Wie wichtig ist der Tracking Error bei der Auswahl eines Aktienfonds?
Sollte man bei der Auswahl eines Fonds stark auf den Tracking Error achten? Sagt er dem Anleger wirklich viel über die Qualität des Fonds aus?
2 Antworten
Was der Tracking Error ist, kann man hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Tracking_Error, wo von Benchmark, also einem Vergleichsmaßstab, die Rede ist.
International orientierte aktive Aktienfonds können als Benchmark z. B. den Index MSCI World haben. Wäre bei solchem Fonds ein sehr geringer Tracking Error zu diesem Index ein positives Qualitätsmerkmal, dann wäre es m. E. besser, kostengünstiger und sinnvoller gleich einen ETF auf diesen MSCI World zu nehmen.
Wäre aber ein hoher Tracking Error ein positives Qualitätsmerkmal, dann wäre der ETF ungeeignet und - möglicherweise - ein aktiv gemanagter Aktienfonds "besser". Das hieße aber, dass bei einer Indexabschwächung der Fonds mit hohem Tracking Error noch schlechter als der Index verläuft und bei einer Indexerhöhung der Fonds besser als der Index abschneidet. Da beide Verläufe sich eliminieren können, aber nicht müssen, und der Fondsinvestor eigentlich das Ziel hat, stets besser als der Index abzuschneiden, ist m. E. der Tracking Error ein ungeeignetes Qualitätsmerkmal.
Ein Tracking Error ist nur für einen Tracker interessant, d.h. ein Instrument, das einem anderen Wert möglichst genau zu folgen verspricht. Hat man beispielsweise einen ETF oder ein Indexzertifikat auf den DAX, dann würde man gerne eine einfache Formel wie "DAX-Punkte geteilt durch 100" haben, um den Wert eines Anteils des Produkts zu bestimmen.
Durch die Konstruktion mancher Tracker gelingt dies nicht perfekt. Für den S&P 500 müsste man im richtigen Verhältnis immer alle 500 Werte im Portfolio haben und diese Proportionen bei Dividendenzahlungen oder sonstigen Kapitalmaßnahmen nachziehen. Das ist praktisch unmöglich, denn ein Tracker muss ja auch Managementgebühren abwerfen, die in diesem Fall zusätzlich zur Performance des Index erwirtschaftet werden müssen, um keinen Tracking Error zu liefern.
Für gewöhnliche Fonds wünscht man sich, daß diese zumindest Aufwärtsbewegungen eines Benchmarks mitmachen, jedoch in Abwärtsbewegungen robuster sind, d.h. nicht so tief fallen wie das Benchmark. Lies mal zu Alpha und Beta nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Alphafaktor
Mit anderen Worten: ein Tracking Error kann nur für ein Tracking-Produkt wie ein Indexzertifikat, ein ETC, ein ETF oder einen Indexfonds sinnvoll sein, um die Güte des Trackings zu beurteilen. Über die für einen Anleger ja eigentlich interessante Performance sagt das nichts.