Asperger Autismus und Umschulung
Mit dem Thema kenne ich mich mittlerweile ziemlich gut aus, bin mir mehr als sicher dass ich selbst ein Aspie bin, nur habe ich bisher nie wirklich etwas desswegen unternommen. Im Laufe der letzten Jahre jedoch ist mir immer klarer geworden wie viele meiner Probleme aus der Schulzeit, auf sozialer Ebene, in Ausbildung, Arbeit und jüngst auch in einer Umschulung eigentlich darauf zurückzuführen sind - dazu zählt dass ich teilweise große Probleme habe das Verhalten meiner Mittmenschen zu interpretieren, bin dadurch beinahe permanent abgelenkt und selbst wenn nicht dann fällt es mir immernoch extrem schwer die wichtigen Daten zwischen all dem Getuschel und den normalen menschlichen Geräuschen die meine Mitt-um-Schüler so von sich geben herauszufiltern. Ich weiß auch nicht wirklich wie ich meine Konzentration gezielt auf ein Thema lenken soll... ich kann ohne probleme Stundenlang Intensiv an einem Projekt arbeiten, gerne auch ohne Pause, aber sobald die Klassen dann Wechseln komme ich nichtmehr mit, mit dem Effekt das ich in einigen Teilbereichen ganz hervorragendes leiste und in anderen Monate hinter den andere zurückliege. An manchen Tagen ist es mir auch einfach viel zu anstrengend mich unter anderen Menschen zu bewegen weil ich viele Dinge die eigentlich Instinktiv funktionieren sollten bewusst mache - und ich bin sehr gut darin, glaube ich, aber es ist halt anstrengend und ab und zu brauche ich einen Tag oder zwei an dem ich mich mit keinen anderen Menschen beschäftigen muss... ich könnte noch viel mehr erzählen, aber wer sich mit dem Thema auskennt braucht vermutlich keine ausschweifenden Erläuterungen - Ich frage mich bloß wie ich damit umgehen soll? Wäre es ratsam die Diagnose eines Experten einzuhohlen? Ergeben sich daraus irgendwelche Maßnahmen die ich bezüglich der Umschulung treffen könnte? Ein Abbruch kommt für mich nicht in Frage.
2 Antworten
Ich arbeite pädiatrisch therapeutisch und habe ein wenig Erfahrung mit Asperger sammeln können. Nicht selten sind die Symptome von AD(H)S und Asperger weitestgehend identisch und ich würde dir als erstes raten, dich diesbezüglich einmal abklären zu lassen. Die Schwierigkeit sind die Grauzonen der Definition. Vielleicht könnte man aber sagen, dass dort wo die Fähigkeit zum Ausdruck eines Leidensdruck besteht eine autistische Form wie Asperger eher unwahrscheinlich ist. Es ist jedenfalls ein ganz spannendes Thema. Was es auch ist, klar ist, dass reizarme Umgebung und klare Aufgabenstrukturierung dir sehr entgegenkommen. Und das für Dich einzufodern, bzw dich gegen den Mißstand dessen Abzugrenzen deine Heruasforderung ist :) Alles Gute
Vielleicht könnte man aber sagen, dass dort wo die Fähigkeit zum Ausdruck eines Leidensdruck besteht eine autistische Form wie Asperger eher unwahrscheinlich ist.
Meine Erfahrung aus der Selbsthilfe ist da eher anders gelagert.
Ggf. können NA (Nicht-Autisten) das nur durchaus schlechter erkennen, denn meiner Erfahrung nach haben NA oft genauso Schwierigkeiten damit, die Gefühle von Autisten an nonverbalen Signalen zu erfassen wie umgekehrt.
Wäre es ratsam die Diagnose eines Experten einzuhohlen?
Ja. Schon allein, damit du rausfindest, ob du dich da nicht in was verrennst. Es gibt ja durchaus Differentialdiagnosen zu AS.
Was du beschreibst, kann schon dazu passen, aber zur Diagnostik gehört ja dann doch etwas mehr. Mögliche Symptome im Bereich Routinen, Rituale und Stimming hast du ja nun nicht genannt.
Kindheitsanamnese und sowas muss gemacht werden, um es abzugrenzen.
Ergeben sich daraus irgendwelche Maßnahmen die ich bezüglich der Umschulung treffen könnte?
Du kannst, aber musst nicht, einen SBA (Schwerbehindertenausweis) beantragen, daraus resultierend, wenn du einen bekommst, die dementsprechenden Nachteilsausgleiche nutzen. Es kommt aber durchaus auch sehr auf den Arbeitgeber an, was alles an Nachteilsausgleichen über mehr Urlaub, besonderer Kündigungsschutz ... machbar ist.
Sicherlich kann zum Beispiel nicht jeder Arbeitgeber ein Einzelbüro bieten.
Du kannst bei Bedarf schauen, ob du eine Therapie/ein Coaching machen möchtest, auf Autismus ausgelegt.
Du kannst aber auch die Diagnose in die Schublade legen und einfach selbst schauen, was sie für dich bedeutet.