Was bedeuet der Begriff "gebundener Sollzinssatz"?

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Sollzinssätze in Kreditangeboten können in verschiedenen Formen definiert werden:

  • gebunden: über die Laufzeit des Darlehens fest, d.h. es gibt keine Anpassungen bedingt durch die Kapitalmarktentwicklung. Nach 10 Jahren kannst Du das Darlehen kündigen, auch wenn die Sollzinsbindung länger zugesagt wurde.

  • variabel mit Referenzzinssatz: hierbei wird der Aufschlag auf Euribor 12m oder andere Referenzzinssätze des Kapitalmarkts definiert. Liegt der Euribor also z.B. bei 0,56%, so könnte Dein Darlehensvertrag einen Aufschlag von 1,5% vereinbaren - macht also 2,06% Zinssatz. Ändert sich der Referenzzinssatz, so wird monatlich oder quartalsweise angepaßt.

  • variabel nach Bank-Usance: das findet man z.B.bei Dispo-Zinsen, die von der Bank nach einem nicht offengelegten Schema definiert werden. Sinken Kapitalmarktzinsen, müssen diese Zinsen nicht auch fallen. Steigen Kapitalmarktzinsen, steigen die Darlehenszinsen meist auch. Die Festlegung erfolgt monatlich oder quartalsweise.

Für Privatkundendarlehen werden in Deutschland meist gebundene Sollzinssätze vereinbart. In anderen Ländern sind es oft auch variable Zinsen, was die Finanzierbarkeit von z.B. Immobilien natürlich etwas wackeliger macht.

Wichtige Eckdaten eines Darlehens für Dich:

  • Sollzinssatz

  • Zinsbindungsdauer

  • Tilgungsrate

  • Vertragskosten

  • Sondertilgungsoptionen

Es handelt sich um eine Legaldefinition gemäß § 489 Abs. 5 BGB: "Sollzinssatz ist der gebundene oder veränderliche periodische Prozentsatz, der pro Jahr auf das in Anspruch genommene Darlehen angewendet wird. Der Sollzinssatz ist gebunden, wenn für die gesamte Vertragslaufzeit ein Sollzinssatz oder mehrere Sollzinssätze vereinbart sind, die als feststehende Prozentzahl ausgedrückt werden. Ist für die gesamte Vertragslaufzeit keine Sollzinsbindung vereinbart, gilt der Sollzinssatz nur für diejenigen Zeiträume als gebunden, für die er durch eine feste Prozeintzahl bestimmt ist."

Steht nur für einen Teil der gesamten Vertragslaufzeit der Zinssatz nicht fest (also z. B. eine nur 10-jährige Zinsbindungsdauer), dann ist es kein gebundener Sollzinssatz.

Umgangssprachlich kann man hingegen den gebundenen Sollzinssatz auch anders verstehen, nämlich fest für die genau bezeichnete Teilperiode der Vertragslaufzeit. Aber dann wäre auch ein Zinssatz auf Basis des 3-Monats-Euribors ein gebundener Sollzinssatz, nämlich für genau diese 3 Monate. Danach wird ein neuer Sollzinssatz auf der Basis des dann gültigen Euribors festgelegt.

Der Zinssatz kann für eine bestimmte Laufzeit (Zinsbindungszeit) fest vereinbart (gebunden) oder variabel (nicht festgelegt) vereinbart sein.