Was sagt ihr zu der ALG Sanktion wegen nicht wichtigem Grund?

Wenn du mit einer Magen-Darm- Grippe und Fieber ausfällst, dann kann eigentlich nicht erwartet werden, dass du im JobCenter aufschlägst und alle ansteckst.

Wenn du aber nur eine (Beispiel) Verstauchung, Zerrung, nen Arm auf einer Schiene, so etwas in der Art, hast, dann könntest du trotzdem ins JC kommen. Immerhin gehst du damit ja auch raus und erledigst deine Besorgungen.

Wenn dein Arzt dir bescheinigt, dass dir für ein paar Tage das Verlassen der Wohnung nicht zuzumuten ist, dann wäre das - aus meiner Sicht - schon etwas spezieller-

Dein Arzt gibt dir keine "Krankmeldung", sondern eine "Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung" (AU). Das bezahlt die Krankenkasse, auch wenn du gar keiner Arbeit nachgehst.

Manchmal genügt das beim Jobcenter, um einen Termin zur Vorsprache zu verschieben. Manchmal verlangt das Jobcenter aber auch eine "Wegeunfähigkeitsbescheinigung" - also einen Attest, wonach du den Weg zum Jobcenter nicht bewältigen kannst.

Dafür kann der Arzt Geld von dir verlangen, das übernimmt die Krankenkasse nicht. Aber wenn das Jobcenter eine solche Wegeunfähigkeitsbescheinigung von dir verlangt, erstattet es auch die Kosten dafür.

Gruß aus Berlin, Gerd

PS. Eine normale gelbe "Krankschreibung" (AU) besagt nur, dass man seine Arbeit nicht ausüben kann. Mit einem verstauchten Finger betrifft dies etwa eine Tippse oder einen Kraftfahrer, kaum aber einen Lehrer - und schon gar nicht einen Arbeitslosen! Der muss in der Regel nachweisen, dass er keine halbe Stunde im Bus sitzen kann und im Wartebereich ...

Die Vorlage einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist grundsätzlich als wichtiger Grund anzuerkennen. Arbeitsunfähigkeit ist jedoch nicht in jedem Einzelfall gleichbedeutend mit einer krankheitsbedingten Unfähigkeit, zu einem Meldetermin zu erscheinen.

Jedenfalls nach vorheriger Aufforderung kann vom Leistungsberechtigten auch ein ärztliches Attest für die Unmöglichkeit des Erscheinens zu einem Meldetermin verlangt werden (Bundessozialgericht, Urteil vom 9.11.2010 – Az. B 4 AS 27/10 R).

Die Kosten für die Ausstellung des Attestes können in angemessenem Umfang übernommen werden. Dies sind die nach Ziffer 70 der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) vorgesehenen Gebühren für eine kurze Bescheinigung, und zwar in Höhe des bei Privatrechnungen üblichen 2,3fachen Satzes, mithin derzeit 5,36 EUR. Höhere Kosten werden nicht übernommen.”

Das Auffassung des BSG wird inzwischen von der Arbeitsagentur und den Jobcenter übernommen und angewendet.

Solltest Du keine vorherige Aufforderung erhalten haben, ein zusätzliches Attest einzureichen, dann wäre die Sanktion rechtswidrig - Einspruch einlegen...

Dem Amt kannst leider nicht trauen, die haben teilweise ihre ganz eigene Rechtsauffassung. Steht in der Einladung drin, das du eine Wegeunfähigkeitsbescheinigung brauchst? Wenn nicht, hat das Amt schon verloren. Widerspruch einlegen, wenn sie diesen ablehnen, klagen vorm Sozialgericht.

Denn wenn dies nicht explizit in der Einladung steht, reicht eine normale Krankmeldung aus.

Wegen was bist du krankgeschrieben?

Mal so gesprochen: Wenn du nicht gehbehindert oder nicht hochansteckend bist oder durch Dauerdurchfall oder massive Kreislaufprobleme nicht in der Lage bist, dich aufrecht zu halten, dann kannst du durchaus zu einer Einladung erscheinen.