Bewertung: Arbeitszeugnis. Mehr schein als sein?
Hallo Community,
Ich sprach neulich mit meinem Chef über meinen beruflichen Werdegang. Da ich selbstredend ein sehr wichtiger und äußerst wertvoller, alteingesessener Mitarbeiter bin, hat ich ihn dennoch, mir ein Zeugnis auszustellen.
Ich kenne mich leider nicht aus, jedoch habe ich ein sehr mulmiges Gefühl, da viele Formulierungen auch recht zweideutig sind.
WSa haltet ihr davon? Anzumerken sei, dass mich mein chef nur aüßerst ungerne gehen lassen würde, was er mir bereits wiederholt sagte... leider herrscht bei uns starker arbeitermangel und nachschub kommt kaum.
Ich danke euch, für eure Hilfe. 😊
6 Antworten
Die Formulierung "...erledigt die ihm übetragenen Tätigkeiten stets zu unserer vollen Zufriedenheit" wäre umgerechnet auf eine Schulnote eine 2. Diese "Codes" kann man googeln.
"bewältigt alle Aufgaben in zufrieden stellender Weise" wäre Noten technisch eine 3.
Mir ist eher unklar welche Formulierungen du als zweideutig auffasst. Ich denke aber schon, dass deine Selbsteinschätzung mit dem Zwischenzeugnis etwas kollidiert aber ich bin nicht der Ansicht, dass es da etwas auszusetzen gibt.
In die Permanente Eigeninitiative kann man sich in der Tat was negatives reininterpretieren. Allerdings ist der Rest gut genug, dass ich die Gefahr, dass dies in Wahrheit negativ gemeint ist, als eher gering einschätze.
Das ist und bleibt eine schwammige Aussage (weder gut noch schlecht).
Ein Personaler (des neuen Betriebs) steht ja auch vor der Frage, ob der andere Ahnung hatte, und den Mitarbeiter bewusst gut/schlecht bewertet hat, oder ob er keine Ahnung hatte und ihn nur zufällig/unbewusst gut/schlecht bewertet hat.
Wenn sich ein Personaler strikt an die Standartphrasen hält, ist das einfach zu erkennen. Sind wie in deinem Fall wenig Standartformulierungen drinnen, wird das ganze selbst für Personaler schwammig. Und auch für Personaler gilt, dass man nicht mit endlos viel Fantasie ein Arbeitszeugnis untersuchen kann.
Das Zeugnis ist insgesamt nicht so gut.
Es ist zu kurz, über einen langjährigen Mitarbeiter sollte es mehr zu sagen geben.
Die genannten Aufgaben lassen nicht auf einen wichtigen und äußerst wertvollen Mitarbeiter schließen. Dafür ist das Aufgabengebiet zu gering und der Verantwortungsbereich nicht gerade hoch.
Der Bewertungsteil ist zu oberflächlich, nicht individuell genug. Der Text lässt sich auf so ziemlich jede Person und jeden Beruf anwenden. Bei einer langjährigen Tätigkeit sollte es gerade hier sehr viel mehr zu sagen geben.
"Permanente Eigeninitiative" ist eine unglückliche Formulierung. Das kann auch jemand so verstehen, dass Du Anweisungen ignorierst.
Dann stimmen die Bewertungen nicht überein. "...in zufrieden stellender Weise..." wäre nach Schulnoten eine Vier, also gerade noch bestanden. "...stets unserer vollen Zufriedenheit..." wäre in Schulnoten eine Zwei. Das passt nicht zusammen.
Auch Grammatik und Rechtschreibung spielen eine Rolle. Man schreibt 'in zufriedenstellender Weise' und, wie schon gesagt wurde, 'genauso wie'. Allein schon deswegen kann neues Zeugnis fordern.
In diesem Kontext bezieht sich das "genau" auf die Arbeitsweise, es fehlt allerdings anschließend das Komma.
Ja, stimmt, das kann man tatsächlich auf zwei Weisen lesen. Noch ein Grund mehr, ein neues Zeugnis zu fordern.
Bis auf das stets zu unserer vollen Zufriedenheit (was der Note 2 entspricht) lässt das Arbeitszeugnis (im Verhältnis zu anderen Arbeitszeugnissen) recht viel Interpretationsraum.
Das mit der Zweideutigkeit hast du schon gut erkannt. Du hast ja bestimmt schon davon gehört, das gewisse Phrasen bestimmte Noten bedeuten und das für schlechte Noten sehr zweideutige Phrasen benutzt werden. Er bemühte sich stets nach Kräften, heißt so viel wie Note 5, weil das im Klartext heißt, dass man mit seinen Aufgaben überfordert war. Formulierungen, die man eindeutig in ein schlechtes Arbeitszeugnis übersetzen kann, finde ich aber keine.
Ein weiterer Anhaltspunkt wäre noch die eher gering ausfallende Übertreibung. Superlative und viele „stets" sind ein gutes Zeichen. Je mehr und je übertriebener man über den Klee gelobt wird, desto besser. Das seh ich in deinem Zeugnis nun leider wenig. Es sind keine Phrasen drinnen, die dich eindeutig schlecht machen. Welche die dich auf eine 1 bringen aber auch nicht. Vielleicht kommt das auch dadurch zustande, dass derjenige der das geschrieben hat, nicht der größte Arbeitszeugnisschreiber ist und über die Bedeutung nicht weiß.
Also alles in allem denke ich, dass sich eine genaue Aussage über die Note schlecht treffen lässt. Das ist hier ein bisschen schwammig, da wenig von den Standartphrasen verwendet werden (bis eben auf die oben genannte). Müsste ich tippen, würde ich am ehesten auf ein mittleres Zeugnis tendieren.
PS: Ein Arbeitszeugnis (eins wenn man den Betrieb verlässt) sollte einen abschließenden Satz ungefähr wie „Herr ... verlässt das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Wir bedauern den Verlust von ... zutiefst, und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg" Denn das wäre eine 1.
Such mal bei Ecosia (bessere Googlealternative) nach den Begriffen, Zeugnisdeutsch, oder Zeugnissprache. Da steht mehr zu konkreten Phrasen.
https://www.zeugnisdeutsch.de/arbeitszeugnis/geheimcodes.php
PS: Das Herr ... überzeugt konstant durch seine sehr hohe Zuverlässigkeit. Ist ein gutes Zeichen!
Und btw: Ich hab noch was gefunden, womit du ein neues Arbeitszeugnis anfordern kannst.
Da steht genau sowie. Es muss aber heißen genauso wie.
Soweit ich weiß hat man Anspruch auf ein rechtschreibfehlerloses Zeugnis. Damit kannst du nochmal zum Personaler gehen und höflich darum fragen, ob er dir „nebenbei" ein paar Wörter wie „größte" „sehr" etc., halt die oben genannten Superlative einbauen kann.
Viel Erfolg!
Ich denke, dass einfach nur ein Komma hinter genau kommen sollte. Dann ist es eher als Aufzählung zu verstehen und dann passt sowie.
Nein, das stimmt nicht, dass hier genauso wie stehen muss, das macht doch in diesem Kontext überhaupt keinen Sinn. Er arbeitet " genau", sowie.... Es fehlt lediglich ein Komma.
Ich finde es sehr gut, wobei volle Zufriedenheit nicht vollste ist, aber es halten sich eh nicht alle an den code.
das mit der permanenten Eigeninitiative ist etwas schräg vor allem in Kombination mit den Fachkenntnissen und Weiterbildung. Ich würde das permanent weglassen. Das Ganze tönt etwas nach nervigem Besserwisser ohne das die Arbeit getan wird. Aber ich kenne die Branche nicht.
Mir fehlt ein wenig die gute Leistung, es ist viel von Initiative, Weiterbildung (ist das nötig bei einem so kleinen Aufgabenbereich?), Kenntnisse und Bereitschaft die rede, aber eher weniger das viel dabei raus kommt.
Für mich tönt es aber auch nach einer sehr interessierten, initiativen, eher unterforderten Person die gut und flexibel mit schwierigen Situationen klar kommt und normal verträglich ist.
Fazit:
Leistung/Geschwindigkeit fehlt
permanent hinterfragen und rausstreichen
Fachwissen hinterfragen, ob es nicht wichtig ist, ev. streichen
Das ist an sich ein gutes Zeugnis. Dein Aufgabengebiet scheint jedoch ein sehr begrenztes zu sein. Warum?
Belastungssituationen sind auch nicht so dein Ding.
Leider klingt mein Aufgabenbereich tatsächlich sehr beschränkt, was praktisch nicht wirklich der Fall ist. Denoch ist mir jetzt nicht aufgefallen, dass ein Aufgabenbereich komplett fehlt. Die flexible einsetzbarkeit in der kompletten montagelinie (springer). Vielen Dank dafür.
Die "Springertätigkeit" sollte unbedingt mit hinein, damit Du darauf auch im endgültigen Zeugnis Anspruch erheben kannst!
Oh ja, das muss mit rein!
Permanente Eigeninitiative? Ich mach alles? Nur nicht das was ich soll? Belastbarkeit in zufrieden stellender Weise? Überzeuge durch hohe Zuverlässigkeit? Ist das nicht selbstredend? Wie gesagt, ich kenne mich leider mit personalwesen nicht aus. Und wie du so schön sagtest. Das Zeugnis kollidierte wahrhaftig mit meiner Selbsteinschätzung