8900 Euro Steuernachzahlung.. ist das realistisch?

5 Antworten

Du schreibst, daß Du das Haus selbst bewohnt hast - damit liegt kein privates Veräußerungsgeschäft vor, wenn wenn es im Jahr des Verkaufs und den beiden vorangehenden vollen Kalenderjahren zu eigenen Wohnzwecken genutzt wurde

Zudem würden nicht die Einnahmen besteuert sondern ein Gewinn - Du solltest auf jeden Fall umgehend Einspruch einlegen und den gesamten Steuerfall durch einen Steuerberater prüfen lassen  - Die Einspruchsfrist von 1 Monat seit Bekanntgabe des Steuerbescheides darf nicht versäumt werden; daher reicht es zunächst einmal aus, einfach Einspruch einzulegen mit dem Hinweis : "Begründung folgt" - das dient der Fristwahrung...

Dann kannst Du Dich informieren.

mephi13 
Beitragsersteller
 06.01.2016, 21:08

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! 
Ich habe das Haus von 2008 bis 2011 selbst bewohnt, danach vermietet.
Noch sind die Unterlagen nicht beim Finanzamt, ich werde morgen zunächst mit dem Herrn von der Lohnsteuerhilfe sprechen. Vielen Dank auch für deine weiteren Tipps, wenn es soweit ist, werde ich deinen Rat sicher befolgen, und Einspruch einlegen.

DerSchopenhauer  07.01.2016, 06:36
@mephi13

Da ab 2012 vermietet wurde, ist der Gewinn zu versteuern, da eine Nutzungsänderung eingetreten ist.

Ermittlung Gewinn:

Veräußerungserlös

./.

Anschaffungskosten (inkl. Anschaffungsnebenkosten)

./.

nachträgliche Herstellungskosten für Neubau

./.

Werbungskosten im Zusammenhang mit der Veräußerung

=

Gewinn/Verlust aus der Veräußerung

./.

Anteil für den zu eigenen Wohnzwecken genutzten Immobilienteil

+

evtl. in Anspruch genommene Abschreibungen

=

steuerlicher Veräußerungsgewinn/-verlust

  Oh je.. das Finanzamt wird es wohl kaum anerkennen, dass ich das Haus aus gesundheitlichen Gründen verkaufen musste, oder? Ich sitze im Rollstuhl und kann daher keine Treppen mehr steigen, sodass mir nichts anderes blieb, als das Haus zu verkaufen, um mir eine barrierefreie Wohnung zu kaufen. 

Du hast das Haus selbst bewohnt? Dann wäre der Gewinn einkommensteuerfrei. 

Wie war es denn mit der Vermietung? Teilvermietung des Hauses? Oder Vollvermietung vor dem Verkauf? Dann hat das die Steuer ausgelöst.

Wer hat Dich denn in der Sache beraten? Der Lohnsteuerhilfeverein? 

mephi13 
Beitragsersteller
 06.01.2016, 21:12

Ja, von 2008 bis 2011 habe ich selbst dort gewohnt. Danach habe ich es vollvermietet, da ich von einem Arzt die Aussage bekam, dass sich mein Gesundheitszustand in den kommenden Jahren soweit bessern könnte, dass ich wieder Treppen laufen kann. Als dann herauskam, dass das nicht besser wird, habe ich beschlossen, das Haus zu verkaufen, da ich eine nahezu perfekte, barrierefreie Wohnung zum Kauf gefunden habe. 
Bisher liegen die Unterlagen alle beim Lohnsteuerhilfeverein, dieser hat mir auch die mögliche Lohnsteuernachzahlung von knapp 9.000,- vorhergesagt. 

wfwbinder  06.01.2016, 21:24
@mephi13

Sie haben aber anscheinend nicht mit Dir besprochen, wie die Folgen Deines Verhaltens sind. Das hätte Dich nicht kalt erwischen müssen, sondern mit Vorbereitung von einem Jahr.

Yep ist realistisch, wenn du keinerlei Vorauszahlungen auf die Mieteinkünfte geleistet hast.

Aber ohne alle Daten zu kennen, wird man es dir nicht sagen können. Hatte der Lohnsteuerhilfeverein diese? Belege zu Werbungskosten z.B.?

Also!

Wichtig:
Wie schon geschrieben, bitte sofort zu einem Steuerberater.

Vermutlich ist der Verkauf komplett steuerfrei, wenn Du selbst im Haus gewohnt hast.

Frist beachten:
1 Monat ab Eingang!

mephi13 
Beitragsersteller
 06.01.2016, 21:05

Ja, ich habe in dem Haus gewohnt, allerdings nur von 2008 bis 2011, die letzten 2 1/2 Jahre war es eben vermietet, da ich die Aussicht darauf hatte, wieder normal laufen zu können und ich damit die Option offen halten wollte, dort wieder einziehen zu können. 

effenhausen  07.01.2016, 01:25
@mephi13

Ok, dennoch:
Geh zu einem Berater. Das kostet Dich vermutlich nicht mehr als 150 EUR und dann hast Du die Antwort sauber. Das sollte es Dir wert sein.

Verkauf unter der 10 Jahres Spekulationsfrist?

mephi13 
Beitragsersteller
 06.01.2016, 00:47

Ich wusste bis eben nicht mal, dass das existiert. Ich hatte das Haus seit 2008, also ja, unter den 10 Jahren Spekulationsfrist. Also tatsächlich realistisch, was? 

WosIsLos  06.01.2016, 00:48
@mephi13

Ja, da musst du Spekulationssteuer zahlen. Da erscheinen die 9000 schon realistisch.

mephi13 
Beitragsersteller
 06.01.2016, 01:05
@WosIsLos

Oh je.. das Finanzamt wird es wohl kaum anerkennen, dass ich das Haus aus gesundheitlichen Gründen verkaufen musste, oder? Ich sitze im Rollstuhl und kann daher keine Treppen mehr steigen, sodass mir nichts anderes blieb, als das Haus zu verkaufen, um mir eine barrierefreie Wohnung zu kaufen. 
Vielen Dank aber auf jeden Fall für deinen Hinweis mit der Spekulationssteuer! :-) 

WosIsLos  06.01.2016, 01:08
@mephi13

Schildere deinen Fall deinem für deinen Wahlkreis zuständigen Bundestagsabgeordneten.

Ist wirklich traurig, daß der Staat auch noch Bürger in Not finanziell unnötig belastet.


WosIsLos  06.01.2016, 01:10
@WosIsLos

Hast du schon einen Schwerbehindertenausweis beantragt?

mephi13 
Beitragsersteller
 06.01.2016, 01:19
@WosIsLos

Ja, habe einen Schwerbehindertenausweis mit 100%. Ich habe nun auch überlegt, ob der VdK da irgendetwas ausrichten könnte.

Vielen, vielen Dank auf jeden Fall mal für deine ausführlichen Antworten - so etwas wie die Spekulationssteuer hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, da bin ich nun ein wenig schlauer. Werde mal schauen, was sich nun ergibt. Bin auf jeden Fall etwas ruhiger mittlerweile. 

WosIsLos  06.01.2016, 01:23
@mephi13

Du kannst dich beim VdK erkundigen, die haben ja auch zur Politik Kontakte, vielleicht wissen die auch was aus unserem deutschen Paragrafendschungel, was dir doch noch hilft.

kevin1905  06.01.2016, 02:30
@WosIsLos

da musst du Spekulationssteuer zahlen.

Einkommensteuer.

kevin1905  06.01.2016, 02:31
@mephi13

Ich sitze im Rollstuhl und kann daher keine Treppen mehr steigen

Das Haus zu vermieten war keine Option?

kevin1905  06.01.2016, 02:32
@WosIsLos

Ist wirklich traurig, daß der Staat auch noch Bürger in Not finanziell unnötig belastet.

Mieteinkünfte und Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften sind keine Belastung. Sie sind beinahe aufwandfrei im Gegensatz zur Erwerbseinkommen. Warum sollte dies nicht besteuert werden?