Verkaufsrisiken bei Geldmarkt-ETFs: Was passiert, wenn Zinsen nach einem Anstieg wieder sinken?
In Zeiten steigender Zinsen werden Geldmarkt
Produkte wieder interessant.
Jetzt eine Anfängerfrage: Angenommen ich kaufe Geldmarkt etfs bei aktuell fast 4%pa. und in 3 Jahren fallen die Zinsen wieder auf das negative Niveau von pre 2023. Dann würde ich die logischerweise gerne wieder verkaufen und anderweitig absichern. Das dürften aber alle Anleger so machen - sind wir dann nicht in einem Angebotsmarkt, sodass ich die ETFs nicht mehr los werde? Oder mache ich einen Denkfehler?
3 Antworten
Grundsätzliche und theoretisch wäre das schon möglich, dass es keine Käufer mehr für diese Geldmarktfonds gibt und somit müsste der Kurs deutlich unter den eigentlichen Wert (NAV) fallen. Dies würde allerdings zu einem Ungleichgewicht am Markt führen, was bei Geldmarkt dann sehr schnell andere Käufer auf den Markt bringen würde, denn dann sind Arbitragegeschäfte möglich und diese Arbitragetrader sorgen dann wieder für Nachfrage.
Wichtig ist dabei aber, dass es sich um echte Geldmarktfonds handelt. Wenn man zurückblickt und gewisse als Geldmarktfonds titulierte Fonds, die aber in Wirklichkeit ABS-Investitionen getätigt haben, anschaut, dann sieht man schnell, dass es zu nahezu Totalverlusten auch im "Geldmarkt" kommen kann. Aber das hatte bekanntlich andere Gründe und war nicht dem Geldmarkt an sich anzukreiden.
Also in der Theorie wäre es durchaus möglich, doch in der Praxis eher sehr unwahrscheinlich, wie auch die Vergangenheit zeigt, denn der damalige Rutsch in die Minuszinsen hat echte Geldmarktfonds auch nicht zum kippen gebracht.
Was man auch bedenken sollte ist, dass sehr viele Investoren schon viel früher aus dem Geldmarkt aussteigen. Denn bei sinkenden Zinsen sollte man nicht in den Geldmarkt investieren, sondern eher in den längerfristigen Anleihemarkt, da dort die Kursgewinnchancen dann deutlich höher sind. Die Verkäufe erhöhen sich also nicht nur weil das Zinsniveau negativ wird, sondern die großen Verkäufe wurden schon deutlich früher getätigt.
Geldmarktfonds enthalten kurzfristige, liquide, festverzinsliche Geldmarktpapiere. Daher ist das Zinsänderungsrisiko für die Bewertung der aktuell gehaltenen Papiere im Portfolio relativ gering (aufgrund geringer Restlaufzeit). Durch Verkäufe des Fonds werden aufgrund der hohen Liquidität der Anlagepapiere nur geringe negative Effekte festzustellen sein, wenn überhaupt.
Allerdings werden durch eine fallende Zinserwartung neue Instrumente, in die der Fonds investiert, mit geringeren Zinsen zu rechnen haben - die Rendite des Fonds wird daher über die Zeit fallen, so wie die Anlagen im Fonds in neue gerollt werden.
Da Geldmarktfonds aufgrund dieser Eigenschaften nicht sehr volatil sind, hast Du i.a. Zeit, die Verkäufe in die Wege zu leiten, z.B. wenn der Kurs unter eine Rendite der Inflationsrate nach Steuern fällt.
Es werden jedoch auch Hochzinsanleihen wieder interessant, wenn Du auf mittlere bis längere Frist mit fallenden Zinsen rechnest. Daher wären neben Geldmarkfonds auch High-Yield-Bond-Fonds bzw. Fonds mit Investitionen in Ländern, deren Währungen durch die Verlagerung der Zinsen aufwerten können, interessant.
Es kommt auch stark auf den Fond drauf an. Es gibt Fonds die mit festen Zeiten aufgelegt werden. Da kommst du nicht an dein Geld, hast aber auch keinerlei Risiko.