Mitarbeiter verweigern Weisungen von Führungskraft, wie vorgehen?
Liebe Community,
ich habe einmal eine Frage bezüglich dem vorgehen gegen Mitarbeiter, die Weisungen einer Führungskraft missachten.
Zu dem Problem: Mein Sohn (19) Jahre alt studiert in meiner Firma Dual Elektrotechnik. Da ihm bereits heute 1% an der Firma gehören existiert eine Vereinbarung, dass er gegenüber allen Mitarbeitern, außgenommen der Unternehmensleitung volle Weisungsbefugnis hat. Allerdings scheint das einige nicht zu tangieren. Z.B. wollte er vor 2 Wochen mit einem Azubi ein Leistungsgespräch führen und hat dazu den Ausbilder gebeten den Raum zu verlassen. Dieser Weisung wurde wiederholt nicht nachgekommen, worauf mein Sohn ihm eine Schriftliche Ermahnung zukommen lies. Erst nachdem ich den Ausbilder aus dem Raum entfernt habe, konnte das Leistungsgespräch geführt werden.
Auch Aufforderungen gegenüber normalen Mitarbeitern, wie z.B. der Betriebsausweis vorzuzeigen etc. werden oftmals (ca 30% der Fälle) ignoriert.
Ich bitte hier keine Grundsatzdisskussion zu entfachen, warum mein Sohn das darf. Der Grund ist einfach. Wieso sollte jemand, der mit der Firma weder familiär verwurzelt ist, noch Anteile an der Gesellschaft besitzt, meinem Sohn etwas sagen dürfen...
Habt ihr Ideen, wie sich mein Sohn besser durchsetzen kann?
Ich wünsche einen schönen Nachmittag und etwas Abkühlung!
14 Antworten
Bei vielen Leuten kommt es einfach nicht gut an, wenn ein jüngerer Mitarbeiter, der zudem noch in der Ausbildung (in dem Fall im Studium) steckt, Weisungen ausspricht. Vor allem nicht, wenn er der Sohn vom Chef ist... Dies wird dann auch mal nicht so ernst genommen.
Grundsätzlich werden Leute eher auf Grund ihrer Leistungen respektiert und nicht auf Grund von Firmenanteilen in ihrem Besitz oder Verwandschaftsverhältnissen zum Chef.
Ohne die Situationen genau zu kennen ((warum) ist er in der Position, ein Leistungsgespräch mit dem Azubi zu führen, ist er berechtigt, den Ausbilder vom Gespräch auszubilden, ist es gängige Praxis den Betriebsausweis vorzuzeigen,...) würde ich mal raten, zu überlegen, ob er im richtigen Ton mit den Mitarbeitern spricht. Wenn er den Sohn vom Chef raushängen lässt, ist es (aus meiner Sicht) durchaus nachvollziehbar, dass er nicht ernst genommen wird.
Ich würde (sofern nicht schon geschehen) eine schriftliche Weisung an alle betroffenen Mitarbeiter heraus geben (lassen), aus der hervor geht, dass Arbeitsanweisungen von Vorname Name (der Sohn) unverzüglich Folge zu leisten sind, und es andernfalls zu einer Abmahnung kommen wird. Bei drei Abmahnungen mit demselben Grund folgt die Kündigung.
Und genau so wird das dann durchgesetzt. Wenn jemand weisungsbefugt, muss den Weisungen im arbeitsrechtlich gedeckten Rahmen auch Folge geleistet werden. Mit Hilfe des o.g. "Rundschreibens" wurde dann auch jeder betroffene Mitarbeiter nachweislich informiert (ggf. signieren lassen).
Ja, gut möglich. Allerdings ist die Stimmung meines Erachtens nicht viel besser (aus der Sicht des Chefs), wenn der Sohn von der Belegschaft bepöbelt und/oder ignoriert wird.
Komischerweise haben viele der Mitarbeiter eigentlich kein Problem mit ihm und schätzen seine Fachliche Kompetenz und ausgezeichnete Arbeitsausführung sehr!
Es ist leider ein "Hartnäckiger Kern" von ca 8-10 Mitarbeiter, die ihn nicht als Führungskraft ansehen.
Er hat beispielsweise bei der Modernisierung einer Krananlage viel Innovationsgeist gezeigt und für die Uralten 16-Bit Rechner sogar in QBasic ein Programm geschrieben, wo selbst ich als Diplom-Ingenieur und auch meine akademischen Mitarbeiter ziemliche Probleme gehabt hatten. Gerade im Technischen Management wird er nicht als Lehrling oder Student angesehen, sondern als Kollege, der dein Fachwissen bereits mehrfach bewiesen hat.
Bezüglich der letzten Frage:
Wichtig ist entschlossenes Auftreten. Keine vagen Formulierungen (statt "Wir brauchen das Büro jetzt für uns" lieber "Verlassen Sie bitte das Büro."), kein Konjunktiv (statt "könnten Sie mal bitte das Büro verlassen?" lieber: "Verlassen Sie bitte das Büro."
Immer sachlich bleiben und bei Nichtbeachtung der Weisung auf die Konsequenzen hinweisen. Diese müssen letztendlich als ultima ratio natürlich auch durchgesetzt werden. Spätestens beim 1. Präzedenzfall dürfte sich dann herumsprechen, dass man den Weisungen besser gleich folgt..
das wird wohl nur funktonieren wenn ein ignorieren der berechtigten weisungen auch folgen hat. also abmahnung und nach mehreren abmahnungen dann auch die kündigung
Mit den Zusatzinformationen, die du in verschiedenen Kommentaren eingestreut hast, versuche ich mich an einer weiteren Diagnose, diesmal aus organisationstheoretischer Sicht.
Ich glaube, dein Sohn ist nicht richtig in die Unternehmenshierarchie eingebettet.
Als Führungskraft braucht er eine konkrete Aufgabe (z.B. "Abteilungsleiter Bereich Technik"), keine querschnittliche Rolle, unter der sich Otto-Normalangestellter nichts vorstellen kann ("Unternehmensbevollmächtigter") und hinter der keine konkrete Aufgabe steht.
Wenn ich das richtig verstehe, hat dein Sohn lediglich disziplinarische Kontrolle erhalten. Er trägt keine fachliche Verantwortung. Im Laufe einer Karriere steigt üblicherweise beides in gleichem Umfang an: man erwirbt die Weisungsbefugnis über eine Gruppe von Mitarbeitern dann, wenn man die fachliche Leitung über diese Gruppe übernimmt.
Deinem Sohn jedoch ist in deinem Betrieb jeder disziplinarisch untergeordnet, obwohl er fachlich nicht das Ruder in der Hand hat (und auch noch nicht haben kann). Das geht nicht gut zusammen.
Außerdem ist dein Sohn auch deshalb wie ein Fremdkörper im Unternehmen, weil er eine Rolle ausfüllt, die dein Unternehmen gar nicht benötigt. Führung bedeutet, dass ein Vorgesetzter die Arbeit seiner Mitarbeiter fachlich in die richtige Richtung lenkt (WAS soll getan werden?) und sie bei der Ausführung ihrer Tätigkeit beobachtet, bewertet und auch nur dann korrigiert, wenn eine Korrektur erforderlich ist, weil sonst ein vermeidbarer Schaden entsteht (WIE soll etwas getan werden?). Ich bin sicher es gibt in deinem Unternehmen schon Vorgesetzte, die für die Korrektur der Arbeit ihrer direkt Untergebenen zuständig sind. Wozu also noch ein Koch mehr?
Was du beobachtest ist ein Effekt dieser Konstellation. Er kommt besonders zum Tragen, ...
- ...je weniger Berufserfahrung die Führungskraft mit sich bringt und...
- ...je mehr sich dein Sohn in die Rolle der Führungskraft zu etablieren versucht. Allem Anschein nach versucht er auch zu führen, wo gar keine Führung vonnöten ist.
Was heißt das nun konkret?
- Der Einstieg des Zöglings in das eigene Unternehmen muss gut vorbereitet sein. Er sollte schrittweise erfolgen.
- Zuerst als Facharbeiter, um die Domäne und die spezifischen Anforderungen des Unternehmens besser kennen zu lernen. Das sollte er schon 2-3 Jahre lang machen.
- Dann als Teamleiter mit fachlicher Verantwortung. Gib ihm ein kleines Team von 2-3 Leuten und ein eigenes (Teil-)Projekt. Die Personen, die ihm untergeordnet werden, sollten keinen höheren Abschluss haben, als er selbst - oder deutlich weniger Berufserfahrung. Auch hier sind 2-3 Jahre angeraten.
- Dann als Abteilungsleiter. Viel jünger als 25 sollte er aber meines Erachtens dafür nicht sein. Vergleiche das mit üblichen Werdegängen in der Industrie. Ein Hochschulabsolvent mit Master oder Diplom wird frisch von der Uni in einem Unternehmen vsl. nicht höher einsteigen. Dein Sohn hat jetzt gerade mal eine Ausbildung hinter sich. Es schadet nicht, wenn er erst einmal ein Hochschulstudium hinter sich hat, bevor das Schicksal seiner Mitarbeiter von seinen Entscheidungen abhängt.
- Um eine Geschäftsführung über ein Unternehmen mit 70 Mitarbeitern zu übernehmen, sind viele Jahre Berufserfahrung angeraten - oder eine Promotion (und auch ein Dr.-Ing. kann Berufserfahrung gebrauchen). Da sind wir schon bei einem Alter von 30 Jahren.
- Wenn es unternehmensintern Bewerber auf die Stelle einer Führungskraft gibt, dann sollte dein Sohn nur dann bevorzugt behandelt werden, wenn er formal die gleiche oder eine bessere Ausbildung, und/oder die gleiche oder mehr Erfahrung mitbringt.
Kurz: behandle deinen Sohn nicht anders als jeden anderen vielversprechenden jungen Mitarbeiter. Wo dafür Platz ist, kannst du ihn auf der Karriereleiter auch mal etwas anschubsen.
Ich denke es ist nicht sinnvoll, deinem Sohn zu früh zu viel fachliche Verantwortung zu übertragen. Und es bringt dein Unternehmen (und ihn) nicht weiter, ihm nur ein "Chef-Schild" anzuhängen, ohne dass er als Führungskraft echte Aufgaben wahrnehmen kann.
Wenn dein Sohn Erfahrung gesammelt, einen Werdegang entwickelt hat und sicher auf seinem Gebiet und als Führungskraft ist, dann wird es das Problem nicht mehr geben. Der einzige Unterschied zwischen ihm und einer anderen Führungskraft, die in deinem Unternehmen die Karriereleiter hinaufklettert, sollte sein, dass deinem Sohn der Gang über die Sprossen über kurz oder lang garantiert ist (sofern er nicht versagt). Aber er sollte dafür genau so hart arbeiten und die gleiche Ausdauer mitbringen wie die anderen. Wie viel du ihm zahlst, ist natürlich auch dir überlassen.
Wenn du den Plan oben befolgst und danach dennoch jemand die Anweisungen deines Sohnes missachtet, dann führt man (die Geschäftsleitung + dein Sohn + ggf. Betriebsratsvertreter) mit genau dieser Person zunächst ein Gespräch. Wenn das auch nicht fruchtet, schriftliche Ermahnung, Abmahnung etc.
Hallo DocShamac!
Erst einmal vielen Dank für deine (sehr umfangreiche) Antwort. Ich habe mir erlaubt, ein großteil deines Beitrages in eine Agenda zu überführen, auf Grundlage derer ich vor einer knappen Stunde ein kleines Vater-Sohn Gespräch geführt habe.
Ich habe mit ihm erst einmal geklärt, was er unter "Führung" und "Management" versteht. Er hat mir hierbei zwar vielfach die DIN EN ISO 9001:2008 Zitiert, allerdings habe ich schon etwas festgestellt, dass ihm "Führungsqualitäten" fehlen.
Ich konnte jedoch ziemlich schnell eine Sache herausfinden. Es ging ihm bei seinen Handlungen nicht darum, sich als zukünftiger Chef zu beweisen, sondern es wurde vielmehr ein mir noch nicht genauer bekannter Konflikt ausgetragen. Offenbar gab es wohl einige Spannungen zwischen unseren Ingenieuren und den Facharbeitern, die nun auf eine unanständige Weise mithilfe meines Sohnes ausgetragen wurde. Ich bleibe an der Sache dran.
Zu seinem weiteren Werdegang. Ich habe ihn gebeten, solche "Keulenschwingerei" künftig zu lassen. Das hat er glaube ich auch eingesehen.
Wir haben jetzt mal einen "Fahrplan" zusammen gestellt, wie es weitergehen soll. Bisher scheint es mir so, als währe er nur Ziellos herum gelaufen. Wir haben uns jetzt auf eine Projektarbeit geeinigt, die er eigenständigvorbereitet und dann umsetzt. Es geht konkret um einen Lehrgang zum Thema Siemens SIEMATIC S7. Er soll hierzu ein 3 Tägiges Seminarprogramm erstellen, dazu eine entsprechende Teilnehmerunterlage entwerfen und nach einer kurzen "Lehrprobe" dieses Seminar auch halten.
Das hat für ihn mehrere Vorteile:
- Er kann sich als Fachlich kompetent behaupten
- Er ist mit einer Arbeitsaufgabe beschäftigt
Ich sehe den von dir Vorgeschlagenen "Langsamen aufstieg" zwar für logisch, jedoch bei meinem Sohn speziell nicht zielführend. Er neigt leider sehr schnell zur Unterforderung. Er hat das Abitur übrigens bereits mit 16 abgeschlossen. Dadurch, dass die umliegenden Universitäten bei U18 Studenten eher etwas zickig sind, hat er sich durchringen können, erst einmal eine Ausbildung zu machen. Dort hat er leider in der Berufsschule eigentlich nur geschlafen. Letztendlich aber hat er die Prüfung mit einem sehr guten Ergebnis geschafft.
Würde ich ihn nach dem Studium als Facharbeiter arbeiten lassen, würde das keine sinnvollen Arbeitsergebnisse zu tage fördern. Das Problem dürfte meiner Meinung nach auch bei seinem Autismus zu suchen sein.
ich werde künstig ihm, sofern erfolg zu sehen ist, Ihm immer weiter Projektaufgaben geben. Wir haben eigentlich immer wieder kleinere Aufgaben, die jedoch ein sehr gutes Fachwissen erfordern. Mit diesen versuche ich ihn dann langsam "heranzuführen".
Er hat im übrigen auch heute nochmal betont, dass er es keinesfalls beim Bachelor bleiben lassen will! Er möchte in jeden falls mindestens noch den Master machen.
Eine schriftliche Bezeichnung macht eben noch keine Führungskraft. Respekt muss man sich erarbeiten.
Das dürfte tatsächlich funktionieren. Aber die Auswirkung auf die Stimmung im Betrieb kann katastrophal sein.