Warum will meine 'Tante nicht im Altenheim bleiben?
Meine Tante (88) ist seit einigen Jahren dement. Sie lebt allein (Mann und Kind verstorben). Der Arzt hat sie aus der Praxis heraus (vermutlich wegen Desorientiertheit) direkt ins Krankenhaus überwiesen. Auch dort wurde Demenz diagnostiziert. Eine Rückkehr in ihre Wohnung wurde von den Ärzten abgelehnt. Das Gericht setzte mich als einzige Angehörige als Betreuerin ein. Ich musste einen Heimplatz suchen (bei mir zu Hause ist eine Unterbringung nicht möglich). Trotz gebotener Eile habe ich eine sehr schöne Seniorenresidenz gefunden. Wenn ich sie besuche, freut sie sich und sagt mir, dass es ihr gefällt. Spätestens am nächsten Tag macht sie Terror, ruft ständig bei mir an und will von mir abgeholt werden, damit sie wieder nach Hause kann. Sie droht mit Weglaufen, Anzeigen usw. Das geht nun schon seit 2 Wochen so. Ist das normal? Ich mag bald nicht mehr; sie ist uneinsichtig und meines Erachtens undankbar. Ich bin bald soweit, dass ich die Betreuung wieder abgebe. Wer hat ähnliche Erfahrungen? Das ist ja nicht zum Aushalten; sie stellt mich so hin, als ob ich sie absichtlich in das Heim gebracht habe und ihr nicht helfen will.
11 Antworten
Hallo! Meine Vorredner haben dir eigentlich schon das Wesentliche erläutert. Deine Tante wird sich dir oft nicht mehr so präsentieren, wie du sie kennst. Sie wird geistig zunehmend abbauen und viel vergessen, besonders neue Erinnerungen werden nicht mehr gespeichert. Um ein besseres Verständnis für deine Tante zu bekommen, lege ich dir das Buch 'Das Herz wird nicht dement' nahe. Das hat mir sehr geholfen diese Krankheit zu verstehen. Lass dir zur Not auch vom Heimpersonal Ratschläge im Umgang mit deiner Tante geben. Frag mal, ob sie eine zusätzliche Betreuungskraft haben, die vielleicht etwas mehr Zeit für deine Fragen hat, als die Pflegefachkraft (die sind oft gestresst). Ich hoffe aber, dass du deine Tante nicht 'im Stich' lässt, auch wenn sie manchmal schwierig ist. Sie kann nichts dafür und sie erinnert sich nach solchen Ausbrüchen auch nicht mehr an das Gesagte. Das kostet viel Kraft. Aber was sie von dir braucht, ist deine Liebe und dein Verständnis, nicht deine Ablehnung. Hilf ihr, ihr neues Zuhause gemütlich einzurichten. Bring ihr Fotoalben, Bücher oder andere Gegenstände, die sie schätzt und die ihr auch helfen können sich daran zu erinnern, wer sie ist und wer sie war. Bitte, bitte gib sie nicht auf.
Ich bin Betreuungsassistentin und ich weiß, wie wichtig es den Leuten ist, dass ihre Familie sie nicht aufgibt.
Ich verstehe dich voll und ganz, finde es ganz toll, dass du diese Last als "Betreuerin" auf dich genommen hast. Leider sind meistens die älteren Leute, noch dazu im Rahmen einer Demenz Erkrankung so. Bei meiner Schwiegermutter war es ähnlich. Auch sie war letztlich dement. Scheinbar bringt diese "Undankbarkeit" die Erkrankung und das Alter mit sich. Zunächst einmal würde ich mich bzgl. ihres Terrors an die Heimleitung bzw. den Arzt in dieser Residenz wenden. Damit auch die bezahlten Betreuer Klarheit bekommen. Dann würde ich mich weiters erkundigen, wie es sich "verhält", wenn du ab nun die vermutliche Vormundschaft nicht mehr übernimmst. Es mag lieblos, herzlos usw. klingen, jedoch die Demenz schreitet weiter fort, eine Besserung ist in diesem Alter nicht möglich, du hast noch ein Leben, so kann man sich nicht auf Dauer "nerven" lassen.
Für's erste geh nicht ans Tel., wenn sie anruft. Reduziere die Besuche und wie gesagt, suche proff. Hilfe für dich in Form einer rechtlichen Abklärung.
Alles Gute!
Du solltest Dich auf keinen Fall aufregen, sie hat Alterdemenz und dement kranke Personen werden manchmal aggressiv, sie können sogar Leute anspucken und versuchen zu schlagen. Sie ist ja auch schon sehr alt. Du solltest es gelassen sehen und sie beruhigen und beibringen, es wird in Zukunft alles besser, sonst macht ihr nachher die Konfrontation mit Dir noch Spass und sie freut sich darauf. Wer weiss wie lange sie noch lebt ?Ich finde es sehr positiv, dass Du einen guten Seniorenplatz für sie organisiert hast. Sieh es gelassen und erzähle ihr etwas beruhigendes.Sie ist geistig nicht mehr fit.
Vielen Dank! Leider ist sie (in "hellen" Momenten) geistig sehr fit. Sie hatte einen verantwortungsvollen Beruf (zeitweise war sie Sekretärin im Bundeskanzleramt bei Dr. Adenauer), später in der Bundeanstalt für Arbeit. Sie hat immer alles selbst entschieden und kommt eben damit nicht klar, dass sie das nun nicht mehr kann. Ein etwas "einfacher" gestrickter Mensch akzeptiert - sie leider nicht. Das ist das Problem!
Ja das ist normal, sie ist dement und das hat gar nichts mit Undankbarkeit zu tun. Sie kann nicht anders und hat Heimweh. Reagiere gelassen und nimm dir das nicht so zu Herzen. Sag ihr, dass du es verstehst, es aber nicht ändern kannst. Trotzdem musst du kontrollieren, ob deine Tante gut aufgehoben ist. Immer mal wieder zu ungewohnten Zeiten auftauchen ist ganz wichtig, dass du sehen kannst wie man mit ihr umgeht.
Uneinsichtigkeit und Undankbarkeit kannst du von einem an Demenz erkrankten Menschen nicht erwarten.
Ihre Gefühlswelt kann sich von einer Minute zur anderen wenden, ohne daß sie sich darüber bewußt wird.
Ich kann nachfühlen, wie dir zumute sein wird und ich kann dir nur empfehlen..leg dir ein dickes Fell zu denn jeder andere im Heim weiß auch damit umzugehen und weiß auch..daß du nicht der bitterböse Part bist, der ihr nichts gutes tun will!
Wird sicher seine Zeit brauchen, bis du damit so umgehen kannst und es dir nicht mehr unter die Haut geht.
Ohje..meine natürlich Einsicht und Dankbarkeit sind nicht zu erwarten*