst?
Hast Du gefragt warum du den alten Job nicht mehr machen darfst?
Es geht hier nicht um Gewinnen oder verlieren. Der Arbeitgeber möchte Dich so billig wie möglich loswerden. Erst degradiert Dich um darauf zu spekulieren, dass du freiwillig gehst.
Du kannst rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen, damit es eine Einigung gibt, die vermutlich nach Abfindung aussieht.
Entscheidend ist doch, was DICH Weiterbringt und nicht wer gewinnt. Zeig Rückgrat und rede offen mit dem Arbeitgeber.
Ich würde den Job nur annehmen wenn deine Chefin dich finanziell nicht runter stuft.
Sag ihr das du den neuen Job gerne versuchen würdest ABER fürs gleiche Gehalt.
Lässt sie sich drauf ein, hast du das gleiche Geld und weniger Verantwortung, tut sie es nicht, bestehe auf deinen gültigen Vertrag.
Alles Gute wünsche ich dir.
ICH wäre dem Chef dankbar, dass er nach so langer Krankheit nicht schon sofort wieder 100% fordert sondern mir die Chance gibt, in Ruhe wieder in den Arbeitsalltag zurückzufinden, ohne dass ich gleich wieder krank werde.
Man kann aber natürlich auch alles negativ sehen und überall Böses vermuten.
ICH wäre dem Chef dankbar [usw.].
Das ist keine "Gnade" oder "Großzügigkeit" des Arbeitgebers!
Zur Durchführung eines solchen Betrieblichen Wiedereingliederungsmanagements (BWM) ist der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet (Sozialgesetzbuch Neuntes Buch SGB IX § 167 "Prävention" Abs. 2)!
Sag das nicht mir - sag das der Fragestellerin, die unbedingt sofort ihren alten krankmachenden stressigen Job in vollem Umfang zurückhaben will...
Die von mir kommentierte Bemerkung zur "Dankbarkeit" dem Arbeitgeber gegenüber - nur darum ging es - kam aber von Dir.
11 Monate - nicht Wochen...