Wie schweren Schimmelbefall effektiv bekämpfen?
In unserem kürzlich gekauften Haus (Bj 1964, stand 2 Jahre leer) haben wir gestern die amateurhaft angebrachte Innendämmung der beiden Küchenaussenwände entfernt und darunter jede Menge Schimmel entdeckt. Die Dämmung war damals (Zeitpunkt wissen wir leider nicht) mit Styropor und Spanplatte angebracht, darüber wurde tapeziert. In der Küche war fast immer geheizt, es wurde viel gekocht ohne Dunstabzug.
Ich hänge mal ein Foto der derzeitigen Situation an. Nun wollen wir den gesamten Putz entfernen und neu putzen.
An alle Sanierungs- und Schimmelexperten: Reicht das aus oder müssen wir mit weiteren Arbeiten dagegen ankämpfen? Wie schätzen Sie die Situation ein? Wann ca. könnte sich der Schimmel gebildet haben?
Vielen Dank im Voraus!
8 Antworten
Vorallem die Jahreszeit nutzen und lüften damit es trocknen kann. Der Ansatz ist schon gut wegen der Erneuerung des Putzes. Wenn Styropor unter einer Spanplatte war ziehe ich mir den Taupunkt ins Haus hinein. Das heißt das was eigentlich draußen in der Wand geschehen soll geschieht im Bereich des Putzes innen, zwischen dem Styro und der Wand. Ein fataler Fehler wie sich zeigt. Die Wärme in der Küche bleibt innerhalb des Raumes und die Kälte von draußen zieht in die Wand ein. Dort wo sich beide treffen entsteht Feuchtigkeit und es fängt an zu schimmeln. Die Wände gut trocknen lassen, neuer Putz drüber und bei der zukünftigen Nutzung mit Abzugshaube arbeiten und für Durchlüftung sorgen. Möglichst auch auf Latexfarbe oder ähnliches beim streichen verzichten. Eine tapezierte Wand ist harmlos und falls nur gestrichen dann möglichst mit Silikatfarben. So bleibt die Wand "offen" und reguliert die Feuchtigkeit alleine.
Hallo, Das Wohnungen mit Außen-Styropor schimmeln ist eher die Regel, als die Ausnahme. Die Wand kann nicht den normalen bauphysikalischen Gesetzen folgen und Feuchtigkeit dringt meist von außen durch anfangs Haarrisse in der Styropordämmung in das Mauerwerk, reichert sich an und kann auch nicht mehr entweichen. Das Haus ist wie mit einer Plastiktüte komplett eingekapselt. Ohne diese Ursachenbekämpfung kommt der Schimmel auf jeden Fall wieder, zumal die Sporen schon im Mauerwerk sind. Ich empfehle dringend die Heizung umzustellen zu: Flächenheizungen auf Infrarotbasis. Diese wirken wie ein Bautrockner. Schimmel mag kein Wärme und der neue Ausbruch wird zeitlich nach hinten verlagert. Diese Flächenheizungen sparen zudem erheblich Energiekosten und wirken gesundheitsfördernd, weil diese nicht nach dem thermodynamischen Prinzip arbeiten, dass unter anderem für den Schimmelbefall im Innenraum verantwortlich ist. Empfehlung deshalb: a) wenn möglich Styropor entfernen (es gibt auch sogenannte Dämmfarbe, die 8% Energiekosten spart) b) weiter lüften, allein schon wegen CO2 und allgemeiner Luftqualität c) Heizungsumstellung auf Flächenheizungen auf Infrarotbasis d) den schimmel mit biologischen Mitteln, KEINE Chemie, verhindern e) wenn möglich, soviel Wand-Substanz vom Schimmelbefall entfernen, damit soviel Sporen wie möglich die Wand verlassen.
Viel Erfolg Energiekompetenzzentrum Rhein-Main
Ein Schimmelschaden in dem Ausmaß muss dringend von einer Fachfirma behoben werden. Als Laie hat man da nichts mehr zu suchen, das ist hochgradig gefährlich! Tue dir selbst den Gefallen und lass die Finger davon.
Die Antwort von Energiewende ist sehr hilfreich, wobei diese "Flächenheizung auf Infratotbasis" (was auch immer sich der Antwortgeber darunter vorstellte) nicht mit elektrischen Heizplatten realisiert werden sollte. Zum einen ist das Heizen mit Strom sehr teuer und zum anderen erzeugen diese Platten auf Grund der hohen Oberflächentemperaturen auch noch gut 50% einen konvektiven Wärmeanteil und demzufolge nur etwa 50% Wärmestrahlung.
Wärmestrahlung trocknet aber die Wände und sorgt für Schimmelfreiheit, denn Wärmestrahlung erwärmt die Wandoberflächen direkt und lässt die Luft kalt. Die Luft erwärmt sich zweitrangig an der wärmeren Wandoberfläche, wobei die wärmer werdene Luft ein größeres Wasserdampfaufnahmevermögen bekommt. Die Luft wird getrocknet. Die trockene Luft vor der Wandoberfläche sorgt (durch Feuchteausgleich) für die Trocknung der Wand. Trockene Baustoffe sind für geringe Heizkosten enorm wichtig.
J.S. Cammerer hat schon vor Jahrzehnten den Zusammenhang zwischen der Wandfeuchte und dem Dämmwert einer Ziegelwand erforscht. Seine Ergebnisse kann man im Internet mit seinem Namen und der Bilderuche schnell googeln. Bei linear ansteigender Wandfeuchte sinkt der Dämmwert parabelförmig ab. Das heißt, bei den ersten Feuchteprozenten am Baustoff ist die Dämmwertänderung am größten. Deshalb ist es nicht nur wichtig, das die Wand trocken ist, sondern sie sollte knochentrocken sein.
Durch den "normalen" Heizkörper unter dem Fenster wird ein hoher Anteil an Warmluft erzeugt. Oftmals sind es ca. 75% (Heizkörper Typ 22). Die Warmluft steigt zur Zimmerdecke und kühlt vor der Aussenwand ab. In sich abkühlender Luft steigt aber die rel. Luftfeuchte - die Luft wird feuchter und diesen Feuchtewert übernimmt die Wand. Die Wand feuchtet auf und verliert an Dämmwert.
Bei starkem Schimmel auf der Wandoberfläche hat die Wand oft schon einen Feuchtewert von ca. 18% Bauteilfeuchte. Der Dämmwert ist damit schon auf unter 10% gesunken (nach Cammerer). Das heißt, alleine durch die Trocknung der feuchten Wand mittels Wärmestrahlung wird der Dämmwert der Wand verzehnfacht!
Wer versucht, die Schimmelsanierung mittels Dämmung zu bewerkstelligen hat von der Thematik keine Ahnung. Die Wand ist dafür viel zu feucht und die getrocknefe Wand benötigt keine Dämmung, weil diese Dämmung selbst oftmals wieder zur Auffeuchtungen an, bzw. in der Wand oder im Dämmstoff führen würde.
Heizen mit viel Warmluft kann Wände bei gutem Lüftungsverhalten halbwegs trocken halten. Es kann aber auch zu Auffeuchtungen und zu Schimmel führen.
Heizen mit viel Wärmestrahlung macht die Wände knochentrocken und erhöht damit den Dämmwert nochmals beachtlich (siehe Ergebnisse von Cammerer) und sorgt für Schimmelfreiheit.
Für viel Wärmestrahlung und geringe Heizkosten bei gleichzeitiger schneller Regelungsmöglichkeit empfehle ich gerne die hydraulischen Heizleisten. Zu dem Thema gibt es bei den Herstellern auch viel im Internet zu lesen. In den USA sind diese Heizleisten weit verbreitet und sorgen für Trockenheit und Schimmelfreiheit in den oft vorhandenen Holzhäusern.
Ihr werdet festellen, wenn ihr den Putz entfernt, ob der ganze Schimmel entfernt ist. Meistens ist dieser nur im Putz. Es gibt verschiedene Schimmelentferner.(Wenn nötig). Aber nach gewisser Zeit des Belüften müßte es gut sein. Der neue Putz wird dann aufgetragen. Eine Aussendämmung wäre dann irgendwann recht angebracht..
Nur keine Aussendämmung! Das ist rausgeworfenes Geld! Am linken Fenster auf dem Foto sieht man, dass die Wand ausreichend dick ist. Hier sollten innen hydraulische Heizleisten montiert werden, welche die inneren Wandoberflächen zur Schimmelvermeidung auf Temperatur bringen. Das trocknet die Wände und erhöht den Dämmwert maßgeblich!
Die Küchenmöbel können dann mit entspechenden Öffnungen am Sockel und hinten an der Arbeitsplatte zur Warmluftzirkulation wieder vor die Aussenwand gestellt werden. Schimmelbildung wird es dahinter dann nicht mehr geben.