Was ist für die Kinder besser? "eine harmonische Trennung/Scheidung" oder trotz Konflikte "zusammen leben für die Kinder"?
Und was ist, wenn es keine harmonische Trennung ist?
22 Stimmen
8 Antworten
Die Eltern von einem sehr guten Freund von mir sind lange zusammengeblieben, obwohl schon früh klar war, dass sie nicht miteinander können.
Da war ständig Feuer unterm Dach, die haben sich nur angebrüllt, Dinge aufeinander geworfen und sich irgendwann auch (gegenseitig!) verkloppt.
Als mein Kumpel älter wurde, hat er dabei auch immer öfter was abgekriegt, aber lange nichts verraten, weil er sich dafür geschämt hat, dass er zuhause geschlagen wird.
Irgendwann hat er es dann mal erzählt, weil er so fertig war. Dann wurde ein Vertrauenslehrer, der sehr engagiert war, zugezogen, das Jugendamt - und er kam zu einer Tante.
Seine Eltern haben ihm dann die Hölle heiß gemacht, wie "undankbar!" er doch wäre, schließlich wären sie ja NUR WEGEN IHM und seiner Schwester zusammengeblieben.
Ich glaube, für ihn und seine Schwester wäre das Aufwachsen gesünder gewesen, wenn seine Eltern sich zivilisiert getrennt hätten, statt "der Kinder zu Liebe!" zuhause Bürgerkrieg zu spielen!
Und wenn sie es nicht harmonisch hingekriegt hätten, wäre auch eine Trennung im Zoff besser gewesen!
Ich bin sehr dankbar, dass meine Eltern nicht so waren
Man selber weiß das ja oftmals gar nicht zu würdigen, wenn man gute Eltern hat, weil man es als "selbstverständlich" nimmt.
Aber ich weiß noch, als mein Kumpel damals damit rausrückte, dass er Schläge kriegt (von dem Gebrüll und den fliegenden Tellern wussten wir ja schon lange, aber nicht, dass er auch Prügel kriegt) und uns die Striemen gezeigt hat, bin ich an dem Abend nach Hause gekommen und habe meinen Eltern gesagt, wie toll sie sind!
Dein Kumpel hat ja die Hölle erlebt. Wenn man aus einem behüteten Elternhaus kommt, glaubt man ja, dass es in allen Familien so ist. Ich finde es sehr lobenswert, dass Du Deinen Eltern das Lob ausgesprochen hast, man tendiert viel zu wenig dazu, Komplimente zu machen, eher wird gemeckert. LG
Ich kann dir gar nicht sagen, wie schockiert ich damals war.
Klar, man kannte sowas aus dem Fernsehen oder der Presse, aber bei uns?
In unserem gutbürgerlichen Viertel, da gab es doch sowas nicht (dachten wir!).
Der Vater dieses Freundes leitete damals eine Bankfiliale, die Mutter war Zahnärztin! Das die sich gegenseitig verkloppen und irgendwann anfangen, auch ihr Kind zu schlagen, hätten wir uns niemals vorstellen können!
Streiten, anbrüllen, Türen-zuwerfen, auch Teller werfen (und letzteres fanden wir schon extrem!): JA, das wussten wir, das konnten wir uns auch vorstellen!
Aber doch keine Gewalttätigkeiten! Schon gar nicht "so nah" im eigenen Umfeld!
Damals habe ich begriffen, dass sowas wirklich überall und in jeder Familie vorkommen kann und man es niemandem ansieht.
Ich brauchte an dem Abend tatsächlich das Gefühl, von meinen Eltern in den Arm genommen zu werden.
Ich war damals 12, knapp 13 Jahre alt und in dem Alter war es mir manchmal schon etwas unangenehm, wenn Mama mich in beide Arme schlang, abdrückte und küsste - aber an dem Abend wollte ich nur noch in den Arm und ihr und meinem Vater sagen, wie froh ich bin, dass ich sie habe und bei ihnen aufwachsen darf.
Das war mir in diesem Augenblick ein richtig grundlegendes Bedürfnis, ihnen vermitteln zu können.
Oh, weh, mir kommen die Tränen, das war sicher ein elementares Geschehen für Dich, was Dich auch für Deine ganze Zukunft geprägt hat..
Ja, man denkt immer nur an sozial schwache Familien, wo solche Dinge vorkommen könnten, aber die Wahrheit ist anders, gerade bei der Oberschicht ist so viel Druck und im Argen, dass da auch Süchte insgeheim vorhanden sein können. Alkohol ist oft eine Sucht. Und ja, Gewalt findet statt, überall.
Schlimm wenn man den Freund und die Eltern kennt. Man will ja auch helfen.
Ich Dich gerade ganz dicht an Deine Mama gekuschelt, damals. Hast Du von Deinem kleinen Freund jemals wieder was gehört?
Ja, der zog zu einer Tante, die wohnte nur vier Straßen weiter! Er blieb in unserer Klasse, "für uns" hat sich nichts geändert. Nach der Schule skaten im Park, zusammen lernen, Fußball. Aber es war eine zeitlang komisch zwischen uns, weil es eine Weile gedauert hat, bis wir "verstanden" haben (also wirklich verstanden haben) WARUM er das vor uns versteckt hat.
Wir haben (alle) nicht verstanden, dass es IHM peinlich war, das ER geschlagen wird. Das war etwas, das schwer zu verstehen für uns war, weil er ja nichts dafür konnte, was bei ihm zuhause abgeht. Für mich war die Vorstellung logisch, dass der doch einfach was sagen hätte können. Das er das wirklich nicht "konnte", es ihm richtig peinlich war, das zu verstehen hat gedauert!
Aber er hat sich danach gut entwickelt! Ist ein sehr starker Typ geworden, der aktiv gegen Gewalt in Familien ist, in der Kindernothilfe arbeitet. Seine Tante hat das mit ihm echt gut hinbekommen!
Ja, oft ist den Geschädigten peinlich, was sie erlitten haben, ist ja auch bei Vergewaltigten so. Ich finde es klasse, dass die Tante ihm eine so gute Verarbeitung des Traumas ermöglicht hat und er heute fest im Leben steht und sozial aktiv ist
Ja, ein sehr seltsames und auch sehr unfaires Phänomen, dass sich da bei den Betroffenen entwickelt! Später habe ich einiges darüber gelesen und es wird immer wieder davon berichtet - dabei sollte sich doch derjenige, der da übergriffig geworden ist (egal auf welche Art) schämen - DER hingegen tut das nur in den seltensten Fällen! Verrückte Welt!
Genau verrückte Welt, die Täter müssten sofort eine Strafe kriegen und die Opfer sollten sich trauen, sich zu melden.
Das sehe ich auch so! Das ein Opfer sich schämt, ist für mich "verkehrte Welt!", absolut verkehrte Welt sogar.
Meiner Meinung nach wenn man sich nicht mehr versteht und ständig Streit ist sollte man sich lieber trennen. Und versuchen ein gutes Verhältnis Miteinander zu haben egal was passiert ist, denn die leid tragenden sind immer die Kinder. Kinder kriegen mehr mit als man denkt ! Meine Mutter ist auch damals mit mein Vater zusammen geblieben wegen uns Kindern. Es war nur Streit im Haus, ich war unglücklich gewesen weil alles angespannt war im Haus.
Eines Tages ich war (10) Jahre alt gewesen bin ich zu meine Mutter gegangen, und hab gebettelt das sie sich trennen sollen.Wir hatten ein großes Haus gehabt ein schönen Garten alles wie in einem Bilderbuch, aber es war nicht mehr auszuhalten mir war das alles egal ich wollte nur noch Frieden. Und das war das beste was mir passieren konnte! Es bringt nix eine Beziehung weiter zu führen für die Kinder, wenn es nur Streit gibt lieber getrennte Wege gehen und ein gutes Verhältnis haben für die Kinder! Und jedes Scheidungskind hat es am Anfang nicht leicht aber wenn man zeigt Mama & papa Lieben sich zwar nicht mehr aber man versteht sich trotzdem dann wird alles gut !
Eine Trennung ist immer besser, auch wenn sie nicht harmonisch abläuft. Eltern die sich ständig streiten, nicht miteinander reden, unglücklich sind usw sind für Kinder auf Dauer eine viel größere Belastung.
- Das ist natürlich ein schwieriges Thema und jeder Einzelfall muss einzeln betrachtet werden. Natürlich ist es nicht pauschal in jedem Fall gut zusammenzubleiben, aber ebenso wenig sich immer gleich zu trennen.
- Generell bin ich fest davon überzeugt, dass Kinder unter Scheidungen und zerrütteten Familienverhältnissen erstens extrem leiden und zwar fast immer mehr, als die Eltern wahrnehmen.Scheidungskinder haben Nachteile, haben eine weniger glückliche Kindheit und müssen sich mit den Nachteilen und Einschränkungen arrangieren. Das steht für mich außer Frage.
- Die Frage kann also nur sein, ob ein strittiges Zusammenbleiben der Eltern noch belastender und nachteiliger sein kann -- und da denke ich leider schon, dass das so sein kann. Ja, wenn sich Eltern ständig streiten, anschreien, und das auch noch vor den Kindern ausleben; wenn keine gemeinsamen Freizeitveranstaltungen und Urlaube mehr möglich sind; wenn Familienfeiern nur noch Streit und nicht mehr Freude sind, dann wäre eine Trennung für die Kinder wohl besser als diesen Zwist die ganze Zeit ertragen zu müssen.
- Einen Schritt weitergedacht bedeutet das aber im Umkehrschluss: Wenn Eltern es schaffen, trotzdem zusammen ein Familienleben zu führen, zusammen in Urlaub zu fahren, Ausflüge zu machen, Feiern mit Freude zu feiern und den Kindern ein geborgenes, friedliches, konstruktives Zuhause bieten, dann ist das DRASTISCH besser als wenn sie sich aus Egoismus trennen würden. Wer Kinder in die Welt setzt, muss eben auch die innere Größe haben, die kindlichen Interessen über die eigenen zu stellen.
- Das wirklich schlimme sind eben Elternteile, die fremdgehen, die betrügen, die häusliche Gewalt anwenden, die alkoholsüchtig sind. Unter solchen Bedingungen halte ich eine Fortführung der Beziehung nur wegen des Kindeswohls nicht für richtig. Das kann niemand erwarten und das wäre wohl auch für die Kinder meistens nicht besser. Aber muss es soweit kommen? Muss man seinen Partner betrügen, wenn man gemeinsame Kinder hat? Kann man nicht zumindest bis sie 18 sind sich zusammenreißen und anständig sein? Das ist die Frage, die man viel eher stellen müsste. Warum benehmen sich so viele Eltern daneben?
Ich würde da gerne einen Gedankengang hinzufügen. Und zwar nämlich den, dass man auch aus egoistischen Beweggründen, Bequemlichkeit etc. zusammen bleiben kann, und damit schlimmstenfalls das ganze Umfeld + Kinder mit vergiftet. Man muss verstehen, dass man nicht jede Ehe "retten", nicht jede Bindung wieder "geradebiegen" kann.
Das ist richtig. Sicherlich gibt es Fälle, in denen einfach nichts zu retten ist.
Aber sich vor Kindern anständig benehmen und sich zusammenreißen, muss ja auch nicht bedeuten, dass die Ehe wieder toll wird, sondern nur, dass sie ausreichend gut und spürbar besser als eine Trennung für die Kinder ist. Für die Eltern mag das nachteilig sind. Ist halt leider oft eine Frage Elternwohl vs. Kinderwohl.
Es gibt halt sehr viele Scheidungen und daher reden sich auch sehr viele das Thema gegenseitig schön und beruhigen sich gegenseitig. Aber ich bleibe dabei: Scheidungen schaden Kindern. Zusammebleiben möglicherweise aus, aber wenn die Eltern sich Mühe geben, dann ist es besser als getrennt.
Bei dem Punkt "Mühe geben" fragt sich halt, wie viel man ertragen kann/sollte, ohne dass es einem selbst langfristig psychisch zusetzt. Klar sind die Kinder wichtig, nur Eltern sind auch "nur" Menschen, mit auch eigenen Wünschen, Bedürfnissen usw. Mag naiv klingen, aber wenn man sich eigentlich sicher ist, dass man sich nicht mehr liebt, dann sollte man sich trennen, ob mit oder ohne Kindern. Ist halt nur meine persönliche Meinung zu. Das Gegenstück wirkt auf mich eben so, als ob man einen Teil seines Lebens bereitwillig für das Kind opfert. Erstmal nicht so schnell Kinder kriegen, wäre natürlich auch eine Option 😋
Scheidungskinder haben Nachteile, haben eine weniger glückliche Kindheit
Nö, das ist längst nicht immer so. Ich bin ein Scheidungskind und hatte trotzdem eine tolle Kindheit für die ich sehr dankbar bin.
Das ist absolut möglich und besser als Eltern die zwar zusammen aber unglücklich sind.
Wenn man es schafft, anständig und mit Respekt miteinander umzugehen, dannist sowohl die Trennung wie auch das Zusammenbleiben für Kibder okay. Darauf kommt es vor allen anderen an.
Schadet definitiv. Kinder können nicht in einer "klassischen Familie" harmonisch aufwachsen, wenn zwischen den Eltern keine Harmonie mehr herrscht oder wenigstens versuchen sich dann erstmal Hilfe zu suchen. Das hat für mich weniger mit Liebe zu tun, als mit Co-Abhängigkeit.
da stimme ich Dir vollkommen zu