Autismus Nachteilsausgleich

4 Antworten

Ich habe die Diagnose erst mit 24 erhalten und bekam nur einmal den Nachteilsausgleich- schriftliche IHK-Abschlußprüfung in der 2. Ausbildung. Ich schrieb in einem anderen Gebäude mit nur einem weiteren jungen Mann.

Je nach dem, wo Du Bedarf hast, entscheide für Dich individuell, ob Du den Nachteilsausgleich brauchst oder nicht. Versaust Du Dir das Abi, weil Du definitiv 15min mehr brauchst, da Du lange die Fragestellung analysieren musst, mach es. Geht es um eine bessere Bewertung in Sport und Du verkraftest die nächstschlechtere Note, lass es.

Es wird immer Nicht-Autisten in Deiner Klasse geben, die bei den selben Tests mitunter schlechter sind als Du und auch massive Probleme haben, aber eben keine Behinderung, die ihnen einen Nachteilsausgleich verschafft. Die werden dann sicher sauer sein, weil sie es nicht verstehen, was Autismus ist... vor allem, weil Du ja erst jetzt damit kommst und es bisher auch ohne ging. Natürlich kann es auch sein, dass alle oder fast alle gut aufnehmen. es liegt auch daran, wie es erklärt wird und wer dann die Klasse aufklärt.

Als wir wieder Berufsschule hatten, die letzten Tage vor der schulischen Abschlussprüfung, da kamen alle, wo ich denn war. Als ich von der gesonderten Prüfung erzählte und von der Schwerbeinderung (GdB 90), schluckten einige. Sicher hatten sie wegen des Mobbings in den 3 Jahren ein schlechtes Gewissen. Autismus selbst erwähnte ich nicht. Weitere Nachteilsausgleiche lehnte die Berufsschule ab. Erst Jahre später erfuhr ich, dass ich dagegen hätte klagen können.

Also ich (bzw. mein Asperger-Bruder) habe die Erfahrung gemacht, dass das teils auch böses Blut geben kann. Die Klasse würde auch (von Fachleuten) aufgeklärt, nun tolerieren sie es. 

Ich kann dazu sagen, dass es für "Normalos" einfach schwierig zu verstehen ist. Ich lebe mein ganzes Leben mit meinem Bruder, aber es gibt wegen diesem Nachteilsausgleich (ich nenne es lieber Sonderbehandlung in seinem Fall, da es nur bei ihm nur um Befreiung von Stunden geht) ständig streit. 

Für mich ist es schon schwierig, wenn er am Wandertag frei bekommt und ich gehen muss. Und für Menschen, die noch nichts mit Aspergern zum tun hatten, ist es noch schwieriger. Klar kann es für dich ein Vorteil sein, aber du musst dir auch im Klaren sein, dass es auch böses Blut bringen kann. Daher würde ich dir raten, erst einmal mit einem Lehrer aus der Schule zu reden (der sich auskennt), und ihn fragen, wie er meint, dass die Schüler reagieren.

Ich habe auch eine Nachteilsausgleich (aufgrund von Sprachproblemen), der allerdings erst in der 8. Klasse beantragt wurde. Die Klassenaufklärung musste bei mir aufgrund des Problems und weil ich mich schon lange in der Schule eingelebt hatte bzw. es keine Probleme gab nicht gemacht werden. Ich kann mich aber erinnern, dass dieser Punkt neben ein paar anderen Sachen, wie spezieller Förderunterricht oder Training, auf einer Liste der Förderungsmöglichkeiten stand. Vielleicht kannst du an deiner Schule den Beauftragten für Integration fragen, ob die Klassenaufklärung in deinem Fall notwendig ist. (Welche Klasse bist du? Hast du dass Gefühl, dass deine Klasse mit dem Autismus zurecht kommt?,...) Obwohl vieles gesetzmäßig geregelt wurde, gibt es bei Integration dem Fall entsprechend noch einen großen Spielraum, denn die Förderungsmaßnahmen dienen häufig nur als Möglichkeiten.

Ich hoffe ich konnte dir damit helfen :D

Leopoldia

Xenofan 
Beitragsersteller
 08.06.2015, 16:19

ja, es ist notwendig;) wenn ich zB plötzlich 10 min mehr für eine arbeit bekommen würde, würden sich die anderen verarscht fühlen :D

leopoldia  08.06.2015, 16:40
@Xenofan

Dann denk ich mal es lohnt sich. Gibt vielleicht ein paar Einzelne, die nicht verstehen, was das ganze soll aber der Großteil schon. Kommt echt darauf an, was du so für eine Klasse hast.

Ich hab den Nachteilsausgleich einmal bekommen. Der Lehrer erzählte es allen als ich einmal nicht da war, am nächsten Tag waren alle ganz nett zu mir. Ich wusste gleich das irgendwas passiert ist. Irgendwann kam dann ein Mitschüler zu mir und fragte mich ob ich Autist sei.

Der Anfang war ganz gut und dir soll dadurch ja auch der Schulalltag leichter gemacht werden. Nur als dann meine Sonderbehandlung anfing und ich zum Beispiel anderes Material bekam (schwierigere Aufgaben). Die ich in einen extra Raum machen durfte oder ich bei Gruppenaufgaben selber entscheiden durfte ob ich die mitmachen will oder bereits nach der 4ten Stunde gehen durfte. Während alle anderen bis zur 8ten bleiben mussten ^^ Da wurden die schon sauer :D

Ich hab das leider nur ein paar Tage ausgetestet, weil ich danach die Schule hinschmiss. Gab Probleme mit den Mitschülern, die ich hatte aber auch schon vor den Ausgleich.

Ich würde dir trotzdem raten alles nochmal gut zu überdenken. Denn die Mitschüler funken dabei oft dazwischen. Sie fühlen sich ungerecht behandelt und machen dir dann das Leben schwer. Wenn du gut mit den Anderen klar kommst kannst du es gerne mal ausprobieren, ansonsten wäre das schon ziemlich heikel...