Was passiert mit laufenden Verträgen, wenn jemand ins Gefängnis kommt?
Wenn jemand von jetzt auf gleich ins Gefängnis kommt, was passiert eigentlich mit den ganzen Verträgen, die derjenige laufen hat und nicht mehr erfüllen kann? Vom Mietvertrag und Arbeitsvertrag über Handy-Vertrag und Kreditvertrag. Hat derjenige noch eine Chance, das mit den Vertragspartnern zu regeln? Wer löst z.B. die Wohnung auf oder was ist mit fälligen Raten für einen Kredit?
5 Antworten
Wer löst z.B. die Wohnung auf oder was ist mit fälligen Raten für einen Kredit?
Es sieht düster aus! Da man das selber nicht kann, muß man jemand beauftragen. Auf Anregung wird ein Abwesenheitspfleger vom Amtsgericht bestellt:
http://dejure.org/gesetze/BGB/1911.html
Der läßt zwar die Wohnung räumen, die Raten bezahlt der aber nicht. Diese Schulden laufen dann auf.
Er Selbst tut es (telefonisch etc) oder ein von ihm Beauftragter. Natürlich laufen die Verträge weiter und müssen auch bedient werden, also wachsen auch die Schulden an.
Aber hatte ja auch Energie für ein Verbrechen.......
Ich kann verstehen das jemand aus Hunger straffällig wird. Ich kenne aber in D niemanden welcher Hunger leiden muss!
Aber in welchen Fällen sind Schulden und finanzielle Nöte "nicht" selbstverschuldet?
Ich kann das Fell des Bären erst verteilen wenn ich den Bären erlegt habe. Wenn ich mir aber heute den BMW kaufen muss im Vorgriff auf das Geld welches ich die nächste Woche beim Pokertunier zu gewinnen gedenke.....
Ist das dann der Banküberfall auch ein Verbrechen wegen Schulden/finanzieller Not?
Nicht jede finanzielle Notlage ist selbstverschuldet.
Da ich selbst nach dem Selbstmord meines schwer depressiven Vaters erfahren habe wie schnell vorhandenes Geld durch laufende nicht lösbare Verträge verschwinden kann, bin ich überzeugt davon, dass ein sehr großer Teil der Schuldner nicht verantwortlich für die Lage ist.
Wir haben ohnehin schon an der Grenze zur Armut gelebt, aber unsere Lage wurde so schlimm, dass bei meinem Übertritt in die Oberstufe begonnen habe die Schule zu schwänzen um schwarz zu arbeiten. Wir sind verdammt knapp an der Grenze zur Schuldenspirale vorbei gerauscht.
Dann hast du aber auch hoffentlich (ich bin überzeugt!) gelernt wie schnell Regentage kommen und man bei allen Verträgen und Schulden aufpassen muss ob sie regenfest sind.
Ihr habt an der Grenze zur Armut gelebt, aber musstet ihr Hunger leiden? Habt ihr gefroren? Kein Dach über dem Kopf?
Also ging es euch doch gut, oder?
Soweit man, dass ich die Oberstufe des Gymnasiums geschwänzt habe und schwarz Geld für die Familie verdient habe um genau die Faktoren, die deiner Meinung nach "schlecht" ausmachen, zu vermeiden, als "gut" bezeichnen kann, ja.
Jedoch hat nicht jeder Schuldner handwerklich begabte Söhne, die schnell mal 2 Jahre die Schule schwänzen um Geld zu verdienen, in der Hinterhand. Und bei weitem nicht jeder das Glück, das wir hatten, dass das Ganze überhaupt funktioniert hat.
Meines Wissens nach ist das sogar der absolute Ausnahme Fall.
Wäre eine schwere kriminelle Handlung welche mit Gefängnis geahndet wird die "überlegenswerte Alternative"?
Eine ehrliche Meinung?
S..cke lieber auf das Grab der Person welche euch in die prekäre Lage gebracht hat und sich dann feige verdrückte als die Last schwerer wurde.
Ich denke, dass du keine Ahnung hast was Depressionen sind. Nachträglich betrachtet hätten wir uns bereits als mein Vater diese schweren Depressionen bekommen hat darauf vorbereiten müssen, dass er bald stirbt. So als hätte er Krebs im Endstadium.
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Nur ist es v.a. bei einer manischen Depression sehr schwer zu realisieren. Es gibt nur sehr wenige Leute, die dir glaubwürdig vermitteln können, dass sich dein Vater irgendwann im Laufe des nächsten Jahres umbringt.
Und: Ich glaube nicht, dass du wirklich verstehen könntest warum Menschen aus Geldnot kriminell werden, wenn du noch nie selbst an der Armutsgrenze gelebt hast.
Eis essen, Schulausflüge, Handys, neue Kleidung, Schwimmen gehen etc. wird alles zum unbezahlbaren Luxus.
Ernährung beschränkt sich binnen kürzester Zeit auf Kartoffeln und ähnliche billige Produkte. Hin und wieder bringen die Nachbarn ein wenig Gegrilltes oder Kuchen, etc. vorbei. Öffentliche Kantinen für Arme sind zu weit weg, die Fahrkarte dorthin zu teuer.
Wir waren zum Glück nur ein paar Monate in diese Phase und hatten darüberhinaus bereits ein vollständig bezahltes Haus und geniale Nachbarn.
Der Staat hilft dir nicht wirklich. Geld gibt es keines. Ich weiß nicht welche, da ich mich damit nicht beschäftigt habe (hat meine Mutter gemacht), aber es gibt Kriterien die du erfüllen musst, sonst kannst du finanzielle Unterstützung vergessen. Letztendlich haben wir durch die Stadt einen Sozialarbeiter bekommen, der es irgendwie geschafft hat ein hohes Schülerbafög zu erzwingen, wodurch ich dann in der Lage war durch ein halbprivates Internat die Oberstufe nochmals zu besuchen.
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Und ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass bei weitem nicht alle so viel Glück haben wie wir. Einfach arbeiten gehen funktioniert nicht. Kaum jemand stellt dich ein, wenn du kein Auto hast und der ÖPV hat nicht selten miserable Anbindungen. Alles unter der Voraussetzung, dass du dann überhaupt eine Arbeit findest, die zu deinen Qualifikationen passt. Meine Mutter hat z.B. keinen Abschluss.
@steini1904
Ich mutmaße das ich wenigstens doppelt so alt bin wie du. In meinem Leben habe ich zweimal Schicksalsschläge erlebt welche mich zu Boden warfen. So das ich alle Scherben zusammenfegen musste, über Jahre hinweg Schulden abgetragen und gekämpft.
Glaube mir ich weiß was Armut bedeutet und wie man sich freikämpft.
Ich kenne mich damit nicht aus, weiss nur das es Sozialarbeiter dort gibt, die sicher Ansprechpartner sind.
Er muss sich selbst darum kümmern. Also z.B. je nach Haftdauer die Wohnung kündigen usw.
Kleine Ergänzung zu deiner Frage:
Kann das Gericht bestehende Verträge lösen oder ein Insolvenzverfahren erzwingen, wenn die Motivation für das Verbrechen eine finanzielle Notlage war?
Definitiv Nein!
Ich habe mich Selbst in die Notlage manövriert, warum soll mir ein Gericht hier hinaushelfen?
Nicht jede finanzielle Notlage ist selbstverschuldet.
Da ich selbst nach dem Selbstmord meines schwer depressiven Vaters erfahren habe wie schnell vorhandenes Geld durch laufende nicht lösbare Verträge verschwinden kann, bin ich überzeugt davon, dass ein sehr großer Teil der Schuldner nicht verantwortlich für die Lage ist.
Wir haben ohnehin schon an der Grenze zur Armut gelebt, aber unsere Lage wurde so schlimm, dass bei meinem Übertritt in die Oberstufe begonnen habe die Schule zu schwänzen und schwarz zu Arbeiten. Wir sind verdammt knapp an der Grenze zur Schuldenspirale vorbei gerauscht.
Nun ja...
Ohne jetzt allgemein Verbrechen Rechtfertigungsgründe verschaffen zu wollen:
Viele werden erst kriminell um sich aus den Schulden bzw. finanziellen Nöten zu befreien.