Ständiger Wohnungswechsel, wechselnde Arbeitgeber... woran liegt es, dass manche Menschen im Leben unruhig umher ziehen und nirgends richtig ankommen?

7 Antworten

Von Experte Rosenmary bestätigt

Ich würde nicht direkt sagen, dass die Kindheit oder die Erziehung da allein maßgebend ist - so jemand hat eher ein Problem dahingehend, dass er nie zur Ruhe kommt, es immer allen beweisen muss was er doch für ein toller Hecht ist und dass er alles immer noch ein bisschen besser kann oder einfach dass er anderen nach dem Motto "was ihr könnt, das kann ich schon lang" imponieren möchte. Ich würde eher sagen, dass es mit dem Selbstwertgefühl solcher Personen nicht besonders arg weit her ist und dass sie nie mit sich zufrieden sind, egal was ist, und auch nie zur Ruhe kommen. Erschwerend kann (nicht muss) der Faktor hinzu kommen, dass man vor Problemen davon läuft, die man behandeln müsste oder vor alten Geschichten, die noch nicht geklärt sind.

Kenne hier einige Beispiele; ein ehemaliger Nachbarsjunge, der als Zweitgeborener immer im Schatten seines "perfekten" Bruders stand und von seinen Eltern nie ernst genommen wurde bzw. als Kind oft krank war und nicht so gut in der Schule war, hetzte auch jahrelang zwischen Frankfurt und Berlin rum, wollte mal Lehrer, mal Musikproduzent, mal Fahrradmechaniker und mal EDV'ler werden; begann vieles, brach es wieder ab und hatte laut eigener Meinung überall das große Glück gefunden - war nie von Dauer; der kam erst zur Ruhe, als er eine bodenständige, liebe Freundin aus einem Nachbarort gefunden hatte -----> will sagen; gute, berechenbare und feste menschliche Bindungen sowie klare Worte aus einflussreichen Mündern können helfen.

Helfen kann mit Sicherheit auch, wenn so jemand mal richtig empfindlich auf die Nase fällt und sich fast das Genick bricht im übertragenen Sinne - dann merkt man, dass nichts vollkommen ist, dass man die Zeit nicht kaufen kann, dass wir alle mal den gleichen Weg gehen und man auch nur ein Mensch ist.

Meist suchen solche Personen - so meine Erfahrung - auch die Nähe für sie als im Sinne gesellschaftlichen Einflusses "wichtig" empfundener Personen und haben selbst ein im Grunde genommen unpassendes Umfeld, dem sie sich immer beweisen müssen, weil sie da sonst nicht gern gesehen wären und das sie nicht akzeptieren würde, wenn sie sich so geben, wie dass sie in Wirklichkeit sind. Eine Cousine von mir ist dafür ein Beispiel; die kommt auch nie zur Ruhe, auf ihr lastet aber zugegeben auch ein immenser Druck. Sie hatte immer sehr hohe Ansprüche an sich, das Ganze nie für sich behalten und muss nun als Einzelkind u.a. die sehr hohen dahingehend geweckten Erwartungen ihrer Eltern erfüllen und überdies in allem mit anderen "mithalten" können, deren Nähe sie immerzu schon suchte (Kinder wohlhabender Eltern), die aber streng genommen drei Klassen über ihr stehen. Sie boxt sich aktuell durch ein Jurastudium, schwärmt uns immer vor wie ihr alles zu Füßen liegt (ich kenne sie so gut dass ich weiß, es stimmt so nicht wie sie es sagt), sie alle einlullt von sich und alles so glanzvoll ist ... meine Frau sagte letzte Woche, das ist die Nächste von der wir hören, sie geht zum Psychologen und klappt zusammen.

Im Ganzen denke ich, dass es meist um Selbstbestätigung, falsche Vorbilder und ein dürftiges Selbstwertgefühl bis an den Rand von Komplexen geht - und dass die Wahrheit da irgendwo in der Mitte liegt, meist mischen alle drei Elemente mit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hi. Man setzt sich erst zur Ruhe wenn man angekommen zu sein scheint. Wenn man glücklich ist mit dem was man hat und innere Zufriedenheit erlangt. Ich würde sagen bremsen hilft. Andererseits soll man Reisende aber auch nicht aufhalten.

Mein Mann war früher auch so. Jedes Jahr eine neue Wohnung. Keine Ahnung, warum.

Rosenmary 
Beitragsersteller
 27.09.2021, 21:40

Wie hat er das geändert?

verreisterNutzer  27.09.2021, 21:44
@Rosenmary

Er wurde ruhiger und kam irgendwann mit mir zusammen.

https://de.wiktionary.org/wiki/dasselbe

In Bewegung bleiben, von A nach B und wenn C mit etwas Schlechtem verbunden ist und sei es nur eine Beziehung, die in die Brüche ging, dann eben weiter nach D und so weiter... vielleicht vor sich selbst bzw. zwischenmenschlichen Problemen, die am jeweiligen Ort entstanden, flüchten bzw. um damit abzuschließen einen neuen Ort aufsuchen, wie eine Art Selbstreinigung.

Von Experte rotesand bestätigt

Vielleicht haben die Leute Probleme vor denen sie weg laufen oder sie langweilen sich schnell. Vllt gibt es ihnen auch einen gewissen Nervenkitzel und sie brauchen einfach ständig neue Herausforderungen. Die einen sind am liebsten Zuhause und fahren jedes Jahr ins gleiche Urlaubslandland. Andere wollen die ganze Welt bereisen oder leisten statt sich zu entspannen Extremsport. Ich glaube die Gründe für sowas können sehr unterschiedlich sein.