Darf ein Arbeitgeber Dritte zu einem Konfliktgespräch einladen und dem Arbeitnehmer das hinzuziehen einer Vertrauensperson versagen?
Dürfte ein Arbeitgeber seinen Stellvertreter und andere Vorgesetzte zu einem Konfliktgespräch mit einem Arbeitnehmer schicken, gestärkt mit einem Team gegen einen einzigigen Arbeitnehmer und diesen die gleiche Chance verwahren
z.B. Eine Vertrauensperson hinzuzuziehen.
1 Antwort
Ein schwieriges Thema - aber ich versuche es einmal...
Die Führung und Ausgestaltung eines Personalgesprächs, insbesondere eines (möglichst konstruktiven) Kritikgesprächs, sollte möglichst auf fairer Basis erfolgen, wofür in erster Linie der Arbeitgeber verantwortlich ist.
Erfolgt dies nicht, kann man daraus folgern, dass in diesem Unternehmen mangelnde Führungsqualität herrscht. Wäre es so, dass bei solch einem Gespräch von vorne herein z.B. drei oder vier Firmenvertreter teilnehmen würden, und der Mitarbeiter wäre allein, so würde ich das als ungebührlich bzw. unfair empfinden.
In der Praxis läuft es zumindest in größeren Unternehmen so, dass ein Kritikgespräch von dem Personalvorgesetzten alleine mit dem Mitarbeiter geführt wird, darüber am Schluss auch ein gemeinsames Protokoll (ggf. mit einer Zielvereinbarung) erstellt wird, und jede Partei davon eine Ausfertigung erhält.
Was nicht sein sollte, dass ein "Übergewicht" einer der Vertragsparteien entsteht - so ist es z.B. nicht zulässig, dass ein Arbeitnehmer seinen Rechtsanwalt mitbringt.
Sollte angekündigt worden sein (oder man fragt nach), dass mehrere Personen seitens des Unternehmens an dem geplanten Gespräch teilnehmen, wäre es durchaus möglich, dass der AN ein Betriebsratsmitglied hinzuzieht - wenn nicht vorhanden, ggf. einen Arbeitskollegen, dem man vertraut.
Verweigert der AG dies, würde ich an dem Gespräch zwar alleine teilnehmen (denn verweigern darf man es nicht), ich würde mich aber mit zwei Kugelschreibern und mehreren DIN-A4-Bogen bewaffnen, und minutengenau mitprotokollieren, wer wann was gesagt, und was ich darauf geantwortet habe. Dabei würde ich mir alle Zeit der Welt nehmen, und wenn dies auf Missbilligung stoßen sollte, würde ich auch das dokumentieren, und die Gesprächspartner zur Ordnung rufen - notfalls jedoch aufstehen und den Raum mit der Bemerkung verlassen, dass man ein neues Gespräch mit mehr Zeit anberaumen sollte.
Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Gruß @Nightstick