Darf ein Tierarzt mehr operieren, als abgesprochen?
Liebe Community,
ich habe meine alte Katze wegen einer Erkrankung an der Haut operieren lassen.
Wir haben bei der Besprechung geklärt, das Nase und Schulter operiert werden sollen.
Als ich meinen Kater abgeholt habe, wurde allerdings weit mehr gemacht. Ein Teil der Ohren wurde abgeschnitten, sowie weitere Stellen am Körper.
Ich war maßlos geschockt, als ich gesehen habe was passiert ist. Als ich beim Abholen gefragt habe, wieso ich nicht angerufen und gefragt wurde, ob auch anderweitig operiert werden soll, hieß es "man habe die Zeit nicht gehabt". Dabei sind beispielsweise die Ohren teilweise abgeschnitten worden (auch dort waren schwarze Flecken durch den Krebs, welche aber nun schon von Anfang an zu sehen waren und sicher nicht während der Op aufgefallen sind) und nun haben sie ihre Stehkraft verloren, sodass sie immer wieder in sich zusammenklappen und seine Körpersprache dadurch stets genervt wirkt und ich mir nicht vorstellen kann wie mein Tier in Zukunft mit anderen Katzen kommunizieren soll ohne diese zu irritieren. Er war Zeit seines Lebens Freigänger und nun weiß ich nicht ob er mit dieser Einschränkung überhaupt noch diesen Luxus genießen kann (Hören etc ist vermutlich negativ beeinflusst). <
Auf meine Reaktion beim Abholen hin wurde mir sogleich mit fadenscheinigen Begründungen begegnet. Ich glaube es war auch der TA klar, das sie hier einen Fehler begangen hat und so nicht hätte handeln dürfen.
Ich habe morgen ein Nachgespräch mit der TA vereinbahrt und werde die Katze zur Nachkontrolle unter Garantie nicht mehr dort behandeln lassen. Aber wie sieht es jetzt rechtlich aus? Durfte die TA eigenmächtig Behandlungen vornehmen die die Körpersprache beeinflussen ohne mich zu fragen (eine Heilung der Krankheit war auch dadurch nicht Fall, Schmerzen wären durch nicht behandeln auch nicht aufgetreten)? Durfte die TA an 6 statt 2 Stellen operieren obwohl nur 2 Stellen ausgemacht waren? Darf ich eine schlechte Bewertung abgeben oder kann man die TA dafür belangen? Muss ich die nicht abgesprochenen und nicht lebensrettenden Maßnahmen auch noch bezahlen?
Viele Fragen und viel zu lesen. Danke schonmal vorab.
5 Antworten
Zur Ergänzung und Abschließung des Themas.
Die behandelnde Tierärtzin hat den Fehler eingestanden und sich entschuldigt.
Sie und ihre Kollegin haben einen Fehler in der Kommunikation gehabt, sodass die jeweils andere annahm das die Änderung des Op-Plans sei mit mir abgesprochen gewesen. Was aber tatsächlich leider nicht der Fall war.
Das ich geschockt, verärgert und auf Grund der nun tatsächlich bestehenden Probleme in der Kommunikation traurig bin war für sie durchaus verständlich. Über diese Auswirkungen hatte die Dame nicht nachgedacht (das die einzigen anderen Tierarztbesuche im Laufe seines Lebens auf Grund von Bissverletzungen durch andere Katzen aus der Nachbarschaft war, war ihr in dem Maße wohl auch nicht bewusst), auch wenn sie mehrmals beteuerte das sie nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat und sie solche Kommunikationsprobleme schwer bedauert.
Die eigentlich vorgesehene Behandlung, bei dem die Ohren erhalten geblieben wären, wäre tatsächlich teurer und zeitaufwändiger, da es täglicher Pflege bedarf und regelmäßiger ärztlicher Kontrollen. Davon hatten wir stets gesprochen (da diese Behandlungen ohnehin gemacht werden müssen, eine Heilung ist nicht möglich). Das Entfernen der Ohren war nicht einmal als notwendig oder überlegenswert beschrieben worden. Weshalb ich zu keiner Zeit von einer Änderung des Plans wusste oder auch nur die potentielle Möglichkeit als Hinweis bekam. Wieso die Damen miteinander diese Abmachung trafen (sogar vor der OP) ist mir auch tatsächlich schleierhaft, die zweite TA war lediglich die erste Person bevor der Fall wegen dem operativen Anteil an die behandelnde TA weitergegeben wurde. Ich habe bisher viele Jahre nur gute Erfahrungen mit Praxen gemacht die auch mehrere TAs haben, da sich der Erfahrungsschatz dadurch massiv erhöht. Leider ist mein vorangegangenes Ärzteteam in Rente gegangen und haben die Praxis geschlossen. Dort habe ich nie solche Probleme gehabt.
Ich habe auch, nur um das zu ergänzen, noch nie etwas unterzeichnen müssen wenn eines meiner Tiere operiert wurde. Normalerweise sind hier auf dem Land mündliche Verträge noch die Regel. Es gibt hier auch TAs bei denen der Halter bei Ops dabei sein darf, beispielsweise bei einer ZahnOp um direkt entscheiden zu können was bleibt und was raus muss. Ob das nun erlaubt ist oder nicht - kA.
Ich danke den Personen die mir weitergeholfen haben oder mir ein wenig Trost zugesprochen haben.
Vielen Dank fürs Lesen. Die Frage kann damit beendet bleiben.
Du siehst das jetzt so. Ein Tierarzt wird das ziemlich sicher anders bewerten.
Ob er das durfte, hängt davon ab, was bei der Operation aufgetaucht ist. Wenn er drauf gekommen ist, dass der Krebs weiter fortgeschritten war als ursprünglich gedacht, hat er es vielleicht vorsorglich auch entfernt. Bemerkt er sowas während der OP, kann er nicht noch den Besitzer anrufen und fragen, was man machen soll. Dann entscheidet er, was das Beste ist. Vielleicht war es das Beste, alles in einer OP zu entfernen.
Alles, was du erst einmal machen kannst, ist eine Zweitmeinung einholen. Also nimm alle Befunde, Fotos, Bilder,... dazu mit. Momentan hast du nämlich nur deine nicht-fachliche Aussage gegen die fachliche Aussage des Tierarztes.
Wenn ein zweiter Tierarzt dir zustimmt, kannst du mal über rechtliche Schritte nachdenken. Allerdings ist sowas ein langwieriger Prozess und kann teuer werden (Verfahren fangen bei 10.000€ an), was sich kaum rentiert. Ohne Zweitmeinung, die deiner entspricht, musst du nicht einmal daran denken.
Auch mit der Aussage, der Tierarzt habe einen Fehler gemacht, musst du sehr vorsichtig sein. Wenn du das nicht schwarz auf weiß hast, ist das Rufschädigung und du kannst dafür angezeigt werden. Du kannst allerdings sehr wohl sagen, dass dies anders ausgemacht war und du seine Argumente fadenscheinig findest. Dabei musst du aber darauf achten, dass du ganz klar sagst, dass das deine Sicht ist. Du darfst es nicht als Fakt sagen, sondern musst es als deine Meinung sagen!
Ohne Zweitmeinung würde ich erst einmal gar nichts machen, weder rechtliche Schritte noch eine Bewertung. Je nachdem, was der andere sagt, kannst du es ja deinen Bekannten erzählen (Mundpropaganda bringt mehr als eine Bewertung im Internet).
Ich kann dich aber auch etwas beruhigen: auch wenn die Ohren Teil der Kommunikation bei Katzen sind, können sie sich auch ohne verständigen. Es wird am Anfang zwar zu "Missverständnissen" kommen, aber sowohl deine Katze als auch seine Kollegen werden lernen sich ohne die Ohren zu verstehen. Ich kenne eine Wildkatze, die gar keine Ohren mehr hat, und keine Probleme damit hat. Es ist mehr ein optisches Problem als ein verhaltenstechnisches.
Vielen Dank für deine Antwort.
Da du leider nicht genau angibst, wie der TA das begründet hat, wird dir hier niemand sagen können, ob das nun rechtens war oder nicht. Bei Bewertungen solltest du aber sehr objektiv bleiben und nicht wie hier schreiben, also:
korrekt:
ich habe mich dort nicht gut beraten gefühlt, bei der OP wurden ohne Rücksprache Eingriffe vorgenommen, die nicht abgesprochen waren.
nicht korrekt:
Der Tierarzt hat einen Fehler gemacht...fadenscheinige Begründungen...
das sind Unterstellungen und man könnte rechtlich gegen dich vorgehen.
Dann sollte man noch nicht von fadenscheinigen Begründungen sprechen. Ich würde mir noch mal einen Termin geben und genau erklären lassen warum das so gemacht wurde. Sollte vorher nicht abgeklärt worden sein, ob beim Entdecken weiterer Erkrankungen etc. mehr operiert wird, dann würde ich auch nett aber deutlich darauf hinweisen, das man nur die vorab vereinbarten Leistungen bezahlen wird.
Die Antwort dürfte lauten: Eine weitere Operation wäre absehbar gewesen und man wollte dem alten Kater in Zukunft keine Narkose mehr zumuten, da dies bei betagten Tieren ein hohes Risiko birgt.
Das wäre für mich als Besitzerin ein Argument gewesen, alles auf einen Schlag operieren zu lassen - aber da es anders abgesprochen war, hat sich die TA (oder wer auch immer) nicht an die Abmachung gehalten.
Das hohe Alter ist eigentlich eine Begründung dafür auf die Operation an den anderen Stellen zu verzichten. (Meinung einer weiteren TA die ich konsultiert habe.)
Daher meine Beschreibung als "fadenscheinige Begründung". Da das hohe Alter auch für den zweiten TA unverständlich war.
Das ist wirklich ärgerlich, aber bitte schlaf erstmal ne Nacht drüber. Im Moment hilft Dir Wut nicht weiter. Ich würde erstmal das Nachgespräch abwarten und mir seine Sicht der Dinge anhören. Nimm vielleicht noch eine weitere Person als Zeugen mit. Danach würde ich entscheiden, ob ich gegen den TA vorgehe. Auf jeden Fall würde ich auch den TA wechseln.
Für Deine Katze hoffe ich, dass sie sich gut von der OP erholt und Euch trotz Krebs noch viel gemeinsame Zeit bleibt. Alles Gute für Deine Katze.
Würde man den TA zu dieser Angelegenheit befragen - dann sähe seine Wiedergabe der Angelegenheit sicher völlig anders aus. Und ER war bei der OP dabei - du nicht. ER besitzt das Fachwissen, du nicht. ER ist der Tierarzt - du nicht.
In aller Regel unterschreibt man vor einer OP das "Kleingedruckte", das man sich natürlich durchlesen sollte. Darin steht auch, dass man damit einverstanden ist, wenn dem TA während der OP auffällt, dass mehr operiert werden muss ....
Ein TA kann nicht während der OP einfach mal so aufhören, telefonieren gehen, sich dann wieder völlig desinfizieren und dann weiter operieren!!
Für mich immer wieder unglaublich, dass die Tierhalter nicht froh sind, dass ein TA mitdenkt und einem Tier nicht kurze Zeit später die nächste OP mit Vollnarkose zugemutet werden muss.
Aber nein, die Tierhalter sind dann sauer und pampig und unterstellen dem TA gleich Geldschneiderei. (Dabei käme - neben der Belastung fürs Tier - eine weitere OP deutlich teurer!).
Und wieso klappen Ohren um, wenn oben die Spitzen oder an den Seiten etwas weggeschnitten wird? Dadurch verlieren sie ja die Stehkraft nicht.
Dein TA hat sicher keinen Fehler begangen, sondern nach bestem Wissen und Gewissen operiert.
Die Ohren klappen um, weil sie eben umklappen. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ich sehe das Tier du nicht. Es tut mir Leid wenn du das nicht glauben magst.
Das die Ohrmuscheln vom Krebs betroffen waren, war vor der Op bereits bekannt und genau diese TA hat mir zu Beginn der Op erklärt das dort nicht gemacht werden müsse da es rein optisch wäre.
So kamen wir auf die Vereinbahrung von Schulter und Nase. Eben auch wegen der Beratung durch die TA die ihn schlussendlich auch an den Ohren operiert hat.
Ich empfinde es persönlich einfach schwammig zu behaupten man habe keine Zeit gehabt wenn die Erkrankung an der Haut also der Außenfläche des Tieres ist. Man hätte doch vor der Op anrufen können, wenn die Ohren nun unbedingt operiert gehört hätten. Das aber wurde nicht getan und das ärgert mich massiv. Ich habe nicht umsonst 24/7 zu Hause gesessen um stets erreichbar zu sein.
Es tut mir Leid. Ich bin seit nunmehr 20 Jahren Tierhalter und sowas ist mir noch nie passiert. Das komplett andere Körperareale operiert wurden als ausgemacht und sich das "während der Op ergibt" finde ich persönlich kritisch. Eben gerade auch weil ich immer darauf bestehe das mir genau erklärt wird, was gemacht werden soll. Von "eventuellen Abweichungen" war nie die Rede.
Trotzdem ergeben sich bei einer OP ganz häufig Änderungen, weil man vor einer OP ja nur von außen schauen kann, bei einer OP sieht das ganz anders aus.
Eigentlich sollte man zum eigenen TA doch so viel Vertrauen haben, dass man das, was er entscheidet, akzeptiert? Und wie gesagt, während einer OP kann ein TA gar nicht telefonieren - das ist absurd, das zu glauben.
Ich bin immer froh (und wir haben immer sehr viele Hunde), wenn ein TA bei der Behandlung unserer Lieblinge mitdenkt und ihnen dadurch eine absehbare weitere OP erspart.
Ich habe nun seit über 40 Jahren Tiere, für die ich selbst verantwortlich bin, ich bin noch nie auf die Idee gekommen, einem TA "Geldschneiderei" zu Lasten eines meiner Tiere vorzuwerfen. Wenn er etwas für notwendig erachtet, dann wird das auch so sein - schließlich ist er der Fachmann.
Aber vielleicht habe ich auch nur einen ganz besonders tollen Tierarzt - bei GF-Nutzern scheint das ja immer eher weniger der Fall zu sein.
Ich war bisher in meinem ganzen Leben nie unzufrieden mit einer Behandlung und verstehe durchaus das manches erst während einer Op auffallen kann. Aber doch nicht an einer Außenfläche wie den Ohren, nicht bei einem TA der eben dieses Tier bereits einmal wegen dem Hautkrebs operiert hat.
Durch diesen Vorfall wurde mein Vertrauen in Tierärzte tatsächlich so erschüttert. Ich glaube ich werde nie wieder eines meiner Lieblinge ohne meine Anwesenheit in einem OPSaal liegen haben. Wie gesagt, SO etwas ist mir noch gar nie passiert. Für mich tatsächlich nicht nachvollziehbar.
na, dann wird ja niemehr ein Tier von die operiert werden, denn es ist auch in der Tiermedizin gar nicht erlaubt, dass ein Tierhalter bei einer OP dabei sein darf.
Da du in deiner Frage auch noch von anderen, nicht vereinbarten STellen als den Ohren schreibst, wird sich bestimmt diese Notwendigkeit während der Op ergeben haben.
Ein TA operiert ja nicht nach Lust und Laune oder weil er grade Bock aufs Geldverdienen hat ....
Leider glaube ich das mittlerweile doch. Es gibt in jeder Branche schwarze Schafe und ich habe wohl einen davon gefunden.
Es wurde begründet das wegen dem hohen Alter der Katze mehr operiert wurde. Eine nähere Erläuterung zu dieser Aussage gab es noch nicht.