Wieso versteuern nicht alle Firmen auf den Cayman Islands?
Es ist ja bekannt, dass es auf den Cayman Islands nur die Importsteuer gibt. Wieso versteuern jetzt nicht alle Unternehmen ihre Gewinne auf den Cayman Islands, wenn dort der Steuersatz 0% ist? Wieso lassen sich Firmen auf Dinge wie "Double Irish With a Dutch Sandwich" ein, wenn es dort mit 6,25% versteuert wird?
Danke für jede hilfreiche Antwort! MfG
4 Antworten
Aus dem gleichen Grund, warum es nicht sinnvoll ist eine Frittenbude auf dem Alexanderplatz in Berlin, als Nevada Inc. zu betreiben.
Es muss passen.
Eine Versteuerung in einem Steuerparadis anzustreben klappt nur, wenn man auch in der Lage ist die Gewinne sinnvoll zu verlagern.
Ein Gigant wie Apple kann den Einkauf der Apple Stores in Deutschland, Schweiz, Frankreich usw., zentral über einen Standort regeln. So bleiben in den Ländern nur die Aufschläge hängen, die zur Deckung der Kosten nötig sind. Die Gewinne entstehen in einem Land, wo die Steuer sehr gering ist.
Die Frittenbude am Alexanderplatz kann die Pommes Frites aber nicht über eine Einkaufsgesellschaft auf den Cayman Islands einkaufen. Das wäre ein Mordversuch auf die Aussenprüfer des zuständigen Finanzamtes, denn die würden sich vermutlich totlachen, wenn sie die Konstruktion sähen.
Man muss bedenken, es muss sinnvoll sein über z. B. einen Zentraleinkauf zu arbeiten. dann kommen noch die Transaktionskosten für so eine Konstruktion dazu. Die Leute, die das organisieren können, kosten richtig Geld. Im Mindestlohnbereich ist dort nichts zu finden.
Ich kann Dir Deine gesamten Kapitaleinkünfte (legal) steuerfrei machen.
Aber es muss Dir schon die entstehenden Kosten wert sein und dann sind wir ganz schnell in dem Bereich, wo es sich erst lohnt, wenn diese Einkünfte so hoch sind, dass mindestens 10.-12.000,- Euro Abgeltungssteuer gezahlt werden.
Apple gehört (leider) nicht zu meinen Mandanten, aber die Konstruktion Irland/NL ist deren Konstruktion für Europa.
Cayman Islands (oder vergleichbare Staaten) nutzt auch Apple. Das ist für die USA notwendig, weil zwischen den Europäern und den USA (im Gegensatz zur Besteuerung der natürlichen Personen) bei den Unternehmen eine Steuerlücke besteht.
Bei europäischen Unternehmen ist es so, dass nach den üblichen DBA ein deutsches Unternehmen die Gewinne, die es in GB erzeilt in GB versteuert, die in Frankreich erzielten in Frankreich usw. Was nicht einem anderen Land zugeordnet werden kann dann in Deutschland. Dabei gibt es auch Verlagerungen (Irland, NL, Malta, LUX), aber im Allgemeinen klappt es.
die USA haben die Lücke, dass in den USA nur Gewinne erfasst werden, die auch in die USA transferiert werden. Wenn ich also Gewinne in Europa, oder Asien in einem Steuerparadies (Caymans, Bahamas, Bermuda) "zwischenlagern" kann, habe ich die steuerfrei, bis ich das Geld zwingend in den USA brauche.
Dadurch sind die USA für US Konzerne und deren Gewinne ausserhalb der USA ein Steuerparadies.
Ich kann die Antwort nicht als hilfreichste Antwort markieren (?) und ich kann Sie nicht als Freund hinzufügen. Habe ich was verpasst oder was ist passiert?
Du hast ja schon eine umfassende Erläuterung von *wfwbinder* erhalten.
In meinen Worten: Wenn der/die Unternehmensgründer/in bereits vor Firmengründung wüßte(n), dass sich sein Geschäft mal so erfolgreich entwickelt (wie das von Apple), dann würde er nicht in einem Staat wie D oder so anfangen, sondern gleich mit einer steuerlichen Optimierung. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Reihenfolge anders ist, übrigens auch aus Finanzierungsgründen. Daher kommt der "Sandwich" erst später.
Es bringt schon einen gewissen Aufwand mit sich, sein Unternehmen in einem Steuerparadies anzumelden - und somit auch Kosten. Das Ganze lohnt sich erst ab einem bestimmten Aufkommen und weitere (teils sehr komplexe) Bedingungen müssen erfüllt sein.
Darüber hinaus gibt es vielleicht auch noch aufrichtige Unternehmer ;-)
Wo fängt der Aufrichtige Unternehmer/Steuerbürger an?
Wenn ich Jemanden berate, der ausserhalb Europas ansässig ist, soll ich dem raten in jedem Land Europas in dem er verkaufen will ein Lager zu unterhalten und seine Kapazitäten zu zersplittern, anstatt von einem Zentrallager die Distribution innerhalb der EU vorzunehmen?
Soll ich ihm raten dieses Zentrallager in dem Land zu unterhalten, wo auf dem Gewinn der höchste Körperschaftsteuersatz anfällt?
Könnte ich, aber wenn ich es täte, wäre es ein Fall für meine Vermögensschadenhaftpflicht, die mir dann zusätzlich zum Mandatsverlust auch noch die Ohren lang ziehen und den Vertrag kündigen würde.
Wird ein Arbeitnehmer, der die Entfernungspauschale für 230 Tage geltend machen kann, ob wohl er mit 3 Kollegen abwechseln fährt und trotz das jeder nur die Kosten für 60 Tage hat, nach dem Gesetz die Vergünstigung für 230 Tage Tage in Anspruch nehmen, oder nicht?
Man nutzt die gesetzlichen Möglichkeiten aus. Arbeitnehmer, oder Unternehmer.
Erst wenn man falsche Belege erstellt, tatsächliche Verhältnisse verschleiert, oder vergleichbare Dinge macht, wird es unaufrichtig und damit Steuerhinterziehung.
Steuern sind nicht das einzige Auswahlkriterium für einen Unternehmensstandort.
Danke für die informative und lange Antwort! Meine Frage war auf internationale Firmen, wie eben Apple bezogen, die bestimmt dutzende, wenn nicht mehr, Angestellte haben die sich nur um das kümmern. Weniger Steuern zahlen. Wie gibt es solche Dinger wie diese irische- holländische Konstruktion, die Apple auch nutzt, wenn man doch die Gewinne auf die Cayman Islands verlagern kann? Oder wieso kann man eben nicht alle Gewinne auf die Cayman Islands verlagern, wieso würde das nicht funktionieren für Apple?