Muss ich eine Gesprächsnotiz beim Personalgespräch unterschreiben? Welche Möglichkeiten hat ein Arbeitnehmer seinen Vorgesetzten in die Schranken zu weisen?
Hallo, folgender Sachverhalt: Ich arbeite in einer großen Industriefirma mit mehreren Tausend Angestellten in Schichten. Mein direkter Vorgesetzter, entstanden aus den eigenen Reihen, also keiner der Management oder ähnliches studiert oder gelernt hat, scheint mich seit geraumer Zeit auf den Kieker zu haben und sucht permanent Fehler oder Verfehlungen meinerseits. Hauptsächlich geht es um Einhaltung der Pausenzeiten, wobei man sagen muss, dass unser Job selbst in der Pause außerhalb der Fabrik eher Bereitschaft und ständige Erreichbarkeit via Smartphone bedeutet(Entstördienste), also Pausenzeiten schlecht definierbar sind. Nun ist es so, dass mein Vorgesetzter eine Gesprächsnotiz aufsetzen und sich mit mir zusammensetzen will um ein Personalgespräch zu führen. Da alle meiner Kollegen meiner Schicht und die anderer Schichten quasi dieselben „Verfehlungen mit Überziehung der Pausenzeiten“ haben, aber nur ich anscheinend als Sündenbock angekreidet werde, werfe ich meinem Chef mangelnde Führungskompetenz und Objektivität vor, ganz zu schweigen von der Unfähigkeit seine Leute zu motivieren und als Vorbildfunktion in Sachen Arbeitssicherheit. Es gibt selbst schriftliche Anweisungen von ihm die Arbeitssicherheit außen vor zu lassen, was quasi ein NoGo ist. Dies nur am Rande. Mit ähnlichen Worten habe ich Ihn auch schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, ich glaube seitdem versucht er mir eins auszuwischen. Ich habe vor, eine etwaige Gesprächsnotiz mit in etwa „Ich bin mit den Inhalt mangels Objektivität NICHT einverstanden.“ zu unterschreiben… oder ist es besser einfach gar nicht zu unterschreiben? Ich weiß, dass unser Verhältnis ein Missverhältnis ist und das ich aufgrund dessen, dass ich kein Mitarbeiter bin, der sich „unterbuttern“ lässt, es sicherlich auch gewissermaßen herauf beschworen habe. Ich sehe es aber nicht ein, dass man mir Dinge vorwirft und ankreidet, die bei anderen Kollegen durchgewinkt werden. Im Allgemeinen kann man sagen, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird und es seitens der Abteilungsleitung oder darüber Versäumnisse gibt, die eine geregelte Linie innerhalb der unteren Führungsebene gewährleistet. Mit anderen Worten, jeder Schichtleiter macht wie es ihm am besten passt und wenn ein Mitarbeiter einen Vorgesetzten hat, der es genau nimmt, hat man Pech gehabt und sollte tunlichst vermeiden auf die Versäumnisse bei anderen Mitarbeitern oder Schichtleitern hinzuweisen, weil man dann ja über den Tellerrand schaut und Fehler bei anderen sucht. Sie sehen, ich bin etwas „angefressen“ mit meiner Meinung. Kann ich in irgendeiner Weise etwas dagegen tun, rechtlich oder mittels Gesprächen mit dem Betriebsrat oder dem Abteilungsleiter, also dem Vorgesetzten meines Chefs? Kann man mir arbeitsrechtlich einen Strick daraus drehen, wenn ich nicht klein bei gebe oder sollte ich vielleicht doch besser die Füße still halten und „Dienst nach Vorschrift“ machen?
Vielen Dank für Eure Antworten, Anregungen und Meinungen…
8 Antworten
Vielleicht suchst du erstmal das Gespräch mit deinen Kollegen, wie sie die Situation sehen. Zum Betriebsrat gehen kann nicht Schaden, wenn deine Kollegen die Ungleichbehandlung auch erkennen, nimm einen Kollegen mit der deine Meinung untermauert.
Wenn dein Vorgesetzter es, warum auch immer, auf dich abgesehen hat, würde ich in nächster Zeit versuchen möglichst korrekte Arbeit abzuliefern.
Das Problem ist, irgendwelche Verfehlungen lassen sich immer finden und wenn er dich abschießen will wird es schwer für dich.Mangelnde Objektivität oder fehlende Führungsqualitäten interessieren keinen weil du sie schlecht nachweisen kannst, das kann auch nur deine Meinung sein und andere sehen es anders.
Arbeitssicherheit ist ein heißes Thema. Gerade bei großen Industrie Unternehmen wird penibel drauf geachtet das alle Vorschriften erfüllt werden. Solltest du es tatsächlich schriftlich haben, das dein Vorgesetzter dich auffordert Arbeitssicherheit nicht zu beachten dann hast du das Ass im Ärmel.
Haben deine Kollegen das auch bekommen? Kam es öfters vor? Wenn ja, ab zum Betriebsrat mit den Beweisen und dein Vorgesetzter dürfte weg sein.
Erst mal ist er Dein Vorgesetzter – egal woher er kommt. Punkt. Offenbar hat er sich besser für diesen Posten verkaufen können als Du. Darum solltest Du es selbst erst mal besser machen oder die Füße still halten.
Was aber nun die möglicherweise ungerechtfertigte oder ungleiche Behandlung betrifft, so ist er Dir wieder einen Schritt voraus.
Wenn Du nämlich hingehst und Dich hierüber bei seinem Vorgesetzten beschwerst, dann wird folgendes passieren: sein Vorgesetzter ist angepisst, dass Du ihn damit belästigst (→Hierarchie) und Dein Vorgesetzter bekommt den Ärger, dass er seine Leute nicht ordentlich führt, weshalb er wiederum seinen Frust an Dir auslassen wird. Zudem wird sein Vorgesetzter nun auf die Einhaltung der Vorschriften bei ALLEN drängen und – jetzt kommt's – alle Deine Kollegen können und werden sich bei Dir bedanken, dass nun alle bisherigen Freiheiten gestrichen werden.
Jetzt bist Du sowas von im 4rsch !!!
Eigentlich bleibt Dir nur der Betriebsrat und auch die Bitte an selbigen, zu berücksichtigen, dass Du nicht die lockeren Regelungen abschaffen willst, sondern nur genauso behandelt werden willst, wie bisher und wie alle Anderen auch. Und dann darfst Du beten, dass Du nicht am Ende doch der Voll4rsch bist, der allen das Leben schwer gemacht hat.
Wenn Du clever bist, dann musst Du selbst intrigieren. Aber, sorry, die meisten Menschen sind zu blöd, zu plump und zu ungeduldig für so ein Spielchen. Das erfordert wirklich viel Kenntnis des Umfeldes und viel Geschick, die richtigen Karten zur richtigen Zeit auszuspielen. Sonst wird das ein Boomerang und Du hast dann erst recht die A***-Karte gezogen.
Ich empfehle Dir, Dich – wenigstens eine Zeit lang – strikt und pedantisch an alle Vorschriften zu halten. Wenn er Dich dann dafür abmahnt, dann kannst Du zu seinem Vorgesetzten gehen und dann hat er die A***-Karte!
Nun, solange dort auch alles drin steht – klar, warum auch nicht? Das ändert rein gar nichts an den Umständen.
Ich würde aber auf einen Kommentar verzichten. Man spielt seine Trümpfe immer erst zu Schluss und verpulvert sie nicht gleich am Anfang.
Das mit dem Gefühl der Oberhand ist einfach nur Dein Ego, was Dir im Weg steht. Beim Schach opfert man die Bauern und sogar die Königin, um am Ende den König zu schlagen. Wichtig ist, was am Ende dabei heraus kommt. Man wiegt den Gegner immer in Sicherheit, der Stärkere zu sein, um ihm am Ende den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Nimm es hin und lass ihn in sein eigenes Messer laufen. Denn er wird vermutlich nicht aufhören, Dich zu ärgern und irgendwann macht er Fehler. Wenn Du bis dahin keine eigenen Fehler machst, kannst Du genau dann zuschlagen. Wenn Du aber bis dahin auch Fehler machst, zählen Seine kein Bisschen, denn er ist Dein Vorgesetzter und das ist sein Trumpf.
Was hast Du davon, die Schlacht zu gewinnen, wenn Du dadurch den Krieg verlierst? Lass ihm das Gefühl, der Stärkere zu sein.
Ehrlich, ich persönlich würde Dienst nach Vorschrift machen und ihn ständig – aber subtil und "nebenbei" – darauf aufmerksam machen, dass der ein oder andere Kollege gerade kein Dienst nach Vorschrift macht und Du gerade so nicht ordentlich arbeiten kannst. Früher oder später wird er sich einen Kollegen nach dem Anderen vorknöpfen und so macht er sich jetzt unbeliebt und überdies wird die Abteilungs-Effizienz automatisch sinken. Jetzt hast Du ihn bei den Eiern.
So würde ich so etwas angehen. ;)
Allerdings erfordert das auch Stratagema-Fähigkeiten.
Das Problem hier ist – wie Du schon prinzipiell richtig erkannt hast –, dass die meisten Menschen Verantwortung mit Macht verwechseln. Doch hierdurch führen sie ihr eigenes Scheitern fast von alleine herbei. Man muss da nur ein kleines bisschen nachhelfen und die Mächtigen fallen wie faules Obst. Ein Verantwortungsträger kann nicht fallen.
Doch ich möchte Dich wirklich eindringlich warnen! Wenn Du das nicht intuitiv drauf hast, dann lass besser die Finger von solchen Spielchen. So etwas kann schnell nach hinten los gehen, vor allem, wenn man emotional an solche Dinge heran geht. Noch schlimmer wird es dann, wenn man den eigenen Fehler nicht erkennen will. Wenn Du Dich selbst für wichtiger nimmst, als Dein Vorgesetzter, dann wirst Du es sein, der hier untergeht! Das gilt unabhängig von irgend jemandes Befähigung.
Der wirklich beste Rat für Dich ist, mach erst mal Dienst nach Vorschrift und fertig. Mit etwas Glück kannst Du Dir so Deine Techniker-Beförderung verdienen und fällst nicht durch personelle Querelen auf. Das ist nämlich u.U. ein Übergehungsgrund. Ich hoffe, Du verstehst, dass es letztlich um Deine berufliche Zukunft geht und nicht nur um diese aktuelle Situation.
Sometimes you kick, sometimes you get kicked! So ist das eben.
Er kann sich kurz- oder mittelfristig allerdings auch einen anderen (besseren) Arbeitgeber suchen, denn auf Dauer machen diese Spielchen nicht wirklich die Freude, die man bei der Arbeit haben sollte.
Richtig. Aber ich hatte den Eindruck, dass er dort nicht weg möchte.
Dann muss er das Beste daraus machen...
Konkret zum Unterschreiben der Gesprächsnotiz: Hier kommt es natürlich auf den speziellen Inhalt an. Wenn dieser aus meiner Sicht nicht in allen Punkten zutreffend wäre, würde ich mit dem Zusatz "unter Vorbehalt" unterschreiben.
Dann kann sich der Vorgesetzte (oder eine aufmerksame Personalabteilung) seinen bzw. ihren Teil dazu denken.
Im Übrigen gibt es nicht nur den Betriebsrat und die Hierarchie der Vorgesetzten, sondern auch noch die Personalleitung, an die man sich vertrauensvoll wenden kann, denn es ist ihre originäre Aufgabe, den richtigen Vorgesetzten mit richtigem Führungsverhalten am richtigen Platz zu haben.
Unterhalte dich doch mal mit deinen Kollegen, wie die die Situation einschätzen. Wenn du da einige mit ins Boot bringen kannst, die das auch so sehen wie du, dann wäre der Betriebsrat eine Ansprechstelle.
Wenn dein Vorgesetzter mit dir ein Personalgespräch führen will und darüber ein Protokoll führt, dann lies dies ganz genau durch, damit du nichts unterschreibst, was gegen dich spricht. Sind solche Inhalte im Protokoll vorhanden, dann lehne eine Unterschrift ab. Er kann dich nicht zwingen zu unterschreiben. Der Vorgesetzte könnte evtl. mit diesen Protokollen auf längere oder kürzere Sicht Gründe für eine Kündigung im Hinterkopf haben.
Arbeitssicherheit: Wenn du schriftliche Anweisungen hast, dass er vorgibt die Arbeitssicherheit nicht einzuhalten, dann versuche an solche Anweisungen zu kommen. Kopiere sie dir und wende dich an die Berufsgenossenschaft. Solche Anweisungen sind absolut tabu, weil es letztendlich um diie Sicherheit der Mitarbeiter geht. Du könntest sogar die Chefetage in deinem Unternehmen darüber informieren, denn die tragen in erster Linie die Verantwortung und können diese nicht delegieren.
Macht er dir Druck, dann kannst du mit diesen Anweisungen weitaus mehr Druck auf ihn ausüben, als ihm das offenbar bewusst ist.
Ich betreue Unternehmen in puncto Arbeitssicherheit. Würde ich da auf solche Anweisungen in einem Betrieb stossen, wäre dieser Vorgesetzte seinen Job los.
Solche Anweisungen disqualifizieren einen Vorgesetzten. Jeder Arbeitsunfall kostet das Unternehmen Geld. Je mehr meldepflichtige Arbeitsunfälle, desto höher auch die Beiträge welche ein Unternehmen an die Berufsgenossenschaft zahlen muss.
Im Normalfall wird in großen Unternehmen sehr viel Wert auf Arbeitssicherheit gelegt. Es finden Unterweisungen statt. Es werden Arbeitsschutzausschussitzungen abgehalten, die ich auch in eingen Unternehmen führe.
Beurteilung eines Vorgesetzten hinschtlich Führungsqualität. Da würde ich mich etwas zurückhalten, weil sich da die Sichtweiten erheblich unterscheiden von einem Mitarbeiter zum anderen. Wenn da einer aus den eigenen Reihen zum Vorgesetzten aufsteigt, heisst das noch lange nicht, dass er auch Führungsqualität hat.
Die Kriterien sind da anders angesiedelt. Z. B. lange Betriebszugehörigkeit, unauffälliges Arbeiten, der Geschäftsleitung werden keine Probleme über diesen Mitarbeiter bekannt, er machte seine Arbeit stets korrekt, kam bei seinen Kollegen gut an. Nur das mal als Beispiel zu nennen.
Dir würde ich empfehlen deine Arbeit stets sorgfältig zu erledigen, damit es keinen Anlass zu Beschwerden gibt.
Dennoch, nimm deine Rechte in Anspruch und lasse dich nicht zu etwas zwingen, was du nicht tun musst.
Du darfst auch Arbeiten ablehnen, wenn die Arbeitssicherheit nicht gewährleistet ist, Das Recht auf sicheres Arbeiten am Arbeitsplatz ist auf deiner Seite.
„Ich bin mit den Inhalt mangels Objektivität NICHT einverstanden.“
Warum wartest Du nicht bis Du eine Abmahnung und Kündigung bekommst?
Wenn Du nicht genau sagen kannst was Du für falsch hälst, dann rede nicht um den Brei rum.
Deinen Widerspruch bei der Abmahnung kannst Du in Ruhe überschlafen
und Deine Einwendungen schriftlich abgeben.
Bevor Du einen Dienst nach Vorschrift machen willst, such Dir einen anderen Job.
Kann man mir arbeitsrechtlich einen Strick daraus drehen, wenn ich nicht klein bei gebe oder sollte ich vielleicht doch besser die Füße still halten und „Dienst nach Vorschrift“ machen?
Jedes Personalgespräch muss dokumentiert in die Personalakte kommen.
Du kannst jederzeit Einsichtnahme in Deine Akte nehmen.
Du kannst auch damit rechnen, dass Du wegen Störung des Betriebsfriedens vom Vorgesetzten bei weiterer Verweigerung eines Personalgesprächs abgemahnt wirst.
Du kannst darum bitten, einen Zeugen aus dem Betriebsrat beim Gespräch mit dem Vorgesetzten dabei zu haben.
Vielleicht liegt es doch an Dir, wenn Du Schwierigkeiten hast.
Ich sehe, hier weiß einer genau was sich hinter den Kulissen abspielt... Und ja, genau diese Abfolge hatte ich mir auch schon ausgemalt und ich vermute sogar das es sich genau so abspielen könnte.
Ich denke, ich werde mich erstmal etwas im Hintergrund halten und einfach Dienst nach Vorschrift machen. Will ihm allerdings ungern das Gefühl geben, dass er die Oberhand gewonnen hat. Letztlich ist es ein menschliches Machtspielchen. Und nein, auf seinen Posten bin ich nicht scharf. Ich habe eher die Richtung eines technischen Spezialisten eingeschlagen. Diese Unteroffiziersposten besetzt man lieber mit Leuten, die nach oben kriechen und hecheln. Nicht falsch verstehen, ich hatte schon viele Vorgesetzte, aber es gibt einen Riesenunterschied zwischen Manager, der es studiert hat und Emporkommlingen, die denken sie hätten jetzt was zu sagen...
Falls es eine Gesprächsnotiz gibt... sollte ich die nun unterschreiben oder nicht?
Mit oder ohne Kommentar?