Diverse Schulden (geschätzt über 50.000€) - Privatinsolvenz?
Hallo liebe gutefrage.net Gemeinde,
ich wende mich nun verzweifelt an euch, weil ich nicht mehr weiter weiß.
Vorab: Es handelt sich beim folgenden Fall um die Situation meines Freundes. Er schämt sich sehr mit mir über seine finanzielle Situation zu sprechen. Er ist seit mehreren Jahren selbstständig, nahm sich niemanden zu Hilfe und geriet die letzten zwei Jahre immer weiter in die Miesen. Nun sind wir an einen Punkt angekommen, der nicht weiter tragbar ist - bedeutet für mich, er muss in die Privatinsolvenz. Er ist nun für zwei Tage beruflich im Ausland und ich habe die Möglichkeit gehabt, mir einen Überblick zu verschaffen.
Zu den Schulden: Grob überschlagen (es sind mittlerweile über 90 Schriftverkehre von Gläubigern seit über zwei Jahren) belaufen sich die Schulden mindestens auf 50.000€, wenn nicht noch mehr ... Diese stammen von Energieversorgern, der Stadt (Bußgelder und Steuern),Finanzamt, Banken (Kontoüberziehungen und Kredite), Onlineversandhäusern, Ärzten, Internet und Telefonanbieter, Versicherungen, Steuerberatern, Rechtsschutz und der Krankenkasse.
Diverse Mahn-und Vollstreckungsbescheide sind über die Monate auch schon eingeflogen. Mit den meisten Gläubigern wurden auch Ratenzahlungen abgeschlossen, die er aber bei der Menge an Gläubigern nicht alle bedienen kann. Zwei "Hauptschuldenberge" von jeweils ca. 20.000€ sind bei der Stadt und einer Bank (damals Gründungskredit). Der Rest setzt sich aus angehäuften Kleinbeträgen zusammen.
Nun zu meiner benötigten Hilfe: Es gibt derart viele Informationen (teilweise auch veraltet) im Internet zu finden, dass ich darüber keinen Überblick habe, ob die Privatinsolvenz möglich wäre. Eine Schuldnerberatung werde ich ihm aufzwingen, da dies unumgänglich und längst nötig ist. Ich vermute es sind um die 12-16 Gläubiger und der Schuldenzeitraum beläuft sich auf ca. drei Jahre. Die Selbstständigkeit muss nicht zwingend aufrechterhalten werden.
Kann mir jemand sagen, ob der Gang in die Privatinsolvenz möglich wäre?
Vorab vielen lieben Dank meinerseits für hilfreiche Antworten und die aufgebrachte Zeit, sich dem Problem anzunehmen. Sollten noch weitere, spezielle, Informationen gefordert sein, werde ich versuchen diese schnellstmöglich nachzureichen.
2 Antworten
Hallo,
auch bei Selbständigen ist der Gang in die Privatinsolvenz möglich. Nur kann er hier die Hilfe einer normalen Schuldnerberatung nicht in Anspruch nehmen. Die beraten nämlich in der Regel keine Selbständigen.
Er braucht also einen Anwalt, der auf Insolvenzrecht spezialisiert ist. Wenn er sich den Anwalt nicht leisten kann, dann kann er beim Amtsgericht einen Beratungsschein holen und damit werden dann die Anwaltskosten übernommen.
Die Selbständigkeit wird dann in der Insolvenz ein Thema sein. Wenn da alles passt, dann kann der Treuhänder die Selbständigkeit freigeben, d.h. diese kann weiter fortgeführt werden. Wenn es aber eher ein Verlustgeschäft ist, dann wird man sehen müssen.
Viel Erfolg
Vielen Dank!
Als erstes alle Zahlungen einstellen, aber nicht die Miete, Strom etc... Priv. Schuldnerberater aufsuchen, muß aber wirklich bezahlt werden. Vom lesen alleine kommt meiner Meinung nach kein Vergleich in Frage, wird aber trotzdem gemacht werden. Kein Grund zum schämen und herzlich Willkommen im Club der 10.000 jährliche Insolvenzanträge. Spaß beiseite, Schuldnerberater aufsuchen und alle Zahlungen einstellen. Notfalls die Lastschriften zurücknehmen. Kein Sorge beim ersten Schreiben vom Schuldnerberater ist dann Funkstille, einstellen paar versuchens trotzdem. Also handeln
Auch dir vielen herzlichen Dank für die Auskunft!